Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

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Einen Kriegszug desselben, welchen er im Jahr 867 
»on Mainz aus ins Hessenland unternahm, muͤssen 
vir etwas genauer beschreiben, wiewohl er nicht 
owohl gegen die Chatten gerichtet war als gegen 
die Alemannen, denen jene das fruͤher von ihnen 
»esessene Land zwischen dem roͤmischen Grenzwalle 
ind dem Rheine überlassen haben mochten. Damals 
vohnte wenigstens in der jetzigen Umgegend von Hanau, 
Frankfurt und Wiesbaden ein Theil des aleman— 
tischen Volkes unter einem Koͤnige oder Fuͤrsten 
Namens Suomar. Ganz Alemannien stand zu jener 
zeit unter sieben verschiedenen Koͤnigen, weiche ein 
Oeer von 25,000 Mann gegen Julian zusammen⸗ 
Jebracht hatten. Sie waren jedoch bei Straßburg in 
mem blutigen Treffen geschlagen worden und hatten 
h uͤber den Rhein fluͤchten muͤssen. Nun wollten die 
doͤmer sie auch dahin verfolgen und zwar zunaͤchst in 
us Land des Suomar einfallen, welches durch den 
Nain von den uͤbrigen Alemannen getrennt war. Julian 
hlug daher bei Mainz eine Schifforuͤcke und fuͤhrte sein 
)eer auf das rechte Ufer. Suomar bat anfaͤnglich 
mm Frieden, als er aber durch seine beiden naͤchsten 
hachbarn von der andern Seite des Mains schleunige 
huͤlfe erhielt, verlangte er drohend, daß die Roͤmer 
ein Land verlassen sollten. Da schickte Julian in der 
acht 800 Mann in leichten Fahrzeugen den Rhein 
inauf und ließ das Land dieser Nachbarn mit Feuer 
ind Schwert verwuͤsten, waͤhrend er selbst mit An— 
ruch des Tages gegen die von den Feinden besetzten 
doͤhen vorruͤate. ꝰViese Kriegslist gelang! Denn als 
ie dem Suomar zu Huͤlfe gekommenen Aleman⸗ 
en von Ferne in ihrer eigenen Heimath uͤberall 
Vauch aufsteigen sahen, eilten sie üͤber den Main zuruͤck, 
m den Ihrigen Beistand zu leisten, und Suomar, 
um Widerstande zu schwaͤch, zog sich mit den Sei— 
ugen in die Waͤlder zuruͤck. Die Roͤmer pluͤnderten 
iun die reichen, zum Theil auf roͤmische Weise ge— 
auten Doͤrfer, in welchen sie unter andern auch viele 
omische Gefangene fanden, und ruͤckten, ungeachtet 
er unguͤnstigen Jahreszeit, denn die ganze Gegend 
var schon mit Schnee bedeckt, bis an den Taunus 
„or, wo sie jedoch alle Wege durch Verhaue gesperrt 
anden. Um nun die Früchte seines Sieges nicht 
zanz aufzugeben, stellte Julian eine in fruͤheren Zeiten 
om Kaiser Trajan angelegte Festung wahrschein⸗ 
ih Heddernheim wieder her und ieß eine 
Besahung darin zuruͤck, wodurch dann auch jene drei 
doͤnige veranlaßt wurden, um Frieden zu bitten. Doch 
ewilligte ihnen Julian nur einen Waffenstillstand auf 
0 Monate unter der Bedingung, daß sie gelobten, 
vaͤhrend der Zeit die Festung nicht anzugreifen, viel⸗ 
nehr die Besatzung derfelben sofern es begehret wuͤrde, 
gegen Verguͤtung mit Lebensmitteln zu versehen. 
zeegch Ablauf dieser Frist schickte Julian seinen 
zꝛ herrn Seve rus über den Rhein doraus, um die 
eindseligkeiten wieder zu beginnen. Das Gluͤck war 
m aber nicht hold. Er felb scheint aeblieben zu fein. 
