70.
IV. Abschnitt
Sonderformen des Kasseler Einzelhandels.
11. Kapitel: Das Warenhaus in Kassel.
Seit dem Jahre 1911 besteht in Kassel ein Warenhaus. An
seiner Stelle stand früher das alte königliche Theater, das
nach der Vollendung des neuen (1909) niedergelegt wurde. Die
durch den Abbruch entstehende Baufläche wurde von einem aus
3 Banken (L. Pfeiffer, Dresdner Bank und Diskonto-Gesellschaft)
und 2 Kasseler Architekten bestehendem Konsortium angekauft.
Man plante zunächst die Durchlegung einer neuen Strasse (der
im Verlauf der Arbeit schon genannten Opernstrasse), die je-
doch nur für den Fall, dass mindestens 4 Grundstücke der ge-
samten Baufläche verkauft würden, von der Stadt genehmigt wur-
de. 3 von diesen waren bald untergebracht. Die Verwertung des
4. , grössten, am Schnittpunkt der oberen Königstrasse mit der
neuen Opernstrasse gelegenen, machte Schwierigkeiten. Es konn-
te nur eine Anlage grösseren Umfanges in Betracht kommen, etwa
ein Hotel oder ein Warenhaus. Die Hotelpläne zerschlugen sich,
für ein Warenhaus wurde aber in der Stadt Stimmung gemacht mit
dem Hinweis darauf, dass viel kleinere Städte bereits im Be-
sitz eines solchen wären. Das rief natürlich Widerstand in den
Kreisen der Kaufmannschaft, die das bisherige Nichtvorhanden-
sein eines Warenhauses in Kassel als besonderen Vorteil ange-
sehen hatte, hervor. Die Verwertung des Grundstückes drängte:
aus dem Erlös sollten die Baukosten des neuen Theaters zum
grössten Teil bestritten werden. Die Architekten, denen die
Bauleitung des neuen Hauses übertragen worden war, waren eben-
so wie das Konsortium an der raschen und günstigen Verwertung
des Grundstückes besonders interessiert. Sie boten der Leon-
hard Tiertz A.G. in Köln den Platz als für ein Warenhaus be-
sonders geeignet und gut gelegen an. Tietz war zunächst zurück-
haltend und wollte in einem ungewissen Unternehmen nicht