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Wenn hiermit versucht ist, die Vortheile des frag⸗
lichen Gegenstandes zu schildern; so moͤgte es dennoch
hei der großen Zahl derer, die gerade in dem vorliegen⸗
den Falle nicht immer verstaͤndig oder umsichtig und
unbefangen urtheilen koͤnnen, noch moͤgen, immerhin
Zweifler geben, welche die beson dere Nothwendig⸗
keit einer Theilnahme, wenigstens nicht die einer ver⸗
mehrten Theilnahme an dem Bau der Land⸗
und Feldwege einsehen oder einsehen wollen.
Dagegen sage ich, daß diese Nothwendigkeit nie
groͤßer gewesen ist, beziehungsweise werden wird,
wie in diesen und den kommenden Tagen.
Mit jedem Augenblick nimmt der Verkehr zu;
auch die entferntesten Ortschaften werden — zu
ihrem Besten — zu dem erleichterten Absatz ihrer
Erzeugnisse in diese allgemeine Thaͤtigkeit und Be—
wegung hineingezogen, die ihren Grund auch in dem
permehrten Nahrungsbedarf, bei vermehrter Bevoͤl⸗
kerung hat — und nur die werden und muͤssen
zuruͤckbleiben, die sich durch schlechte Wege die Mittel
selbst benehmen, zu rechter Zeit, da wo sie das
Noͤthige verwerthen koͤnnen, einzutreffen. Oeffentliche
Haupt- und Nebenstraßen durchziehen immer mehr
und mehr das Land, die Einfuͤhrung von Eisen⸗
bahnen steht in naher Aussicht und alle diese Ein—
richtungen sind zum großen Theil nur da, um
Gelegenheit zu verschaffen, daß die Produkte des
Landes aus den einzelnen Gemeinden auf irgend
einen großen Markt schnell und sicher gebracht werden,
daß das Geld nach allen Seiten in Umlauf kommt
und ein gewisser Wohlstand immer allgemeiner wird.
Dabei ist jedoch der Landmann am mei—
sten betheiligt' und seine Pflicht ist es mithin,
an jenen Guͤtern und Gewinnen auf jede moͤgliche
Weise irgend einen Antheil sich zu verschaffen; nicht
ausgeschlossen zu bleiben von dem, was die großen
vorhandenen, den Weltverkehr erleichternden Anstalten
und Anlagen darbieten und nicht zuruͤckzustehen gegen
einen vielleicht klügeren und umsichtige—
ren Nachbarn. Er gelangt zu diesem Zweck,
wenn er seine eigenen Nachbar⸗- und Verbindungs—
wege in stets gang- und fahrbaren Zustand setzt so
wie darin erhaͤlt und — welche Schwierigkeiten auch
vorhanden, welche Anstrengungen zu machen seyn
moͤgen, so duͤrfen die Ersteren nicht abhalten, da die
Letzteren sich belohnen, waͤhrend mich dies noch zu
der Art der Ausfuͤhrung und zu den Mitteln fuͤhrt,
die zur Erreichung des Zwecks zu verwenden sind.
Um eure Feld⸗ und Landwege geeignet herzustellen,
wird nicht verlangt, daß ihr Kunststraßen oder Chausseen
durch eure Gemarkung fuͤhren sollt; nur Wege, wie
die Oertlichkeit sie moͤglich macht, diese Wege aber
dauerhaft, nach fest bestimmtem Plan und
nach umsichtig gewaͤhlter Richtung. — Das
Noͤthigste zu er stz wohin namentlich die Ver—
hindung mit anderen Orten hesond⸗rea soschon »ohñrt
mm, die noch ein eignes oder vorzugsweises Interess
nüpft. — Nichts begonnen und dann hailb
iegen lassen, vielmehr jedes Einzelne voll—
taͤndig durchgefuͤhrt. Darum nicht Mehreres
zugleich angefangen und stets die Kraͤfte so wie
ie Zeit berechnet, die zu einer (ununterbrochenen,
Ausfuͤhrung erforderlich sind; darum auch immern
zu rechter Zeit vorbereitet, Material gesammelt
und mit dessen Verwendung umsichtig zu Werke
zegangen. Dann auch keine Wege angelegt und
gebauet, die nach Jahresfrist von ihrem Daseyn
aur noch ein schmaͤhliches Zeichen geben oder bei
henen man — wie das schon oft vorgekommen ist —
vuͤnschen moͤgte, daß sie gar nicht gebauet waͤren
o wie vor Allen, wenn nicht jede urspruͤnglich ver⸗
vendete Muͤhe gaͤnzlich und schnell verloren gehen
oll, stets und regelmaͤßig fuͤr die Unter—
altung des betreffenden Weges gesorgt
MNit geringer Anstrengung und unmerklich wird das
PVorhandene erhalten, waͤhrend die Versaͤumniß eines
einzigen Jahres alles Geschehene umsonst machen
ann. Endlich beruͤhre ich noch die vielen unnuͤtzen
Neben- und Schleifwege, die sich oft in
einer Gemarkung finden und die, um den Kraft⸗
uufwand des Baues und der Erhaltung nicht zu
zersplittern, nach Moͤglichkeit zu entfernen oder
auszugleichen sind.
Was nun die Mittel zu dem Allen betrifft; was
zuch in den Stand setzt, im Innern der Gemeinde
vie in deren Gemarkung auf geebneten, festen und
elbst dem Auge wohlgefaͤlligen Bahnen fortkommen
zu koͤnnen, wozu dann auch sichere Bruͤcken und
Stege gehoͤren; so liegen sie, meine -Freunde!
ediglich in eurer Hand. Was ein guter, fester
Wille vermag und was ausgerichtet werden kann,
venn es zu rechter Zeit geschieht, das habt ihr Alle
bei anderen Gelegenheiten in eurem Leben schon
erfahren; wohlan, wendet es auf den vorliegenden
Fall an. Dabei wirken nun außerdem vereint?
Kraͤfte; benutzt und vertheilt diese richtig, damit
Jeder nach gerechtem Verhaͤltniß keiste, um
nicht Widerwillen einzufloͤßen und Zwiespalt unter
ꝛinander heranzufuͤhren; waͤhlt und seht fest zu jeder
Arbeit, sowohl zu der des Baues wie der Erhaltung
die pafsendste Zeit; beachtet und bedient euch
dabei der Anleitungen und Weifungen,“
unter den Anleitungen nenne ich auch eine Preisschrift,
die schon —* 50 —5 von —* aee —* Hessen⸗
Landleute verdienten Mann (Casparfon, geb. 172
gestorben als Rath ꝛc. zu Cassel 1802) erschien, unter
dem Titel: „Wie kann der Landmann sein
Dorf- und Feldwege ohne Kosten des Staats
und eigene Ueberlast verbessern?“ — und
1824 in ihrer Zten, gaͤnzlich umgearbeiteten Auflage
Luckhard in Caffel herauskam. Casparson schrieb
auch schon vor 0 Jahren fuͤr euch die erste La ndwirth⸗
schaftszeitung, die unter dem Titel: Monats,
zogen für den Landmann in und um Hessen
nf Rahre lan⸗ — 1700 624 170 — ꝓꝙrschien