Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

et 
ite 
ad 
ch 
f⸗ 
u. 
1 
X 
st 
in. 
ot 
n. 
m 
Rd 
zu 
9 
8 
n 
e 
74 
— 
— 
9 
. 
id 
1,/ 
1r 
2. 
27 
n 
2. 
if 
9 
v 
ꝛn 
— 
—N 
n 
a. 
2, 
t 
s8 
m 
r 
s 
20 
n 
1 
Die polnische Prinzessi Lubomirsky, welche 
eß mit der Partei des Koͤnigs August hielt, ver⸗ 
ließ im Jahr 1705 Polen, der Unruhen wegen, 
und wollte sich nach Sachsen begeben. Ein schwe⸗ 
discher Offizier, Namens Hegen, versteckte sich 
in einen Hinterhalt, und bekam die Prinzessin, 
nebst allem Gepaͤck, brarem Gelde und anderen 
Kostbarkeiten in seine Gewalt. Als dies Koͤnig 
Karl XII. erfuhr, schrieb er eigenhaͤndig an den 
Offizier folgendes Billet: „Da ich nicht mit den 
Damen Krieg fuͤhre so wird der Lieutenant Hagen 
sogleich nach Empfang dieses seine Gefangene 
wieder freigeben, und ihr alles wieder ausliefern, 
was ihr abgenommen worden ist. Wenn diese 
Dame sich auf ihrer Reise nicht, fuͤr sicher haͤlt, 
so soll sie der Lieutenant bis an die Grenze von 
Sachsen begleiten.“ 
Als Jemand bei dem Koͤnige von Frankreich 
Karl VI. deswegen angeklagt wurde, daß er schlecht 
von ihm gesprochen habe, gab der Koͤnig blos 
zur Antwort: das ist nicht moͤglich; ich habe ihm 
la Gutes gethan. 
Der beruͤhmte roͤmische Kaiser Marc Aürel 
hatte sich gewoͤhnt, nichts ohne den Rath ein⸗ 
sichtsvoller Freunde zu unternehmen. „Ich finde 
es weit natuͤrlicher,“ sagte er, „daß Einer der 
Meinung Vieler folgt, als daß Viele der Mei⸗ 
nung eines Einzigen folgen.“ 
Der Vicekoͤnig von Neapel Herzog von Ossuna, 
begab sich eines Tages auf die Galeeren, um 
von dem ihm zustehenden Rechte, einem Sklaven 
die Freiheit zu schenken, Gebrauch zu machen. 
Er fragte verschiedene dort angeschmiedete Skla⸗ 
ven nach der Ursache ihrer Haft. Sie suchten 
zroͤßtentheils ihre Unschuid darzuthun — und nur 
ein Einziger gestand offenherzig sein Verbrechen 
und erklaͤrte, seine Stafe verdient zu haben. 
Diesem schenkte der Herzog auf der Stelle die 
Freiheit. 
Kaiser Karl V. hatte einer aufruͤhrerischen Stadt 
allgemeine Verzeihung bewilligt und nur einige 
Personen davon ausgeschlossen. Ein feiler Hoͤf⸗ 
ling entdeckte ihm den Ort, wo sich ein Edel⸗ 
mann aufhielt, welcher sich unter der Zahl der 
letzteren befand. „Du haͤttest besser gethan,“ 
sagte Karl, „ihm zu meiden, daß Ich hier sey, 
als mir den Ott anzuzeigen, wo Er sich befindet.“ 
Als im Jahr 1778 die englische Armee von 
dem amerikanischen General Gates gefangen ge⸗ 
nommen wurde, lud dieser mehrere enghische Offi⸗ 
ziere zum Mittagessen ein. Die Tafel bestand 
aus zwei Brettern, welche wman uͤber zwei Tonnen 
gelegt hatte. An Tischtuͤchern fehlte es gaͤnzlich. 
