Full text: Der Kasseler Einzelhandel

81. 
Da diese Lebensmitteln unter Zugrundelegung der Bevölkerungs- 
ziffer zugewiesen wurden, musste eine straffe Verteilungsorga- 
nisation geschaffen werden. Im Gegensatz zu dem in anderen 
Städten eingeführten Kundenlistensystem wählte man in Kassel 
das sogenannte Nummernsystem, bei dem jede Haushaltung eine 
Nummer hatte. Durch Nummernaufruf in den Zeitungen wurde die 
Verteilung praktisch geregelt. Vorteile dieses Systems waren, 
dass eine Verteilung an die gesamte Bevölkerung auf wenige Ta- 
ge zusammengedrängt, aber bei langsamem Eintreffen der Waren 
auch auf Wochen ausgedehnt werden konnte, ferner, dass eine 
vollkommene Erfassung aller, auch der kleinsten bei einen Ver- 
kauf übriggebliebenen Restbestände möglich war. 
Im Juli 1915 hat die Stadt einen eigenen Verkaufsladen 
eingerichtet. Er war ursprünglich bestimmt zum Verkauf der 
städtischen Fleischkonserven, dann wurden weiter Gemüsekonser- 
ven, Fischkonserven, Marmeladen, Butter und Käse geführt. Die- 
ser Verkaufsladen wurde in steigendem Unfang in Anspruch ge- 
nommen. Nach dem 3.Bericht der städtischen Lebensmittelkommissi- 
on betrug die höchste tägliche Kundenzahl 23.12.1915 3193. 
Nach demselben Bericht wurden an diesem Tage umgesetzt an 
Butter 2789,10 M 
Käse 346,72 " 
Konserven 102,50 " 
Speck und 
Schmalz 1287,84 " 
4526,16 M 
Zu der Zelt, wo das Geschäft eingerichtet wurde, bestanden 
Höchstpreise noch nicht. Das Geschäft sollte daher den Haupt- 
zweck haben, auf die Warenpreise verbilligend einzuwirken. Da- 
neben beabsichtigte man, Waren solcher Art, die nur in gerin- 
gem Umfange beschafft werden konnten oder infolge ihres Prei- 
ses keinen weiteren Aufschlag vertrugen und deshalb nicht zur 
Verteilung in den Privatgeschäften geeignet waren, unmittel- 
bar den Verbrauchern zuzuführen. Nach Erfassung und Zentrali- 
sierung nahezu aller Lebensmittel und Erlass von Höchstpreisen 
war der Hauptzweck der Preisregulierung durch diese städtische
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.