7
it
RK
8
n
J
3
4
Joseph Franke, ein preussischer Husar,
machte in dem Feidzuge der Preussen wider die
Destreicher im Jahre 1778 einen Najor der letz⸗
teren gefangen. Dieser gab jenem Boͤrse und Ubr
willig hin; einen Ring aber, den er am Finger
hatte, suchte er zu verstecken. Endlich gab er
auch diesen hin; jedoch mit der Bitte, ihm den⸗
selsen, weil er ein sehr werthes Andenken fuͤr
ihn sey, einige Tage aufzubewahren, bis er Geld
erhalten wuͤrde, da er ibm denn eine nabmhafie
Summe Dukaten dafuͤr geben wolle. Der Hukar
rabm den Ring und besah ibn; hierauf ergriff
er die Hand des Offiziers, steckte ihm den Ring
an den Finger, und sagte: „Mein Herr, ich
deiße Joseph Franke und stehe in Friedenszeiten
zu Sorau in Garnison. Nehmen Sie den Ring
nun auch von mir zum Andenken, und erinnern
Sie sich mittelst desselben, daß Großmuth nicht
an den hohen Stand gebunden ist.“ Der Offi⸗
zier nahm denselben. Äls er Geld erhielt woüte
er den wackern Husaren beschenken; allein dieser
war so edel, sein gegebenes Wort zu halten, und
schlug das angebotene Geschenk großmuͤthig aus.
Als der beruͤbmte englische Feldherr, Herzog
»on Marlborough, nach dem glorreichen Siege
dei Hochstaͤdt die Gefangenen vor sich vorbei mar—
schiren ließ, fiel ihm ein franzoͤsischer Grenadier
durch sein kriegerisches und munteres Aeusere
besonders auf. Er redete ihn also an: „Gre⸗
nadier! wenn deines Gleichen 50,000 in der fran⸗
zoͤsischen Armee gewesen waͤren: sie wuͤrden sich
wohl besser vertheidigt haben.“ „Wahrhaftig!“
verfetzte der Soldat, „wir hatten in der Urmee
genug solcher Kerls, wie ich bin; es fehlte uns
blos an einem Cinzigen, wie Sie sind.“
Der bekannte daͤnische Gelehrte Hollberg
ging einst in Gedanken vertieft und ziemlich schlecht
gekleidet auf der Straße in Kopenhagen, wo er
auf einige junge rohe Leute stieß welche ihm nicht
auswichen. Hollberg blieb stehen; aber die Gro⸗
biane sagten: „wir gehen keinem schlechten Men—
schen aus dem Wege.“ — „So wil ich es denn
thun,“ versetzte Hollberg, und ging kaltbluͤtig
neben ihnen vorbei.
In den ersten Revolutionskriegen suchten die
franzoͤsischen Patrioten dem Geldmnangel, welcher
oft die Unternehmungen der Regierung hinderte,
durch freiwillige Geschenke aller Art aͤbzuheifen.
A —
bernen Schnallen dem Vaterlande zum Opfer.
In einer kleinen Landstadt wollte man dies nach⸗
ahmen·. Da aber nur wenige Einwobner derfe ben
silberne Schnallen besaßenso schoß man zusam⸗
men, ließ zweihundert Paar neue Schnallen ver—
fertigen, und uͤberreichte diese dem Convente
als einen Beweis aufopfernder Vaterlandsliebe
Ein Spanier, der sich vom Schuhslicken naͤhrte,
lag auf dem Sterbebette. Sein einziger Sehn,
welches ihn pflegte, fragte, ob er ihm noch etwas
vor seinem Tode zu sagen bätte? „denke stets
an die Hoheit unsers Geschlebts,“ erwiederte
der Sterbende, „und vergiß nie, dich derselben
wuͤrdig zu machen.“
——m—mm—
Ein guter ehrlicher Bauer ging in das Schau⸗
spiel. „Wie gefaͤllt Euch das?“ fragte ihn einer
seiner Nachbarn; „spielen die Leute nicht vortreff⸗
ich?“ „Vortrefflich?“ erwiederte der Bauer,
„das ich nicht wuͤßte; muͤssen sie sich doch erst
alles vorsagen lassen, was sie reden sollen.“
Ein Amerikaner wurde auf Pistolen gefordert,
und antwortete schriftlich: „Ich stelle mich nicht,
zus zwei Gruͤnden. Ich koͤnnte Sie, Sie koͤnn⸗
ten mich erschießen. Aus beidem wuͤrde nichts
Butes entstehen. Gehen Sie in den Wald,
uchen Sie einen Baum von meiner Corpulenz.
Stellen Sie sich in die Duell-Schußweite. Treffen
Sie den Baum, so will ich zugeben, daß ich
—An
pn nicht, so soll das Unrecht auf Ihrer Seite
eyn.“
eeीAut Seze
— —
Friedrich der Zweite, unwillig uͤber die Excesse
einiger jungen Offiziere, ließ einst den als derd
bekannten General Kamin, damals Gouverneur
von Berlin, zu sich kommen, und sagte zu ihm:
Er muß bessere Ordnung halten in der Garni⸗
son, er muß den Faͤhnrichs grob kommen!“ —
„Hm!“ entgegnete Ramin, „noch groͤber?
Ew. Majestaͤt, das wird nicht angehen, das ist
anmoͤglich!“
Als man berathschlagte, ob die Buchdruckerkunst
in England Eingang fsinden sollte, bemerkte der
Bischof von London: „Dulden wir sie, so wird
sie uns bald nicht mehr dulden.“
—
Wie man an der Hand eines reichen Mannes
selbst unaͤchte Steine ohne weitere Untersuchung
fuͤr aͤcht haͤlt, so nimmt man von einem beruͤhmten
Schriftsteller selbst das Tollste fuͤr eiwas Wan—
derbares und Erhabenes, und je toller es ist, um
o reicher, glaubt man, muͤsse der Schatz des
Inhalts seyn.
Die Stuͤrme des Lebens uͤbereilen uns und wer⸗
fen alles Berechnete zusammen, weil sie, wie die
X ihre eigene Richtung und Bewegang
aben.
Ist der Ausspruch des Ariost: „Lebt Einer
ohne Weib, der lebt nicht ohne Suͤnde!“ wahr,
so muͤßten ja die Hagestolzen unter strenge Auf⸗
sicht gestellt werden.
——— — —