Full text: Der Kasseler Einzelhandel

68. 
10. Kapitel: Kaufmännisches Bildungswesen. 
Seit dem 1. Mai 1876 besteht in Kassel eine Handelsschule. 
Sie ist gegründet worden vom kaufmännischen Verein und ging im 
Jahre 1896 in den Besitz der Handelskammer Kassel über. Die 
Schule gliederte sich in eine Vorstufe und eine Fachklasse mit 
je einjährigem Lehrplane. Da der Besuch freiwillig war, vereinig- 
te sie in sich nur einen verhältnismässig kleinen Teil der in 
Kassel ausgebildeten Handlungslehrlinge. 1905 wurde von der 
Stadt ein schon früher vom Magistrat gestellter Antrag auf Er- 
richtung einer Schule mit 3jährigem Pflichtbesuch angenommen. 
Diese im Jahre 1905 gegründete kaufmännische Fortbildungsschule 
der Stadt Kassel übernahm die Räumlichkeiten der alten Handels- 
schule von der Handelskammer zur Miete. Wie aus den seit 1905 
erscheinenden Jahresberichten der Schule hervorgeht, besteht die 
Schule aus 4 Abteilungen: Der Vorstufe werden alle ungenügend 
vorgebildeten Schüler zugewiesen und hier im Deutschen und Rech- 
nen so weit gefördert, dass sie zum Fachunterricht zugelassen 
werden können. Die Handelsfach-Abteilung besteht aus 3 aufstei- 
genden Stufen (Unter-, Mittel- und Oberstufe), die wieder in 
Halbjahrsklassen geteilt werden. In die sogenannte höhere Abtei- 
lung werden nur diejenigen Schüler aufgenommen, die mindestens 
die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienste er- 
worben haben. In freiwilligen Kursen wird endlich Gelegenheit 
zur weiteren Vertiefung aller Kenntnisse geboten. Am 1.4.1907 
wurde die bis dahin von der Drogistenvereinigung unterhaltene 
Drogistenfachschule mit der kaufmännischen Fortbildungsschule 
vereinigt, so dass zu den übrigen 4 Abteilungen 1 Drogisten-Ab- 
teilung hinzukommt. Allen Drogistenlehrlingen ist es vom 2. Schul- 
jahre an freigestellt, an dem Unterricht in Chemie und Drogen- 
kunde teilzunehmen. 
In den Jahresberichten finden sich Angaben über die Art der 
Betriebe, in denen die angemeldeten Schüler und Schülerinnen tä- 
tig sind. Aus diesen Angaben geht hervor, dass die Schüler und 
Schülerinnen nur zum geringen Teil in Bankgeschäften, Warengroß-
	        
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