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mit Feuer und Schwert verwuͤsteten. Sie ließen
jsedoch die Burgunder und die Alanen ruhig
passiren; als aber die wegen ihrer Raublust beruͤch⸗
tigten Vandalen ihnen zu nahe traten, kam es,
wahrscheinlich am unteren Main, zwischen beiden
Voͤlkern zu einer blutigen Schlacht. Unsere Vor—⸗
eltern blieben Sieger, und die Vandalen, deren
Koͤnig Godegisel nebst 20,000 Kriegern gefallen
war, wuͤrden voͤllig aufgerieben worden seyn, wenn
nicht eine Abtheilung der vorangezogenen Alanen,
auf die Nachricht von der Niederlage ihrer Reise—
genossen, eiligst umgekehrt waͤre und ihnen geholfen
haͤtte, sich uͤber den Rhein nach Gallien zu retten.
Von nun an stand den Franken das Land bis
an den Neckar offen; ihr Augenmerk blieb indessen
borzugsweise auf den Niederrhein gerichtet, wo die
bisher unter roͤmischer Oberherrschaft gestandenen
Ubier und die Sigambern zwischen dem Rhein
und der Maas — von nun an Uferfranken ge—
nannt — sowie auch die salischen Franken zwi—
schen der Maas und der Schelde mit ihren Stamm⸗
zenossen diesseits des Rheins gemeinschaftliche Sache
zu machen begannen. Sie waͤhlten sich naͤmlich in
ben verschiedenen Gauen wieder Koͤnige aus einem
fuͤrstlichen Geschlechte ihrer fruͤheren Heimath, statt
der ihnen von den Roͤmern gegebenen Herrscher. —
Es wird nun zwar von vielen Schriftstellern behauptet,
daß die neu gewaͤhlten fraͤnkischen Koͤnige von Mar—
komeroder Sunno abstammten, mithin hessischen
Ursprungs seyen; allein es ist dies ein Irrthum,
denn sie werden von ihren eigenen Zeitgenossen, die
das doch besser wissen mußten, ausdruͤcklich Sig a m⸗
bern genannt. Dagegen ist es nicht unwahrscheinlich,
daß Markomer, wenn er, wie man erzaͤhlt, in der
Verbannung wirklich von seinem Volke um Rath
gefragt worden ist, wen man statt seiner zum Koͤnige
der Franken waͤhlen solle, diese sigambrische Fuͤrsten—
familie selbst vorgeschlagen habe, da bereits damals
bei verbuͤndeten Voͤlkern in der Regel auch die Fuͤrsten
unter einander verschwaͤgert waren.
Als eines besonderen Umstandes wird dabei erwaͤhnt,
daß diese Koͤnige langhaarig gewesen seyen. Damit
hat es folgende Bewandtniß: die fuͤrstlichen Geschlechter
unterschieden sich bei den Franken in ihrem Aeußeren
vorzugsweise dadurch, daß sie ihr Haupthaar voͤllig
wachsen und in langen Ringeln uͤber die Schultern
herabfallen ließen, waͤhrend die geringeren Staͤnde
sich den Kopf ringsum schoren und nur Vornehme durf⸗
ten das Haar wohl etwas laͤnger tragen. Traten aber
die Deutschen foͤrmlich in roͤmische Kriegsdienste, dann
ward ihnen das ganze Haar abgeschoren, wie noch
jetzt den Schwaͤlmern geschieht, wenn sie Soldaten
werden; und daher mochte es kommen, daß die den
Franken von den Roͤmern gesetzten Fuͤrsten, gegen
die Sitte ihres Volkes, kein langes Haar trugen.
Sooviel ist gewiß, daß in Folge dieser allgemeinen
MeIä ι α] Fnlischo-
koͤnigsfamilie, welcher bis dahin diesseits des Rheins
gewesen war, in das heutige Brabant verlegt wurde,
und daß die Franken- von da aus nicht nur die in
Gallien noch zuruͤckgebliebenen Roͤmer, sondern auch
alle uͤbrigen deutschen Voͤlker, die damals Gallien
und Italien besetzten, nach und nach besiegt und
hrer Herrschaft unterworfen haben.
Der erste fraͤnkische Koͤnig, der sich in Belgien
estsetzte, wird Clodio genannt. Nach seinem um's
Jahr 4485 erfolgten Tode entstand ein Streit zwischen
seinen zwei Soͤhnen, welche beide auf den Thron
Anspruch machten und daduͤrch auch uͤber unser hes
sisches Vaterland ein großes Ungluͤck brachten. Der
uͤngere Sohn nahm naͤmlich seine Zuflucht nach
Rom, wo ihn der damalige Kaiser ValentinianlII.
ehr wohlwollend behandelte und Huͤlfe zusagte
Astius, Valentinians Oberbefehlshaber in Gallien,
nahm ihn sogar an Kindes Statt an und wußte
ich auf diese Weise so geschickt in die inneren An—
zelegenheiten der Franken einzumischen, daß der
altere Prinz — wahrscheinlich Mero v eus genannt
dem juͤngeren weichen mußte. Er floh nach Deutsch⸗
and, weil er aber auch bei seinen hiesigen Lands⸗
euten keine hinreichende Unterstuͤtzung finden mochte,
»egab er sich zu Attila, dem maͤchtigen Koͤnige der
Hunnen, welcher damals in Ungarn Hof hielt und
m Begriff stand, in das roͤmische Reich einzufallen.
Es war diesem daher sehr gelegen, als er einen s
dassenden Vorwand fand, seinen Angriff zunachst
negen das Frankenland zu richten. Im Norden der
Donau heraufziehend uͤberschwemmte er Maͤhren,
Boͤhmen und Thüͤringen mit seinen zahlreichen
Zchaaren und stuͤrmte laͤngs dem Main und durchs
dessenland nach dem unteren Rhein. Den deutschen
Voͤlkern dies seits des Rheins, welche viei zu schwach
varen, um an Widerstand zu denken, biieb nichts
üͤbrig, als sich dem Heere Attila's anzuschließen, waͤh⸗
rend die Deutschen jense its des Rheins sich mit
den Roͤmern zum Widerstande gegen den nahenden
Feind verbanden. In der Gegend von Mainz setzl
die Hauptmacht des hunnischen Heeres in einet
Menge von Kaͤhnen, die in der Eile gezimmert
vurden, uͤber den Rhein, waͤhrend andere Haufen
den Rhein hinabfuhren, um von da gegen den Haͤuptsib
der Franken in Brabant vorzudringen. Dabei wurde
Alles weit und breit mit unerhoͤrter Grausamkei
erheert. Am Tage vor Ostern des Jahres 461
ramen die wilden Horden vor der Stadt Metz au
Die Einwohner suchten sich zu vertheidigen, aber
oergebens! Die Stadt ward mit Sturm genomme
und angezuͤndet, alle Bewohner ohne Unterschied des
Alters und des Geschlechts wurden niedergehauen
ie Geistlichen sogar an den Altaͤren gemordet. Cup
haus und keine Kirche blieb verschoͤnt. Daß zu
einzige Kapelle, die des heiligen Stephans der 3
koͤrungswuth der Barbaren entgangen war, wurnn
A— D loα. äοα Di⸗ moisften hrioe