Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

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mit Feuer und Schwert verwuͤsteten. Sie ließen 
jsedoch die Burgunder und die Alanen ruhig 
passiren; als aber die wegen ihrer Raublust beruͤch⸗ 
tigten Vandalen ihnen zu nahe traten, kam es, 
wahrscheinlich am unteren Main, zwischen beiden 
Voͤlkern zu einer blutigen Schlacht. Unsere Vor—⸗ 
eltern blieben Sieger, und die Vandalen, deren 
Koͤnig Godegisel nebst 20,000 Kriegern gefallen 
war, wuͤrden voͤllig aufgerieben worden seyn, wenn 
nicht eine Abtheilung der vorangezogenen Alanen, 
auf die Nachricht von der Niederlage ihrer Reise— 
genossen, eiligst umgekehrt waͤre und ihnen geholfen 
haͤtte, sich uͤber den Rhein nach Gallien zu retten. 
Von nun an stand den Franken das Land bis 
an den Neckar offen; ihr Augenmerk blieb indessen 
borzugsweise auf den Niederrhein gerichtet, wo die 
bisher unter roͤmischer Oberherrschaft gestandenen 
Ubier und die Sigambern zwischen dem Rhein 
und der Maas — von nun an Uferfranken ge— 
nannt — sowie auch die salischen Franken zwi— 
schen der Maas und der Schelde mit ihren Stamm⸗ 
zenossen diesseits des Rheins gemeinschaftliche Sache 
zu machen begannen. Sie waͤhlten sich naͤmlich in 
ben verschiedenen Gauen wieder Koͤnige aus einem 
fuͤrstlichen Geschlechte ihrer fruͤheren Heimath, statt 
der ihnen von den Roͤmern gegebenen Herrscher. — 
Es wird nun zwar von vielen Schriftstellern behauptet, 
daß die neu gewaͤhlten fraͤnkischen Koͤnige von Mar— 
komeroder Sunno abstammten, mithin hessischen 
Ursprungs seyen; allein es ist dies ein Irrthum, 
denn sie werden von ihren eigenen Zeitgenossen, die 
das doch besser wissen mußten, ausdruͤcklich Sig a m⸗ 
bern genannt. Dagegen ist es nicht unwahrscheinlich, 
daß Markomer, wenn er, wie man erzaͤhlt, in der 
Verbannung wirklich von seinem Volke um Rath 
gefragt worden ist, wen man statt seiner zum Koͤnige 
der Franken waͤhlen solle, diese sigambrische Fuͤrsten— 
familie selbst vorgeschlagen habe, da bereits damals 
bei verbuͤndeten Voͤlkern in der Regel auch die Fuͤrsten 
unter einander verschwaͤgert waren. 
Als eines besonderen Umstandes wird dabei erwaͤhnt, 
daß diese Koͤnige langhaarig gewesen seyen. Damit 
hat es folgende Bewandtniß: die fuͤrstlichen Geschlechter 
unterschieden sich bei den Franken in ihrem Aeußeren 
vorzugsweise dadurch, daß sie ihr Haupthaar voͤllig 
wachsen und in langen Ringeln uͤber die Schultern 
herabfallen ließen, waͤhrend die geringeren Staͤnde 
sich den Kopf ringsum schoren und nur Vornehme durf⸗ 
ten das Haar wohl etwas laͤnger tragen. Traten aber 
die Deutschen foͤrmlich in roͤmische Kriegsdienste, dann 
ward ihnen das ganze Haar abgeschoren, wie noch 
jetzt den Schwaͤlmern geschieht, wenn sie Soldaten 
werden; und daher mochte es kommen, daß die den 
Franken von den Roͤmern gesetzten Fuͤrsten, gegen 
die Sitte ihres Volkes, kein langes Haar trugen. 
Sooviel ist gewiß, daß in Folge dieser allgemeinen 
MeIä ι α] Fnlischo- 
koͤnigsfamilie, welcher bis dahin diesseits des Rheins 
gewesen war, in das heutige Brabant verlegt wurde, 
und daß die Franken- von da aus nicht nur die in 
Gallien noch zuruͤckgebliebenen Roͤmer, sondern auch 
alle uͤbrigen deutschen Voͤlker, die damals Gallien 
und Italien besetzten, nach und nach besiegt und 
hrer Herrschaft unterworfen haben. 
Der erste fraͤnkische Koͤnig, der sich in Belgien 
estsetzte, wird Clodio genannt. Nach seinem um's 
Jahr 4485 erfolgten Tode entstand ein Streit zwischen 
seinen zwei Soͤhnen, welche beide auf den Thron 
Anspruch machten und daduͤrch auch uͤber unser hes 
sisches Vaterland ein großes Ungluͤck brachten. Der 
uͤngere Sohn nahm naͤmlich seine Zuflucht nach 
Rom, wo ihn der damalige Kaiser ValentinianlII. 
ehr wohlwollend behandelte und Huͤlfe zusagte 
Astius, Valentinians Oberbefehlshaber in Gallien, 
nahm ihn sogar an Kindes Statt an und wußte 
ich auf diese Weise so geschickt in die inneren An— 
zelegenheiten der Franken einzumischen, daß der 
altere Prinz — wahrscheinlich Mero v eus genannt 
dem juͤngeren weichen mußte. Er floh nach Deutsch⸗ 
and, weil er aber auch bei seinen hiesigen Lands⸗ 
euten keine hinreichende Unterstuͤtzung finden mochte, 
»egab er sich zu Attila, dem maͤchtigen Koͤnige der 
Hunnen, welcher damals in Ungarn Hof hielt und 
m Begriff stand, in das roͤmische Reich einzufallen. 
Es war diesem daher sehr gelegen, als er einen s 
dassenden Vorwand fand, seinen Angriff zunachst 
negen das Frankenland zu richten. Im Norden der 
Donau heraufziehend uͤberschwemmte er Maͤhren, 
Boͤhmen und Thüͤringen mit seinen zahlreichen 
Zchaaren und stuͤrmte laͤngs dem Main und durchs 
dessenland nach dem unteren Rhein. Den deutschen 
Voͤlkern dies seits des Rheins, welche viei zu schwach 
varen, um an Widerstand zu denken, biieb nichts 
üͤbrig, als sich dem Heere Attila's anzuschließen, waͤh⸗ 
rend die Deutschen jense its des Rheins sich mit 
den Roͤmern zum Widerstande gegen den nahenden 
Feind verbanden. In der Gegend von Mainz setzl 
die Hauptmacht des hunnischen Heeres in einet 
Menge von Kaͤhnen, die in der Eile gezimmert 
vurden, uͤber den Rhein, waͤhrend andere Haufen 
den Rhein hinabfuhren, um von da gegen den Haͤuptsib 
der Franken in Brabant vorzudringen. Dabei wurde 
Alles weit und breit mit unerhoͤrter Grausamkei 
erheert. Am Tage vor Ostern des Jahres 461 
ramen die wilden Horden vor der Stadt Metz au 
Die Einwohner suchten sich zu vertheidigen, aber 
oergebens! Die Stadt ward mit Sturm genomme 
und angezuͤndet, alle Bewohner ohne Unterschied des 
Alters und des Geschlechts wurden niedergehauen 
ie Geistlichen sogar an den Altaͤren gemordet. Cup 
haus und keine Kirche blieb verschoͤnt. Daß zu 
einzige Kapelle, die des heiligen Stephans der 3 
koͤrungswuth der Barbaren entgangen war, wurnn 
A— D loα. äοα Di⸗ moisften hrioe
	        
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