Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

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Nachtheil sprachen. Wohl moͤgen hier und da auch 
jetzt noch aͤhnliche Meinungen vorhanden seyn, in— 
dessen muß man annehmen, daß nur Mangel an 
richtiger Beurtheilung, daß eine gewisse Traͤgheit, 
eine Gleichguͤltigkeit gegen das, was nicht uͤber Nachi 
oder wenigstens im naͤchsten Jahre Fruͤchte traͤgt 
und klingenden Gewinn bringt, daß vielleicht auch 
an manchem Orte ein Privatinteresse oder eine vor— 
herrschende abgeneigte Privatansicht die Schuld der 
Entgegnung oder Beeintraͤchtigung einer heilsamen Ge— 
meinsache tragen; dagegen gestattet mir aber, das 
Folgende zu bemerken und bemerkt es euch auch selbst. 
Ich kenne mehr als eine Gemeinde, darunter auch 
biele in Nachbarlaͤndern, die aus dem Ertra g des 
Obstes, was die Baͤume an den Gemeindewegen 
und in den Gemeindepflanzungen liefern, hre 
saͤmmtlichen gemeinheitlichen Lasten und 
Ausg aben bestreiten, sich dabei oft noch in einen 
Ueberschuß theilen oder ihn zu Gemeindezwecken, 
Bauten, Besserungen und Verschoͤnerungen verwen⸗ 
den; ja es giebt welche, die davon, nach einem 
ewissen Uebereinkommen, einen.wesentlichen Theil der 
pen uee Abgaben, namentlich Grund⸗ und 
aͤhnliche Steuern berichtigen und — ich meine, das 
koͤnnte allein zur Nacheiferung anspornen. 
Sollten aber diese Beispiele von dem Nutzen und 
der Eintraͤglichkeit sowohl fuͤr das Allgemeine wie 
uͤr den Einzelnen noch nicht eindringlich genug seyn, 
so beruͤcksichtigt dann — in besonderer Bezie— 
hung auf Pflanzungen an euren Wegen 
uͤber die namentlich die Berordnung vom 12ten 
Maͤrz 1828 die bestimmtesten und vorsorglichsten 
Verfuͤgungen enthaͤlt) weiter, daß 
1) diese Pflanzungen beitragen, die von euch 
gebauten Wege in der gehoͤrigen Ordnung und 
Breite zu erhalten, daß sie 
bei hoher Schneedecke und in der Nacht dem 
Wanderer eine sichere Richtung verleihen, daß sie 
dem im Felde Arbeitenden wie dem Reisenden, 
den Menschen wie den Thieren oft Schatten, 
dabung und Kuͤhle gewaͤhten, 
entfernt davon, den Feldfruͤchten etwa (wie man 
wohl meint oder vorgegeben hat) die Nahrungs⸗ 
theile zu entziehen durch ihre viel tiefer liegenden 
Wurzeln nur die Duͤngung einsaugen, welche 
bei dem Mangel an Baͤumen nutzlos versiegen 
wuͤrde, daß 
auf jeden Fall durch ihren Ertrag, der in 
einigermaßen guͤnstigen Jahren stets reichhal⸗ 
tiger ausfallen wird, als er von den, auf 
gleichem Raum besindlichen Halmfruͤchten zu 
erreichen steht, eure Genuͤsse und Einkuͤnfte 
vermehren und daß endlich 
neben allen diesem wirklichen und mit Haͤnden zu 
fassenden Nutzen doch auch wohl der Sinn fuͤr 
Schoͤnheit und Verschoͤnerung etwas werth ist, 
ein solcher aber auch bei dem Unempfindlichsten 
geweckt werden wird, wenn er einen Baum 
in seiner Bluͤthe wie in seiner fruchttragenden 
Zeit erblickt und seine Umgebungen damit um⸗ 
kraͤnzt und geschmuͤckt sieht. 
— M 
Gewiß ist es erfreulich, daß wir einander selbst 
zestehen koͤnnen, wie viel Gutes und Ersprießliches in 
dem einen wie in dem anderen Theile des besproche⸗ 
nen Gegenstandes bei uns gethan worden und wie 
eifrig darin, namentlich seit wan zig Jahren fort⸗ 
gefahren wird. Nicht Alies ist darübet zu oͤffentlicher 
dunde gekommen, wie dies uͤberhaupt in fruͤheren 
zeiten nicht haͤufig der Fall warz genug, die Arbeit 
elbst geschah und geschieht jetzt im vermehrten Grade 
ind sie ruͤhmt und lohnt sich, ohne des weithin⸗ 
challenden Ruhms oder Lohns zu beduͤrfen. Kein 
Kreis im Kurstaate ist, der micht hinsichtlich der 
Besserung der Nachbarwege und Verbindungen, der 
pflanzungen und dahin gehoͤriger Verschoͤnerungen 
zegen eine selbst nicht ferne, Vergangenheit bedeutende 
Vorschritte nachweisen kann. Vele einzelne Ge⸗ 
neinden haben Außerordentliches und Ausgezeich⸗ 
netes geleistet und so gerne ich das Gethanene uber⸗ 
sichtlich und vergleichend Lruch vor Augen 
uͤhren moͤgte, so erkenne ich doch, daß eine solche 
Zusammenstellung die Grenzen dbieser Mittheilung 
iberschreiten muͤßte. Eben so wuͤrde es auch mi 
dem Nennen der Namen so vieler Gemeinden und 
kinzelnen beschaffen seyn; ich habe verfucht nur das— 
vas die Landwirthschaftszeitung seit bald 21 Jahren 
aruͤber enthaͤlt, anzumerken, indessen duͤrfte eine 
elbst einfache Darlegung Bogen anfuͤllen und feht, 
neine Freunde! diese achtbaren Namen sind theils 
chon an anderen Orten genannt, fie sind belobt 
und belohnt; theils kennt ihr sie an eurem eigenen 
Wohnort und theils befriedigt den Thaͤtigen —ohne 
veitere Nennung — das eigne Bewußtscyn und der 
Anblick dessen, was er gewollt und geschaffen hat. 
Damit soll uͤbrigens keinesweges — wie schon im 
Eingang kurz bemerkt wurde — die Meinung ver⸗ 
ounden werden, daß genug geschehen, oder daß 
aüͤberall im Lande so Ruͤhmliches vorhanden sey . 
Waͤre es so, dann haͤtte ich eine bloße Lobrede zu 
schreiben gehabt, waͤhrend gegenwaͤrtige Aeußerung 
in der That eine anregende, eine aufmunternde, eine 
zu groͤßerer Theilnahme steigernde Rede feyn soll. 
Da, wo noch Saͤumigkeit oder Gleichguͤltigkeit oder 
eine Verkennung des wichtigen Sachzustands vor⸗ 
jerrschen; da moͤgen Einzelne und Gemeinden in 
ich gehen; sie moͤgen bedenken, daß die Exeianisse 
n dieser Zeit, die auch auf ihr Wohl und waͤre es 
n noch so entferntem Maas einwirken, sich draͤngen 
and schneller eintreten denn je. Diese letztere 
Beruͤcksichtigung moͤge aber auch von euch, die ihr 
isher schon so vielen guten Willen bethaͤtigt habt, 
zrfaßt werden; vermehert eure Anstrengungen denen 
ein um so groͤßerer Gewinn um so rascher folgen
	        
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