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Blumenhandel.
Eine Ware, die wohl unter normalen Verhältnissen nie mit
anderen kombiniert worden wäre, ist die Blume. Vor etwa 40
Jahren, als die Gärtnereien mehr und mehr aus der unmittelba-
ren Nähe der Stadt verdrängt wurden und sich hier daher ein
Bedürfnis für den Verkauf von Blumen einstellte, entstanden
die ersten Blumengeschäfte. Auch in dieser Branche ist, ent-
sprechend den steigenden Ansprüchen des Publikums, auf eine
ständige Steigerung der Warenqualität hingearbeitet worden, in
dem seltene und kostbare Blumen und Pflanzen in auswärtigen Ge-
wächshäusern gezogen oder vom Ausland eingeführt wurden. Seit
etwa 10 — 15 Jahren hat man auch der künstlerischen Ausstattung
des Grabschmucks grössere Sorgfalt zugewendet, namentlich seit-
dem man in protestantischen Gegenden in Anlehnung an den Aller-
seelentag ein Totenfest eingeführt hat. Da dies auf den letz-
ten Sonntag im Kirchenjahr, also Ende November, verlegt wurde,
kamen lebende Blumen nicht mehr in Frage; der Erfindung von
geschmackvollen Anordnungen war aber umso mehr Raum gelassen.
In dem Warenkreis der Blume passt keine andere Warengat-
tung, höchstens eine Vase oder Blumenschale, Gegenstände, die
verschiedentlich auch schon im Blumenhandel geführt wurden.
Wenn heute der Kasseler Blumenhandel - wie der Leiter der Fach-
Ortsgruppe berichtete - im Begriff steht, sich auch anderen Wa-
ren zuzuwenden, so geschieht das aus einer Notlage heraus. Blu-
men werden in immer geringerem Umfange gekauft. Tafelschmuck
für Gesellschaften fällt fast ganz fort, Blumengeschenke an
festlichen Tagen werden immer spärlicher. Ein Blumenhändler
klagte sehr darüber, dass man in Kassel längst nicht für Blu-
men die Preise ausgeben wolle, die auswärtigen Aufträgen zu-
grunde lägen. Das heute kaufkräftige Publikum hat überhaupt
keinen Sinn für Blumen, und der Blumenhandel, der sich nicht
ein Warenlager halten kann und daher stets zu neuem Einkauf
gezwungen ist, leidet am meisten unter den wirtschaftlichen
Schwierigkeiten der Zeit. Die Kasseler Blumenhändler haben