Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

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der vor sechs Jahren Gebliebenen die letzte Ehre erzeigt 
hatte, kam es wieder zu einem Kampf, der so aus⸗ 
iel, daß sich Germanicus selbst den Sieg nicht zuzu⸗ 
chreiben wagte; denn er konnte nicht bis zur Weser 
yordringen und auf dem Ruͤckwege waͤre beinah der 
roͤßte Theil des Heeres den Deutschen in die Haͤnde 
jefallen. — Um nun nicht abermals in diesen 
kngpaͤssen aufgehalten zu werden, fuͤhrte Germa⸗ 
uiicüs im folgenden Feldzuge, naͤmlich im Jahre 16 
as Heer auf 1000 Schiffen an die Muͤndung der 
ems und gewann die Weser da, wo sich an deren 
ifer die leßten Berge erheben. Noch zwei Schlachten 
vurden in dieser Gegend geliefert. In beiden behaup⸗ 
eten die Roͤmer das Feld zwar so lange, bis sie, wie 
ewoͤhnlich, prahlerische Siegeszeichen errichtet hatten, 
iber der schleunige Ruͤckzug bewies, daß Germanicus 
poch nicht der Mann war, sich mit Hermann zu 
nessen. Dazu kam noch, daß auf der Ruͤckfahrt ein 
Zturm die Flotte und mit ihr einen großen Theil des 
eeres vernichtete. Die Chatten hatten dießmal den 
heruskern wohl keinen Beistand leisten koͤnnen, weil 
der Unterfeldherr Silius mit einer bedeutenden Macht 
»ei Mainz stand und sowohl vor dem Feldzuge, als 
uuch gleich nach Beendigung desselben, wiederholte 
Raubzuge ins Land der Chatten machte. Auf dem 
ersten guͤckte es ihm, des chattischen Fuͤrsten Arpus 
Zemahlin und Tochter gefangen zu nehmen, und 
paͤter wird unter den roͤmischen Gefangenen auch noch 
ꝛin chattischer Priester Namens Libys genannt, der 
)en Roͤmern ebenfalls bei dieser Gelegenheit in die 
haͤnde gefallen seyn mag. 
Das waren aber auch die letzten Drangsale, welche 
die Chatten von den Roͤmern in ihrem eigenen Lande 
zu erdulden hatten. Kaiser Tiberius wollte naͤmlich 
eine weiteren Opfer mehr bringen, sondern beschloß 
zum groͤßten Leidwesen des kampfbegierigen Ger⸗ 
nanicus den Krieg zu beendigen, und die Deutschen 
ich selbst zu üͤberlassen, „damit sie sich durch 
ihre eignen Streitigkeiten zu Grunde 
richten moͤchten.“ Leider ging dieser Wunsch nur 
u bald in Erfuͤllung und hat, beinahe zwei Jahrtau⸗ 
ende hindurch, wie aͤn Fluch auf Deutschland gelegen, 
ais endlich die große Voͤlkerschlacht bei Leipzig die 
janze Nation wieder vereinigt hat. Darum sei, denn 
ind bleibe unser Wahlspruch: Fuͤr immer Ein— 
racht unter und mit allen Deutschen, zu 
velchem Stamme sie auch gehoͤren, damit wir 
nicht abermals uͤbermuͤthigen Feinden zur Beute werden. 
