Full text: Brief von Georg Friedrich Bischoff an Louis Spohr

Mein Hochverehrter!

Bei meiner jetzigen mußmuthigen Stimmung und anhaltenden Kränklichkeit, welche mich fast von
aller Theilnahme an Musikalischen Unternehmungen, Concerten und dergleichen fern hält, macht
es mir ein wahres Vergnügen mit Ihnen, sey es auch nur schriftlich, auf einige Augen-
blicke mich zu unterhalten. Möchten Sie bei Empfang dieser Zeilen aufnehmen!

Es betrifft nehmlich eine Bitte, die ich Ihnen vorzulegen mir erlaube
durch Folgendes veranlaßt:
In Nr. 26 der Jahrbücher des Deutschen National-Musikvereins d. J. hat ein Herr Doctor
Wöltje (Oberapellations-Gerichts-Procurator zu Celle) mit dem ich bis jetzt nie in
Berühung gekommen bin und derselbe nur als Verfasser einer gelehrten musika-
lischen Abhandlung kenne, eine so genannte Berichtigung über Musikfestn einrücken
lassen, wodurch ich mich sehr verlezt fühlen muß. Es ist Ihnen nicht unbe-
kannt geblieben, welche großen Opfer ich bei den Veranstaltungen meiner Mu-
sikfeste leider! habe bringen müssen und das Einzige was ich davon hatte, die
Ehre war: in der Musikalischen Geschichte als Stifter der neuen deutschen Mu-
sikfeste bezeichnet zu werden, worauf ich stolz sey darf und kann. Nun soll
mir aber diese Ehre geschmälert, wo nicht ganz genommen werden und zwar durch
solche eine unrichtige Aufstellung von frühern Begebenheiten, die dahin gar nicth ge-
hören und, so zu sagen, vom Zaune abgebrochen werden. Die darin erwäjhnte frühere
Aufführung der Schöpfung, von Willing in Nordhausen veranstaltet, ist mir genau
bekannt, da ich damals kurz vorher von dem dasigen Gymnasio nach Jena abging,
Willing mein Lehrer gewesen und dieser auch bei meiner ersten großen Auffüh-
rung der Schöpfung 1804 zu Frankenhausen, wo auch Ihr Anteccesor in Gotha,
Concertmeister Ernst nebst Preisings u Andere; Fischer und die Häßler, nachherige
Eberwein aus Erfurt; Hermstedt mit seinem ganzen Orchesterpersonal aus
Sondershausen; so wie viele Mitglieder der Lebestedter Capelle u.a.m.
gegenwärtig waren, mich unterstüzte.
Beide Aufführungen haben damals großen Beifall gefunden; allein Musikfeste

(Transkription Goldbach: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1840071843) 
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