Full text: Der Kasseler Einzelhandel

83. 
einzelnen Konsumenten zu stellen, und darum war die Beschrän- 
kung des Einzelhandels der einzig mögliche Weg. Die städtische 
Verteilungsgaszentrale war ständig bemüht, im Verkehr mit den etwa 
800 angeschlossenen Geschäften möglichst die Härten zu mildern, 
die bei dem Verteilungsverfahren unvermeidlich sind. In einzel- 
nen Fällen sind Verstösse gegen die Bestimmung der Stadtverwal- 
tung nachgewiesen worden, die zur Entziehung der Lebensmittel- 
zuteilung führten. Die Verteilungszentrale nahm bei der Einbe- 
ziehung von Geschäften in den Verteilungekreis grundsätzlich 
darauf Rücksicht, ob die Geschäfte auch früher die in Betracht 
kommenden Lebensmittel geführt haben, weil sonst durch unsach- 
gemässe Behandlung Verluste zu befürchten gewesen wären. Anträ- 
ge von solchen Geschäften, die sich durch Anschluss an die Le- 
bensmittelverteilungszentrale einen neuen Erwerb suchten, muss- 
ten daher abgelehnt werden. Im ganzen war es unausbleiblich, 
dass die einzelnen Geschäftsbetriebe sich gegenüber den Frie- 
denszeiten benachteiligt fühlten: infolge der Warenknappheit 
konnte nur wenig Ware umgesetzt werden, die Verdienste waren 
demnach gering. Ferner konnte die Geschäftstüchtigkeit des ein- 
zelnen Kaufmanns sich nicht genügend auswirken, da die Waren- 
zuteilung durch die Stadt gleichmässig an alle Geschäfte erfolg 
te. An die Arbeitskraft der Kaufleute wurden fast unnögliche A 
sprüche gestellt. Sie mussten mit ihren Familien Nächte hindur 
arbeiten, um die kleinen und kleinsten Mengen (z.B. 30 g Marga 
rine, 50 g Grleß, 50 g Reis usw.), die zur Verteilung gelangte 
abzuwiegen. Die Marken, die das Publikum bei Empfang der War 
abzuliefern hatte, mussten vom Kaufmann einzeln auf Bogen auf- 
geklebt werden, was auch viel Zeit und Mühe erforderte. Ein ge 
wisser Ausgleich für diese Nachteile wurde manchen Geschäften 
dadurch geboten, dass die Borgwirtschaft fast ganz aufhörte, 
und dass der an der einzelnen Ware zu erzielende Gewinn von Ko 
junkturschwankungen nicht mehr beeinflusst wurde. Das Risiko 
trug allein die Stadt, die manchen Schaden zu verzeichnen hat 
Einzelne Geschäfte trieb sie allerdings bewusst als Zuschussg 
schäfte, um der Bevölkerung den Genuss besonders wichtiger
	        
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