g Seitdem blieb der Niederrhein und die Donau die 
Aepze Deutschlands gegen das Roͤmerreich, aber vom 
usfluß der Lahn aufwaͤrts zog sich, wie schon oben 
esegt, die roͤmische Landwehr uͤber den Taunus und 
an einen Theil der Wetterau zum Main, und von 
an die Donau bei Regensburg. Dieser Grenz⸗ 
8 ward nun mit einer Reihe von Kastellen versehen 
n von Grenzregimentern befetzt, die saͤmmtlich unter 
inem besondern Grenzcommand anten standen, etiva wie 
gegenwaͤrtig die Oesterreicher die tuͤrkische Grenze be⸗ 
vachen, so daß Niemand ohne besondere Erlaubniß 
ieselbe uͤberschreiten darf, und daß jeden Augenblick 
eine hintaͤngliche Macht aufgeboten werden kann, um 
ezinen gewaltsamen Einfall zuruͤckzuschlagen. Darum 
wissen wir nun auch mehrere Jahrhunderte lang wenig 
oder nichts mehr von den Schicksalen des Chatten⸗ 
»olks, außer daß sie von Zeit zu Zeit den Grenzwall 
mit Gewalt durchbrochen haben, um in den roͤmischen 
Provinzen Beute zu holen, ja daß sie einst sogar 
Mainz zu belagern gewagt. Die Beute wurde ihnen 
aber meist wieder abgenommen, bevor sie uͤber die 
dandwehr zuruͤck gelangten, und in Mainz saßen die 
Roͤmer sehr sicher vor ihnen; denn sie waren zwar 
tapfere Soldaten, aber weil man in Deutschland keine 
befestigte Staͤdte hatte, verstanden sie auch nichts von 
der Kuͤnst, dergleichen zu erobern. 
Was wir außerdem von ihren Kaͤmpfen mit den 
deutschen Nachbarn wissen, das ist noch weniger er⸗ 
freulich. Schon im naͤchsten Jahre, nachdem die 
Roͤmer abgezogen waren, entbrannte ein heftiger 
Krieg zwischen Hermann und Marbod, der fast 
zanz Deutschland unter die Waffen brachte und an 
der boͤhmischen Grenze ausgefochten ward. Da nach 
der Erzaͤhlung der roͤmischen Geschichtschreiber die 
bisherigen Bundesgenossen der Cherusker auf Her⸗ 
mann's Seite kaͤmpften, so scheinen die Chatten auch 
diesem Bruderkampfe nicht fern geblieben zu sein. 
Marbod unterlag und mußte endlich im Jahr 19 
sein Leben durch die Flucht zu den Roͤmern retten, 
waͤhrend fast zu derselben Zeit auch der Sieger Her⸗ 
mann durch die Hand seiner eigenen Anverwandten 
meuchlerisch fiel. Die naͤheren Umstaͤnde sind unbe—⸗ 
kannt, doch wissen wir, daß es gerade im Jahr 19 war, 
wo Gandestrius sich zu dem Ende Gift aus Rom 
»erschrieb. Bei dieser Gelegenheit erklaͤrte nun zwar 
Tiberius oͤffentlich, daß ein solches Mittel, sich seiner 
Feinde zu entledigen, des roͤmischen Namens unwuͤr⸗ 
dig sei; aber dessenungeachtet starb der ihm verdaͤchtige 
Wndsess in demselben verhaͤngnißvollen Jahre 
an Gift. 
Spaͤter finden wir die Chatten noch zweimal in 
hlutigen Kriegen mit ihren Nachbarn. Im Jahr 58 
stritten sie mit den Hermunduren um die Salz— 
zuellen an der fraͤnkischen Saale, wo die Grenzen 
zeider Laͤnder sich beruͤhrten. Die Chatten unter— 
lagen, und da die feindlichen Heere die Beute, welche 
sie machen wuͤrden, im Voraus ihren heidnischen 
Goͤttern gewidmet hatten, so machten die Hermun— 
duren Alles, was sich nicht retten konnte, sowohl 
Mann als Roß, ohne Erbarmen nieder. 
Mit mehr Erfolg traten die Chatten spaͤter gegen 
die Cherusker auf. Nach Hermann's Tod war naͤmlich 
die Regierung der cheruskischen Lande an dessen Bru— 
derssohn gekommen, welcher von den Roͤmern in 
Italien erzogen war und deßhalb den Namen Italicus 
uhrte. Dadurch kam schon damals die roͤmische
	        
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