Das Naturgesetz der Zeitenwende zur Selbstverjüngung
gen weiblichen Verjüngungsmächten. Ihrem periodi-
schen Übergewicht verdankt das Leben und alle Völ-
kerkulturen der Vergangenheit den zeitweiligen Auf-
schwung ihrer Hochblüten. Zwischen diesen beiden
Polen schwankte bisher die Wagschale der Entwick:
lungen für die Menschen- und Völkernatur.
Der christliche Weltgedanke begründet sich auf den
ersten, entscheidenden Entwicklungssieg des weiblich
Seelenhaften auch im Wesen des „eingeborenen Soh-
nes“, In Jesus, der mythisch gesteigerten Urgestalt
dieses kosmischen Weltreifesiegs, gewann die männ-
liche Artnatur die erste Schwelle der intelligiblen See-
lennatur, die heimführt in den Urschoß der ewigen
Liebeswelten. Die Juden sind das Kernvolk der in-
tellektuellen, männlichen Mittelstufe der kosmischen
wie kulturellen Völkerentwicklung. Sie sind das Ur-
bild des Ewig-Männlichen, des „eingeborenen Soh-
nes‘ im Weltgrund des Südens, wie die deutsche
Seele das Urbild der „allgeborenen Tochter“ im
nördlichen Kulturgrund ist. Aus ihrem Wesenskreis
mußte daher auch der weltentscheidende, gotthaft-
wirkliche Reifekeim der höheren Erosnatur erste-
hen als Verheißung des künftigen Zieles für die Ge-
samtheit. Es ist der Sinn unserer großen Zeitenwende,
nun dieser Schwelle der Erosweltreife für alle Völker
und Volksschichten Raum zu brechen. Ihre eigentliche
Vollendung im Westen, die der Süden noch nicht
kannte, besteht im ergänzenden Ausgleich des -reifen-
den Kraftphänomens auch von weiblicher Seite. Wie
die männliche Intellektnatur sich in Jesus zur neuen
Seelenvollendung der großen Eroswelt erhob, so voll-
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