Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

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Wenn hiermit versucht ist, die Vortheile des frag⸗ 
lichen Gegenstandes zu schildern; so moͤgte es dennoch 
hei der großen Zahl derer, die gerade in dem vorliegen⸗ 
den Falle nicht immer verstaͤndig oder umsichtig und 
unbefangen urtheilen koͤnnen, noch moͤgen, immerhin 
Zweifler geben, welche die beson dere Nothwendig⸗ 
keit einer Theilnahme, wenigstens nicht die einer ver⸗ 
mehrten Theilnahme an dem Bau der Land⸗ 
und Feldwege einsehen oder einsehen wollen. 
Dagegen sage ich, daß diese Nothwendigkeit nie 
groͤßer gewesen ist, beziehungsweise werden wird, 
wie in diesen und den kommenden Tagen. 
Mit jedem Augenblick nimmt der Verkehr zu; 
auch die entferntesten Ortschaften werden — zu 
ihrem Besten — zu dem erleichterten Absatz ihrer 
Erzeugnisse in diese allgemeine Thaͤtigkeit und Be— 
wegung hineingezogen, die ihren Grund auch in dem 
permehrten Nahrungsbedarf, bei vermehrter Bevoͤl⸗ 
kerung hat — und nur die werden und muͤssen 
zuruͤckbleiben, die sich durch schlechte Wege die Mittel 
selbst benehmen, zu rechter Zeit, da wo sie das 
Noͤthige verwerthen koͤnnen, einzutreffen. Oeffentliche 
Haupt- und Nebenstraßen durchziehen immer mehr 
und mehr das Land, die Einfuͤhrung von Eisen⸗ 
bahnen steht in naher Aussicht und alle diese Ein— 
richtungen sind zum großen Theil nur da, um 
Gelegenheit zu verschaffen, daß die Produkte des 
Landes aus den einzelnen Gemeinden auf irgend 
einen großen Markt schnell und sicher gebracht werden, 
daß das Geld nach allen Seiten in Umlauf kommt 
und ein gewisser Wohlstand immer allgemeiner wird. 
Dabei ist jedoch der Landmann am mei— 
sten betheiligt' und seine Pflicht ist es mithin, 
an jenen Guͤtern und Gewinnen auf jede moͤgliche 
Weise irgend einen Antheil sich zu verschaffen; nicht 
ausgeschlossen zu bleiben von dem, was die großen 
vorhandenen, den Weltverkehr erleichternden Anstalten 
und Anlagen darbieten und nicht zuruͤckzustehen gegen 
einen vielleicht klügeren und umsichtige— 
ren Nachbarn. Er gelangt zu diesem Zweck, 
wenn er seine eigenen Nachbar⸗- und Verbindungs— 
wege in stets gang- und fahrbaren Zustand setzt so 
wie darin erhaͤlt und — welche Schwierigkeiten auch 
vorhanden, welche Anstrengungen zu machen seyn 
moͤgen, so duͤrfen die Ersteren nicht abhalten, da die 
Letzteren sich belohnen, waͤhrend mich dies noch zu 
der Art der Ausfuͤhrung und zu den Mitteln fuͤhrt, 
die zur Erreichung des Zwecks zu verwenden sind. 
Um eure Feld⸗ und Landwege geeignet herzustellen, 
wird nicht verlangt, daß ihr Kunststraßen oder Chausseen 
durch eure Gemarkung fuͤhren sollt; nur Wege, wie 
die Oertlichkeit sie moͤglich macht, diese Wege aber 
dauerhaft, nach fest bestimmtem Plan und 
nach umsichtig gewaͤhlter Richtung. — Das 
Noͤthigste zu er stz wohin namentlich die Ver— 
hindung mit anderen Orten hesond⸗rea soschon »ohñrt 
mm, die noch ein eignes oder vorzugsweises Interess 
nüpft. — Nichts begonnen und dann hailb 
iegen lassen, vielmehr jedes Einzelne voll— 
taͤndig durchgefuͤhrt. Darum nicht Mehreres 
zugleich angefangen und stets die Kraͤfte so wie 
ie Zeit berechnet, die zu einer (ununterbrochenen, 
Ausfuͤhrung erforderlich sind; darum auch immern 
zu rechter Zeit vorbereitet, Material gesammelt 
und mit dessen Verwendung umsichtig zu Werke 
zegangen. Dann auch keine Wege angelegt und 
gebauet, die nach Jahresfrist von ihrem Daseyn 
aur noch ein schmaͤhliches Zeichen geben oder bei 
henen man — wie das schon oft vorgekommen ist — 
vuͤnschen moͤgte, daß sie gar nicht gebauet waͤren 
o wie vor Allen, wenn nicht jede urspruͤnglich ver⸗ 
vendete Muͤhe gaͤnzlich und schnell verloren gehen 
oll, stets und regelmaͤßig fuͤr die Unter— 
altung des betreffenden Weges gesorgt 
MNit geringer Anstrengung und unmerklich wird das 
PVorhandene erhalten, waͤhrend die Versaͤumniß eines 
einzigen Jahres alles Geschehene umsonst machen 
ann. Endlich beruͤhre ich noch die vielen unnuͤtzen 
Neben- und Schleifwege, die sich oft in 
einer Gemarkung finden und die, um den Kraft⸗ 
uufwand des Baues und der Erhaltung nicht zu 
zersplittern, nach Moͤglichkeit zu entfernen oder 
auszugleichen sind. 
Was nun die Mittel zu dem Allen betrifft; was 
zuch in den Stand setzt, im Innern der Gemeinde 
vie in deren Gemarkung auf geebneten, festen und 
elbst dem Auge wohlgefaͤlligen Bahnen fortkommen 
zu koͤnnen, wozu dann auch sichere Bruͤcken und 
Stege gehoͤren; so liegen sie, meine -Freunde! 
ediglich in eurer Hand. Was ein guter, fester 
Wille vermag und was ausgerichtet werden kann, 
venn es zu rechter Zeit geschieht, das habt ihr Alle 
bei anderen Gelegenheiten in eurem Leben schon 
erfahren; wohlan, wendet es auf den vorliegenden 
Fall an. Dabei wirken nun außerdem vereint? 
Kraͤfte; benutzt und vertheilt diese richtig, damit 
Jeder nach gerechtem Verhaͤltniß keiste, um 
nicht Widerwillen einzufloͤßen und Zwiespalt unter 
ꝛinander heranzufuͤhren; waͤhlt und seht fest zu jeder 
Arbeit, sowohl zu der des Baues wie der Erhaltung 
die pafsendste Zeit; beachtet und bedient euch 
dabei der Anleitungen und Weifungen,“ 
unter den Anleitungen nenne ich auch eine Preisschrift, 
die schon —* 50 —5 von —* aee —* Hessen⸗ 
Landleute verdienten Mann (Casparfon, geb. 172 
gestorben als Rath ꝛc. zu Cassel 1802) erschien, unter 
dem Titel: „Wie kann der Landmann sein 
Dorf- und Feldwege ohne Kosten des Staats 
und eigene Ueberlast verbessern?“ — und 
1824 in ihrer Zten, gaͤnzlich umgearbeiteten Auflage 
Luckhard in Caffel herauskam. Casparson schrieb 
auch schon vor 0 Jahren fuͤr euch die erste La ndwirth⸗ 
schaftszeitung, die unter dem Titel: Monats, 
zogen für den Landmann in und um Hessen 
nf Rahre lan⸗ — 1700 624 170 — ꝓꝙrschien
	        
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