Das Kulturgesetz der Völker zur Weltverjüngung
sten und leisesten Schwingungen der kosmischen Le-
benswelten empfänglich machen, wacht und waltet diese
Gottwelt des Eros. Ihren Heilfluten reifen die Nöte der
Zeit entgegen unter dem zunehmenden Erkennen und
Vollbringen der Frauen.
Noch ist die Lichtspur ihrer Eigenwege im Dunkel
der letzten, wilden Entfesselung der Leidenschaften ver-
schüttet. So ist es das Kennzeichen jedes Zeitverfalls.
Doch allem Niedergang folgt Aufgang nach ewigem
Kreisgesetz der Lebensfluten. Nicht mindert sich da-
von die Macht der Leidenschaften, denn ihre moto-
rischen Antriebe sind dem Geist der stofflichen Schwere
unentbehrlich. Aber jeder Aufgang kündet sich durch
straffe und edle Zügelung der Leidenschaften unter den
Besinnungen der Vernunft und wissenden Liebe. Das
Ewig-Sittliche des Eros lebt darin, das der Seele die
Fähigkeit verleiht, die Schwerkraft der Sinne aufzuhe-
ben durch neue, höhere Wellenfluten aus seinem gött-
lichen Quellgrund. Leise, leise beginnt schon heute
diese ewige Saat unter den Trümmern des Zerfalls zu
sprießen. Namentlich im Kreise der Frauen, wo das
neue Bewußtsein der reifenden Eroswelten den eignen
Urgrund endlich findet. Ihre neue und helfende Welt-
bestimmung ist wahrlich nicht damit erfüllt, daß sie
als fünftes Rad am alten, lauten Parteiwagen der Män-
ner und unter den politischen Totengräbern der Zeit
im Getöse des Tages mit verhallen. Zur Stunde spielen
hier die Frauen, hauptsächlich aber die deutschen,
noch eine trübe Anfängerrolle, so treu und verdienst-
voll auch meist ihr Wirken ist. Sie lebten zu lange
verstummt und in engen Winkeln und tragen heute noch
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