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uch die Chatten neue Nachbarn nach dem Mam hin.
Naͤnlich Domitius, der roͤmische Befehlshaber an der
Donau, wies gerade in dem Jahr, wo Christus ge⸗
hren wurde, diesen Landstrich einem Stamme der
ermunduren an, welcher aus seinen urspruͤng—
ichen Sitzen, jenseits der Elbe, vertrieben worden war.
diese hieiten es seitdem immer mit den Roͤmern und
ahien spaͤter den Chatten eine empfindliche Nieder⸗
age bei.
Eine Streitigkeit der Cherusker mit demselben
Domitius, der'in diesem Jahre auch am Rhein erschien,
im eine Anzahl verbannter Cherusker wieder in ihre
Heimath zuruͤckzufuͤhren, war wie es scheint die Ver⸗
mlassung, daß Tiberius nachmals den Oberbefehl am
Rhein erhielt und in wiederholten Feldzuͤgen alle nord⸗
Jeutschen Voͤlkerschaften unterwarf. Der roͤmische
Anterfeldherr Sentius TAF wahrschein⸗
ich von Mainz aus, die Chatten bedrohen, damit
ie nicht etwa den Cheruskern beistehen moͤchten, und
er hat unstreitig wiederholte Einfaͤlle in das Land ge⸗
nacht, von denen wir jedoch nichts wissen, als daß
hm nach beendigtem Kriege solche Ehrenbezeugungen
uerkannt wurden, die eigentlich nur dem Besieger
ines Volkes zukamen; auch fuͤhrte er kurz darauf, als
Liberius den Marbod in Boͤhmen angreifen woöllte,
die roͤmischen Huͤlfstruppen vom Rhein aus ganz ruhig
urch Hessen, wahrscheinlich zwischen der Rhoͤn und
em Thuͤringerwald durchs Werrathal hinauf — ein
Beweis, daß er die Chatten nicht mehr fuͤrchtete und
m Lande selbst gut Bescheid wußte.
Auf diese Weise war Alles vorbereitet, um ganz
Deutschland, wenigstens bis zur Elbe, bei der ersten
Selegenheit, eben so wie Gallien, zu einer roͤmischen
Hrovinz zu machen. Am weitesten war es in dieser
Beziehuͤng mit den Cheruskern gekommen. In ihrer
Nachbarschaft, an den Quellen der Lippe, haͤtten die
Roͤmer ein befestigtes Winterlager aufgeschlagen und
is zur Weser hin finden wir bald darauf roͤmische
Beamten und roͤmische Gerichte. Auch hatten sich die
deiden Fuͤrstenfamilien, welche bei den Cheruskern
amals vorzugsweise die Herrschaft fuͤhrten, ganz an
die Roͤmer angeschlossen: die beiden Bruͤder Arminius
und Flaviu's, die zu der einen gehoͤrten, nahmen
driegẽdienste, und Segestes, welcher nebst seinem
Bruder Segimer das Haupt der andern war, ließ
inen Sohn Segismund sogar in Coͤln zum roͤmischen
hriester weihen.“ So lange nun die Roͤmer nur billige
Anforderungen machten, ließen sich die Deutschen deren
Oberherrschaft gefallen; als aber Varus, ein harter
und durch seine Habsucht verrufener Mann, zum Ober⸗
befehlshaber in Deutschland ernannt worden war,
nahm die Sache eine andere Wendung. J
Varus erlaubte sich nicht nur jede Art von Er—
hressungen, sondern er behandelte auch die Deutschen
uf die empoͤrendste Weise, indem er ihnen ihre
nen Gerichte nahm und sie vor seinen Richterstuhl
ud, wo die Sachen lateinik verhandelt und mische
Strafen, namentlich oft Ruthenstreiche und Todes⸗
trafe erkann wuͤrden, wenn nach deutschem Recht nur
eine Geldbuse verwirkt war. Solche Demuͤthigungen
erweckten von Neuem die Sehnsucht nach Freiheit, und
Pornten zur Rache. Darin schienen alle Voͤlker einig, aber
die Macht der Roͤmer war zu groß, und die Deutschen
hatten auch dan gis kein gemeinschaftliches Oberhaupt.
Da stellte sich der sieben- und zwanzigjaͤhrige Cherus⸗
berfuͤst Arminius oder Hermann an die Spitze
des Unternehmens, unterhandelte heimlich mit den Vor⸗
nehmsten der benachbarten Voͤlkerschaften, und als im
Jahre 9n. Chr. Alle zum Losschlagen bereit waren,
ockten sie den Varus mit drei seiner Legionen in eben
die Engpaͤsse zwischen der Weser und dem Teutoburger
Wald, wo fruͤher Drusus mit seinem Heer beinahe den
Antergang gefunden haͤtte. Die Roͤmer waren gewarnt,
und zwar von Segestes, dem andern Cherusker⸗
ürsten, welcher auf Hermann's Ansehn bei dem Volke
eifersuchtig war. Grade deshalb mochte ihm aber
auch wohl Varus keinen Glauben schenken; er zog
wenigstens sorglos weiter und merkte die Hinterlist
azicht eher, als bis die Feinde von allen Seiten auf ihn
eindrangen. Die Roͤmer vertheidigten sich tapfer,
drei Tage lang suchten sie unter fortwaͤhrenden Kaͤm⸗
pfen die Festung Aliso an der Lippe zu erreichen, aber
der Regen fiel in Stroͤmen, die Wege wurden grund⸗
los, und da ihnen die Feinde weder Tag noch Nacht
Ruhe ließen, so war die Anstrengung so erschoͤpfend,
daß endlich auch den Tapfersten zuͤgleich mit den Kraͤf⸗
ten aller Muth und alle Hoffnung entsank. Varus
tuͤrzte sich in sein eignes Schwert, um nicht lebendig
in die Haͤnde der erbitterten Feinde zu fallen; viele
folgten seinem Beispiel, andere warfen die Waffen
weg und ergaben sich der Willkuͤhr des Siegers, nur
wenige suchten ihr Heil in der Flucht, denn alle Aus⸗
gange war besetzt. Dennoch entkamen einige nach
Aliso, und deßwegen vermuthet man mit Recht, daß
das Schlachtfeld nicht weit von den Quellen der Lippe
zu suchen ist. Nun uͤbten die Deutschen schwere
Rache an ihren Draͤngern, doch schenkten sie auch vie⸗
en das Leben, denn nach vierzig Jahren fanden die
Roͤmer noch bei den Chatten Gefangene aus der Varus⸗
chlacht, und gar mancher vornehme Roͤmer mag wohl
sein Leben als chattischer Schweinehirt haben beschließen
muͤssen. Aus diesem Umstand, sowie daraus, daß
wir von nun an die chattischen Fuͤrstenfamilien mit
den cheruskischen in naher Verbindung sehen, geht
dann auch mit ziemlicher Gewißheit hervor, daß unsere
Vorfahren ebenfalls an diesem Siege Theil genommen
haben, wiewohl die Roͤmer die Namen der einzelnen
Voͤlkerschaften in ihrem Berichte nicht nennen.
Bei den Chatten finden wir naͤmlich um diese Zeit,
wie bei den Cheruskern, zwei Fuͤrstenfamilien erwaͤhnt,
von denen die eine, die des Arpus, mit den Roͤmern
in Feindschaft, und die andere, die des Acrumer
oder Catumer, mit denselben in gutem Vernehmen
gestanden zu haben scheint. Dieser letztere hatte zwei