lich hatte man deren nur zwanzig, und sie hielten
nicht auf dea Straßen, sondern in den vornehm⸗
slen Gasthoͤfen. Nach etwa zehn Jabren batte
man schon eine solche Menge derseiben, daß Koͤnig
Karl J. sich genoͤthigt sah, ihre Bermehrung durch
einen Befehl einzuschraͤnken. Im Jahr 1637 wur⸗
den in und um London nebst Westminster fuͤnfzig
Miethkutscher angenommen, wovon jeder nicht
In der Abwesenheit eines deutschen Fuͤrsten
meldete sich bei dessen Minister eine arme Offziers⸗
witwe und bat sehr bewegt um eine Pension.
„Es soll Ihnen geholfen werden,“ sagte der
wuͤrdige Mann. Am folgenden Tage ließ er einen
Hofsaͤnger kommen und fragte denselben, wie viel
Besoldung er erhalte. Tausend Gulden, war die
Antwort. „O,“ sagte der Minister, „Ste wuͤr⸗
den sich das Bewußtseyn einer schoͤnen Handlung
dadurch verschaffen, wenn sie sich entschließen
koͤnnten, mit einem Abzuge von zweihundert Tha⸗
ern jaͤhrlich an ihrem Gehalte die arme Witwe
eines verdienten Offiziers gluͤcklich zu machen.““
Der Saͤnger fand diese Zumuthung sehr sonder⸗
har und erwiederte trotzig, daß er lieber seine
Entlassung nehmen, als nur einen Groschen von
seinem Gehalte einbuͤßen wolle. „Sie sind ein
edelmuͤthiger Mann,“ entgegnete der Minister.
„Sie setzen mich durch diese Weigerung in den
Stand, fuͤnf Nothleidenden auf einmal zu helfen.
Hier haben Sie Ihren Abschied.“ Der herbeige⸗
rufenen Offizierswitwe machte der Minister ein
Geschenk mit zweihundert Gulden und die schrift⸗
liche Zusicherung einer jaͤhrlichen Pension von
gleichem Betrage. Die Witwe dankte geruͤhrt.
„Danken Sie nicht mir,“ sagte der Minister,
„sondern diesem Manne, welcher die Guͤte hatte,
Ihnen die Pension abzutreten.“
Maleck, Vezir des Kalifen Mostadi, besiegke
in einer Schlacht die Griechen und nahm ihren
Kaiser gefangen. Er ließ denselben in sein Zelt
fuͤhren und fragte ihn, welche Behandlung er
bon seinem Besieger erwarte? worauf jener ant⸗
wortete: „Wenn du den Krieg als ein Koͤnig
fuͤhrst, so schicke mich heim; fuͤhrst du ihn als
tin Kaufmann, so verhandle mich; fuͤhrst du ihn
als ein Fleischer, so laß mich ermorden. Der
tuͤrlische Feldherr schickte den Kaiser ohne Ran⸗
ion zuruͤck.
Als Karl V. eine Reise von Antwerpen nach
Bruͤssel machte, traten seine Pferde ein Schaf
rodt. Der Schaͤfer, welcwem sein Schaf nicht
verguͤret wurde, ließ sich bereden, den Kaiser zu
berklagen, und der Prozeß wurde wie unter ge⸗
woͤhnlichen Privatpersonen gefuͤhrt. Dies Ver⸗
fahren mißfiel dem Hofe und man setzte deshalb
Ver scchi
aͤber zwoͤlf Pferde halten sollte. Im Jahr 1652
vard die Zahl auf zweihundert, und zwei Jahre
paͤter auf dreihundert festgesetzt, wozů sechhun—
dert Pferde gehalten werden durften. Im Jahr
1694 wurde die Zahl auf fsiebenhundert, und im
Jahr 1715 auf achthundert bestimmt. — In
Warschau sind die Fiacres erst 1778 angenommen
wvorden. *
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denes.
den Richter zur Rede. „Ich bin,“ sprach der
Richter, „ein Unterthan des Kaisers, aber in
Hinsicht meines Richteramtes bin ich nur der Ge—
rechtigkeit Unterthan.“ Diese Antwort machte so
zroßen Eindruck auf den Kaiser, daß er sich die—
es Mannes von der Zeit an in den wichtigsten
Ungelegenheiten bediente und ihm bei jeder Gele—
genheit seine Achtung bewies.
Der Kardinal von Retz hatte eine Schrift her⸗
zusgegeben, in welcher ziemlich freimuͤthig von
dem Prinzen Condé geurtheilt wurde. Einer von
ꝛen Hofleuten des Prinzen fand ihn eines Tages
nit der Lektuͤre dieser Schrift beschaͤftigt, und
agte zu ihm: das Buch muß doch gut seyn,
veil ich Ihre Hoheit so emsig darin lesen sehe.
„Es ist wahr,““ antwortete der Prinz, „daß
nir das Buch viel Vergnuͤgen gewaͤhrt; denn es
nacht mich mit meinen Fehlern bekannt, welche
nir Jedermann verschweigt.“
αàιXααα
Einst ging der gelehrte Abt Terasson, Mit⸗
zlied der koͤniglichen Akademie der Wissenschaften
zu Paris (starb daselbst 1750 in einem Alter von
34 Jahren), nach seiner Art etwas sonderbar
ind nachlaͤssig gekleidet, auf der Straße. Einige
Kinder und verschiedene Leute vom Poͤbel liefen
zinter ihm her und riefen ihm mancherlei spoͤt⸗
ische Reden nach. Einer seiner Freunde, we cher
hmugerade begegnete wollte sie entfernen; allein
er Abt antwortete: „o Freund, lassen Sie doch
diese Geschoͤpfe ungestoͤrt, es macht ihnen Ver—
znuͤgen, und ich dann ihnen sonst doch weiter
nichts zu Gute thun.“
Ein Zietenscher Husar nahm im siebenjaͤhrigen
kriege einen oͤstreichischen Offizier gefangen, der
dreißig Jahre gedient batte, aber wegen des
damals uͤblichen Verkaufs der Compagnien nicht
avancirt war. Der Husar hatte dem Offizier nach
Kriegsgebrauch die Boͤrse und eine goldye Uhr
ibgenommen. „„Ach,“ klagte der letztere,, das
st also der Lohn fuͤr meine dreißigjaͤhrigen Dienste!“
ind bat ersteren, ihm etwas von dem Gelde zu⸗
ruͤckzugeben „Da hast du Alles,“ sagte diefer,
„und die Uhr auch. — Nicht pluͤndern, sondern
siegen hat mich Vater Zieten gelehrt