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und da die Roͤmer den sonst so tapfern Mann hier 
der Feigheit beschuldigen, auch seitdem von der Be— 
etzung zu Heddernheim keine Rede mehr ist, und 
Julian eine Menge roͤmischer Gefangenen loskaufen 
mußtẽ; so unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß 
diese Heeresabtheilung foͤrmlich geschlagen worden ist. 
Selbst Julian konnte, als er mit dem gesammten 
Heere nachruͤckte, weiter nichts erreichen, als daß 
Suomar und dessen naͤchster Nachbar jenseits des 
Mains, Hortarius, sich gegen Bezahlung zu Lie—⸗ 
ferungen von Getreide und Baumaterialien verstanden. 
Nachdem nunmehr Julian die zerstoͤrten Befe— 
stigungswerke der Rheinstaͤdte wieder einigermaßen 
yergestellt hatte, unternahm er noch einen Kriegszug 
zegen die suͤdlicher wohnenden Alemannenfuͤrsten und 
chloß auch mit ihnen Frieden. Indessen sieht man 
zus Allem, daß die Roͤmer die Anspruͤche derselben 
uuf das linke Rheinufer nur durch einen jaͤhrlichen 
Zins zu beschwichtigen vermochten, den diese unter 
dem Namen von „Geschenken“ zu bestimmten 
zeiten erhielten; denn als nach einigen Jahren der 
saiser Valentinian an diesen Geschenken maͤkeln 
vollte, nahmen die Einfaͤlle der Alemannen in 
Ballien wieder uͤberhand, und ein Fuͤrst derselben, 
Namens Rando, hatte sogar die Kuͤhnheit, die Stadt 
Mainz, waͤhrend daselbst ein christliches Fest gefeiert 
vurde, unversehens zu uͤberfallen und auszurauben. 
Vergebens besoldeten die schamlosen Roͤmer Meuchel⸗ 
noͤrder, um die ihnen feindlich gesinnten Koͤnige aus 
dem Wege zu raͤumen, vergebens durchzog auch 
Valentinian noch einmal das Gebiet der Ale⸗ 
nannen am Neckar und lieferte ihnen ein Treffen. 
Ungeachtet aller angeblichen Erfolge, konnte er nicht 
einmal ein einziges Befestigungswerk am rechten Rhein⸗ 
ifer behaupten, viel weniger das Land selbst unter⸗ 
verfen. Auch von Mainz aus versuchte er im Jahr 
371 noch einen Streifzug, um den Fuͤrsten Makrian, 
velcher nunmehr in diesem, fruͤher dem Suomar 
intergebenen Gaue herrschte und in der Gegend von 
Wiesbaden wohnte, durch Uebersall gefangen zu 
tehmen. Er ließ zu dem Ende in aller Eile eine 
Bruͤcke uͤber den Rhein schlagen und zog mit dem 
Zeere hinuͤber, indem er eine Abtheilung Reuter zur 
Ausfuͤhrung seines Anschlags voraussandte. Diese 
onnten jedoch ungeachtet des strengsten Befehls das 
Sengen und Brennen nicht lassen und gaben dadurch 
»em Koͤnige Zeit, sich zu Wagen ins Gebirge zu retten. 
Valentinian setzte nunmehr den Bewohnern dieses 
Baues, die er Bucinobanten nennt, nach seiner 
Wahl einen andern Koͤnig, Namens Fraomar; 
aber der ward bald wieder aus dem Lande vertrie— 
hen, und von der Zeit an betrat, soviel uns bekannt, 
kein roͤmisches Heer mehr diesen Theil des alten 
Thattenlandes, aus welchem spaͤter auch die Aleman—⸗ 
nen wieder durch die Franken vertrieben wurden. 
Unter den Franken, welche ihre Kriegszuͤge vor⸗ 
zuasweise gegen die roͤmischen Besitzunagen am Ni—
	        
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