Die Malzeit war aͤuserst frugal, und als die 
Englaͤnder ihr Befremden daruͤber bezeigten, 
sagte Gates: „Meine Herren! in Hinsicht dessen. 
vas Ihnen heute an Speisen mangelt, habe ich 
zezlaubt, daß die in meinem Lager befindlichen 
Kranken derselben beduüͤrftiger seyn moͤchten.“ 
Heinrich IV. von Frankreich machte dem Hof⸗ 
neister seines Prinzen, de Sommieres, ein Ge⸗ 
chenk von 100,000 Thalern. Allein dieser Edle 
ehnte dasselbe mit den Worten ab: „ich fuͤrchte, 
aß, wenn Ew. Majestaͤt eine so große Summe 
erschenken, zu betraͤchtliche Luͤcken in Ihren 
Finanzen entstehen und Sie solche auf Kosten 
zhrer Unterthanen wieder auszufuͤllen genoͤthigt 
derden moͤchten.“ 
Im Jahre 1786 besuchte Kaiser Joseph M. 
das neue, von ihm angelegte, große Arbeitshaus 
zu Wien, um mit eignen Augen zu sehen, ob 
zAlles nach seinen Verordnungen eingerichtet sey. 
Waͤhrend seiner Anwesenheit kamen einige Gre⸗ 
nadiere. „Was sucht ihr hier,“ fragte der Kaiser. 
„Wir holen uns Wolle, um in freien Stunden 
eiwas durch das Spinnen zu verdienen.“ „Sehr 
zut! meine Soͤhne,“ sagte der Kaiser freundlich, 
wenn doch alle eure Kameraden so daͤchten!“ 
Foseph beschenkte Jeden mit einem Goldstuͤck. 
Im Jahre 1787 ging Koͤnig Georg III. von 
kngland in Gesellschaft des Herzogs von Pork 
and einiger anderen Herren auf der Terrasse 
eines Lustschlosses Windsor auf und nieder. 
In ein tiefes Gespraͤch verwicket, standen sie 
dei einem daselbst errichteten horizontalen Son⸗ 
ienzeiger still, und der Koͤnig, sowie der Her⸗ 
og- lehnten sich mit den Armen auf denselben. 
Zogleich trat die in der Naͤhe befindliche Schild⸗ 
vache auf sie zu und zeigte an, daß strenge 
Ordre gegeben sey, niewanden auf den Sonnen⸗ 
zeiger sich lebnen zu lassen. Den Augenblick ver⸗ 
ieß der Koͤnig seine Stellung, lobte den Sol⸗ 
saten wegen seines Eifers in Befolgung der 
Ordre, erkundigte sich nach ihm bei dem Obersten 
seines Regiments, und da er boͤrte, daß der⸗ 
selbe ein sehr ordentlicher Mensch waͤre, befahl 
er ihm, fuͤr dessen weitere Befoͤrderung Sorge 
zu tragen. 
Ein Franzose, Nicolas Sausage, hatt⸗ 
n der ersten Haͤlfte des 170en Jahrhunderts zuerst 
»en Einfall, Wagen und Pferde zum Vermiethen 
jestaͤndig bereit zu halten. Er wohnte in der Straße 
St. Martin zu Paris, in einem Hause, Hötel 
St. Fiacre genannt, und man nannte nunmehr 
olche Miethkutschen und deren Eigenthuͤmer 
Fiaeres. Diese Einrichtung des Sauvages fand 
sleich anfangs großen Beifall, andere Franzosen 
ihmten ihm nach und suchten fuͤr ihre Unterneh⸗ 
nungen zur Bequemlichkeit der Hauptstadt Frei⸗— 
jeitsbriefe, welche sie auch gegen eine gewisse 
Abgabe erhielten. — In London sind die Mieth⸗ 
utschen im Jahr 1625 eingefuͤhrt worden. Anfaͤng⸗ 
8
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.