Das Naturgesetz der Zeitenwende zur Selbstverjüngung
denskraft am größten ist im heutigen Zeitverfall, wird
künftig das erste hier am Ziele sein. Die Schöpferfluten
nächster Gottnähe durchdringen Jeden mit helfender
Urmacht, der diesen Keimgrund aller Lebensdinge rin-
gend gewann, ohne unter den Prüfungen des Faust-
weges zum letzten Grunde feige zu ermatten oder halt-
los zu verkommen. Dieser Untergang ist nur das Los
der Halben auf diesem Weg der Erwählung und Aus-
lese zur höchsten Selbstbestimmung. Der Zeugungs-
strahl des ewigen Weltgedankens zuckt hier im Mut-
tergrunde, wie im Vatergrunde durch jedes Dunkel der
Weltennächte und bricht neuen Urfluten der schöpfe-
rischen Liebe Bahn. Er ist das Michaelsschwert des
sittlichen Heros, der‘ unter dem Schilde des Eros den
Drachen jeglicher Not zu töten weiß. Es ruht im in-
nersten Inselbereich des Ewig-Weiblichen, das nur den
großen Selbstüberwindern des Ewig-Männlichen er-
vreichbar ist. Erda, der Welt weisestes Weib, gebar hier
dem Gott sein urwissendes Kind, Brünnhild, das Ur-
bild seines höchsten Eigenwillens. Als der Gottheit
„allgeborene‘“ Tochter ruft das Ewig-Weibliche den
„eingeborenen‘“ Sohn zu den Höhen seiner Naturvol-
lendung, wo er zur erlösenden Weltsendung reift.
Wenn seine Einzelsinnenkraft zum Allsinn sich wei-
tete, dem Weltborn der ewig-verjüngenden Liebes- und
Ideengewalt; wenn sein Fuß den verblendenden Flam-
menwall der eignen Leidenschaften löschend durch-
schritt; dann naht die Stunde neu beseelender Welten-
tat, deren kündender Ruf uns heute umdröhnt. Schon
zeigen die Dornen aller schlafenden und gekreuzigten
Urliebe die Eosmorgenröte ihrer frischen Knospung.
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