wie gesagt, keine Vereine je geben wird. Ihr
aber, an die diese Worte zunaͤchst gerichtet sind,
ihr, die ihr die Mehrzahl der Bevoͤlkerung uͤberall
zusmacht, ihr werdet freilich der Krankheit einfache
Mittel noch um so leichter entgegensetzen koͤnnen, je
weniger sie nach Umstaͤnden uͤnd Vechaͤltniffen bei
euch um sich gegriffen hat.
Indeß unter euch ist sie auch und die Zeit mit
ihren taͤglichen Beispielen, mit ihren außergewoͤhnlichen
Erscheinungen, mit ihren Ueberschreitungen der lang—
zewohnten Zahl- und Rechnungsweife mag wohl bei⸗
tragen, daß sie auch bei euch zunimmst. Darum
aßt gegen sie empfohlen seyn, zu eurem Heil, zu dem
der Eurigen, die jetzt noch um euch sind und die euch
paͤter folgen werden:
Maͤßigkeit und Maͤßigung in allem Thun und Treiben
Schreitet vorwaͤrts in allem Guten und Ver⸗
taͤndigen; laßt euch belehren und bleibt hinter
der Zeit nicht liegen; schafft und sorgt, damit
eure Kin der wachsen und gedeihen in der Erkenntniß
alles dessen, was einst ihre Zukunft, auch ohne aͤußere
Sluͤcksguͤter sichert; laßi sie zunehmen im Glauben
an das Ewige uͤnd im Wissendes Zeitlichen,
und in Allem haltet fest an jeder ehrwuͤrdigen
Sitte der Vaͤter, auf daß der Segen den Kindern
oleibe. Stoͤrt die Ruhe nicht, die auf euren
Feldern liegt, wenn ihr sie, bebaut von dem Fleiße
urer Hand, am Abend verlasset; unterbrecht den
Frieden nicht, der in euren Wohnungen gern
oerweilt, und wenn in Folge einer herrscheüden ün—
naͤßigkeit an Wuͤnschen und Geluͤsten so wie
in That und Handlung die gediegenste Stuͤtze des
Mannes — der Karakter, d. h. die Festigkeit
seines Wollens und Thuns, so vielfach unter⸗
Fraben wird oder sich selbst untergraͤbt; so laßt euch
Freunde! berufen und auserwaͤhlt seyn zur Er—
haltung der Maͤßigkeit und der Maͤßigung.
Fahrt dadurch fort, den Kern zu bilden und zu
pflegen und vor Faͤulniß und vor Unfruchtbarkeit zu
bewahren, den Kern, um den sich alles Erhal—
en de im Staate legt. Irret nicht und noch weniger
laßt euch irre machen; bleibt in den Grenzen, die
euren Frieden bewachen, wie einst das Schwert des
Lherubs es that, so lange als noch nicht durch die
Geluͤste der innere Friede gestoͤrt war; seyd maͤßig,
bleibt treu jeder ehrwuͤrdigen Sitte déer
Vater und dazu erzieht eure'Kinder.
Und zu der Maͤßigkeit im Wuͤnschen und Wollen,
im Streben und Begehren, in Neigung und Richtung,
im Handeln und Wandeln gehoͤrt
2.
Die Maͤßigkeit in all und jeder Befriedigung
sinnlicher Genuͤsse.
Wer den Genuß, den wir den Sinnen verdanken,
ohne weiteres verkuͤmmern oder gar verdammen
will, der handelt Unredlich, denn er handelt gegen di
eigene Ueberzeugung; er haͤndelt heuchle risch, dem
gar oft, wenn auch freilich nicht im offenen Leben,
handelt er gegen sein eignes Beispiel; ja, man kann
sagen, er handelt gottlos, da er sich anmaßt, den
Gebrauch und den Genuß sinnlicher Empfindungen
und Gefuͤhle, die ein allweiser und ein allguͤtiger
Gott uns gab und womit er das Leben des Weltale
ausstattete, verurtheilen zu wollen.
Wo keine Freude, da ist kein Friedez7
wo keine Lust, da ist's hohl und kodt inde
Brust. Aber, welcher Unterschied ist zwischen Genuf
und Uebersaͤttigung, zwischen Gebrauch und Miß—
brauch! Wenn das Erstere begluͤcken und zufrieden
machen kann; so fuͤhrt das Andere in der Regel zun
Angluͤck und Verderben; die Lust wird Unlust, de
Friede wird Unfriede und die Freude zum Leid. —
Und die Lehren und Mahnungen, die Aufforderunger
und Ermunterungen, deren setzt so viel gegeben um
verbreitet werden; sie haben ihren Grund und ihr
Veranlassung in dem
Uebermaß des sinnlichen Genusses,
dem eine große und fast eine Mehrzahl sich in unsen
Tagen ergiebt.
Die Zahl solcher Genuͤsse ist groß, aber vor Alle
muͤssen wir doch den Genuß jener geistigen Ge
traͤnke herausheben, die den Koͤrper zerftoͤrer
und die Seele mittoͤdten.
Von starken Getraͤnken ist zu allen Zeiten gesprochen
vor deren Genuß gewarnt und die unselige Wirkung
namentlich jedes Uebermaases geschildert worden
„Stark Getraͤnk macht wild und wer dazr
„Lust hat, wird nimmer weise; so spricht de
koͤnigliche Sprecher und Prediger und Saͤn
ger: Sp, Salomons Kap. 20, V. 1. —Dameal
war freilich wohl nur von Wein die Redez ader hiet
und in unseren Tagen spricht es sich von einem ande'
ren Getraͤnk, das mehr wie stark, das zer—
stoͤrend und verheerend ist.
Es ist kein natuͤrliches Gewaͤchs, denn dit
Sonne kocht es nicht und heiter und froͤhlich laͤßt sic
auch nicht bei ihm seyn, wie noch weniger bei in
bleiben; eine kuͤnstliche Bereitung bringt
hervor aus Stoffen, die wie alle Naturstoffe eben so
gut zum Besten wie zum Schlechtesten dienen, ebn
so gut Gift wie Heilung in sich bergen koͤnnen;
gehoͤrt, wie wohl zu verstehen ist, dieses Getraͤn
urspruͤnglich zu einem Heilsamen.
Aber seht, Freunde! wie AÄlles ausartet, wie es zun
Unheil dient und verrufen werden muß, we
Mißbrauch oder Uebermaß dabei vorherrschn
so ist auch das Lebenswafser, wie man es einn
nanute, das Wasser oder vielmehr der Geist, den di
Araber( unsen Lehrer in der Arzneikunde) darau
zogen, zum Todtwasser geworden. 4q⸗
Die — in —ia, die Si
den, nennen es Tollwafser und die Malaie