Das Naturgesetz der Zeitenwende zur Selbstverjüngung
her erdfremd und übernatürlich klang, zeigt sich un-
serem heutigen, gereiften Standpunkt kosmischen Er-
kennens und in seinem zeitgemäßen Sprachgewand, als
die Tatsachen realer Entwicklungen unserer Men-
schen- wie Erdnatur. Von hier aus betrachtet, gewinnt
der gegenwärtige Zeitwandel erst sein wahres Gesicht
und die urgesetzlichen Grundlinien zum festen Bauplan
der kommenden Neuordnungen. Nur der Blick für die
Urideen im Zeitgesetz macht weltschöpferisch in dem
Geiste und der Stärke, deren es zum Gedeihen des Völ-
kerwerks der Zukunft bedarf. Dem Kosmotheismus
dieses Erkennens zeigt sich der christliche Weltgedanke,
befreit von der Larvenhülle seiner konfessionellen Be-
schränkungen, als das Allgemeinmenschliche und -gül-
tige für den Entwicklungsgang Aller, gleichviel welchen
Schulglaubens. Der Katholizismus diente bisher der
größeren Ideenfülle aus dem religiösen Welterbe der
heidnischen Vorzeit. Der Protestantismus wirkte in
seiner Beschränkung auf einige Hauptideen, im enge-
ren Anschluß an die Bibelgrundlagen, vereinfachend
und klärend für die Glaubensepoche der humanistischen
Intellektschulzeit. Das Werdegesetz der immer höheren
Einheiten, zur Steigerung der Schöpferenergien nach
Zeiten der Erlöschung, führt beide nun, gemeinsam mit
den sonstigen religiösen Ideenströmen, den neuen Ver-
schmelzungen im Urmeer des göttlichen Weltgedankens
und der ewigen Liebesverjüngung zu.
Nach diesem Gesetz vollzieht sich auch jegliche Staa-
ten- und Völkerentwicklung. Unter dem Haus Savoyen
verschmolzen die Fürsten-, Provinzen- und Städteregie-
rungen zur italienischen Staatseinheit, ebenso Frank-
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