Das Kulturgesetz der Völker zur Weltverjüngung
geschlagen hat. Seine unvergänglichste Größe, weltbe-
stimmend auch für die Andern, fand es immer im Rin-
gen um Neu- und Höherprägungen des Gottgedankens,
wenn er, wie zu Luthers Zeiten, sich heillos zu verdun-
keln begann. Hand in Hand damit geht der deutsche
Kampfesmut für diesen Gottgedanken, der zu jedem
Kreuzzug bereit ist und voll echtem Rittersinn auch den
Gottspuren des höheren Liebesgedankens im Frauenwe-
sen schirmend und verehrend zu folgen weiß. Die Ro-
mantik im deutschen Minnedienst der Vergangenheit
suchte den Eros in der wunschlosen Hingabe an un-
erreichbare Frauenideale. Romantik ist Genie des Her-
zens, voll wissender Sehnsucht für das göttliche We-
sen der Weltnatur. Sie lebt auch im tiefgründigen
deutschen Forscherblick, der die ewige Urkraft im Stoff
dem Leben technisch dienstbar zu machen weiß. — Die
nur politisch gefügte, alte mechanische Einheit des
deutschen Reiches verfiel so rasch wieder den heutigen,
schweren Erschütterungen, weil ihr dieser organisch-
keimgewaltige Gottgrund fehlte, um den das heutige
Zeitgeschehen ringt. Seiner Unzerstörbarkeit, auch im
schlafenden Volksgrund, verdanken die Völker Indiens,
trotz aller Fremdherrschaft, ihren zähen Bestand.
Durch ihn blieben auch die Juden immer eine Einheit
von staunenswerter Widerstandskraft im Schoße ihrer
Gastvölker und unter tötlichen Verfolgungen. ;
Das deutsche Volk ist zu gleicher Einheit und zur
Erfüllung der gleichen Bestimmung berufen: Quell-
grund des Gottgedankens und seiner weltschöpferischen
[deenmacht für die Völker der Erde zu sein. Indien
war der Urquell, dem die tiefsten Erkennungsfluten
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