Full text: Der Kasseler Einzelhandel

98. 
anscheinend stärker entgegenstellten. Im Volksblatt vom 16.4.21 
wird darauf hingewiesen, "dass der Konsumverein ganz besonders unter 
der unsicheren Marktlage und der schwankenden Preisgestaltung der 
Waren zu leiden habe. Infolge ihres grossen Bedarfes und des gro- 
ßen Kreises von Mitgliedern, den sie zu versorgen haben, sind sie 
gezwungen, eine gewisse Vorratspolitik zu treiben, damit sie Waren 
am Lager haben. Wiederholt sei dem Verein der Vorwurf gemacht, daß 
er zu wenig Waren am Lager habe. Sei aber einmal eine grössere Be- 
stellung erfolgt und es trete plötzlich ein Preissturz ein, wie es 
Anfang dieses Jahres beim Schmalz der Fall war, dann seien für den 
Verein grosse Verluste unvermeidlich, und aus diesem Grunde sei es 
zu verstehen, wenn der Verein nicht ohne weiteres allen Preisschwa 
kungen folgen könne. Beim privaten Handel liege die Sache anders. 
Zum Teil hätten besonders die Kleinhändler keine grossen Läger, so 
dass bei den kleinen Quanten der Verlust nicht allzu gross wäre, 
und zum andern hätten die meisten während des Krieges und nachher 
so gute Geschäfte gemacht, dass sie ruhig einmal einen Verlust ein 
stecken könnten". "Die Kleinhändler” - heisst es weiter - "hätten 
sich straff organisiert und wollten die Konsumvereine zu Boden rin 
gen". Ste hofften, dass ihnen das durch die Preisunterbietung ge- 
länge und sähen im übrigen einen Bundesgenossen im Achtstundentag”. 
Neuerdings klagen die Konsumvereine ebenso wie der Handel über die 
Erschöpfung des Betriebskapitals und verlangen - im Gegensatz zu 
den Gewerkschaften - die Zulassung des Wiederbeschaffungspreises 
beim Warenverkauf. Im "Volksblatt" von 28.8.22 heisst es: "Die 
Konsumgenossenschaften haben ihr Betriebskapital zugunsten ihrer 
Mitglieder ausverkauft. Es ist daher unbedingt die Pflicht der Mit 
glieder, das Betriebskapital durch Erhöhung des Geschäftsanteils 
wieder aufzufüllen. Es muss sobald als möglich zu dem Grundsatz 
übergegangen werden, dass für jede Ware ausser dem Aufschlag zur 
Deckung der Geschüftsunkosten der Preis gilt, der erforderlich ist 
um die gleiche Warenmenge wieder einzukaufen”. Aus derartigen Äuße 
rungen, die aus der Fachpresse noch stark vermehrt werden könnten, 
geht hervor, dass der Konsumvereinsbewegung Schranken gesetzt sind
	        
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