Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

Gegend zwischen dem Ausfluß der Lahn und der Sieg 
eine Bruͤcke zu schlagen, — ohne Zweifel die erste, 
die bis dahin der Rhein getragen hatte — und fuͤhrte 
auf diese Weise das erste roͤmische Heer an das rechte 
Rheinufer. Beinah drei Wochen blieb er bei den 
Ubiern, konnte jedoch weiter nichts ausrichten, als 
daß er das Land der benachbarten Sigambern theil⸗ 
weise durchzog, die Doͤrfer niederbrennen und die 
Saaten abmaͤhen ließ. Nach seiner Ruͤckkehr uͤber den 
Fluß brach er zwar die Bruͤcke ab, die Chatten aber 
und ihre Bundesgenossen hatten ihn nun einmal als 
ihren Feind kennen gelernt, und schickten deshalb auch 
von ihrer Seite Krieger uͤber den Rhein, um den gal⸗ 
lischen Voͤlkerschaften gegen die Roͤmer beizustehen. 
Dadurch sah sich Caͤsar bewogen, nach zwei Jahren 
abermals eine Bruͤcke uͤber den Rhein zu schlagen, 
und zwar etwas weiter herauf als das vorigemal, so 
daß er, in groͤßerer Entfernung von den erbitterten 
Sigambern, nur mit den befreundeten Ubiern in Be— 
ruͤhrung kam. Diese mußten dann auch das Heer 
mit der noͤthigen Zufuhr versorgen, waͤhrend Caͤsar 
in einem wohlbefestigten Lager saß und, wie er selbst 
sagt, hoffte, die Sueven seien thoͤricht genug, ihn da 
anzugreifen. Das war aber keineswegs der Fall, 
vielmehr nahmen auch sie im Innern von Hessen, da 
wo der Reinhardswald, der Solling und die Vorberge 
des Harzes zwischen den Chatten und einem andern 
maͤchtigen Volke, den Cheruskern, die Grenze 
bildeten, eine feste Stellung an, in der sie die Roͤmer 
erwarten wollten. Soweit durfte sich nun Caͤsar nicht 
ins Land wagen, sondern mußte das Heer unverrich⸗ 
teter Sache wieder uͤber den Rhein zuruͤck fuͤhren. Um 
den Ubiern mindestens einige Hoffnung auf roͤmischen 
Schutz zu lassen, brach er diesmal die Bruͤcke nicht 
ganz ab, sondern ließ sie an dem jenseitigen Ufer stehen 
und legte in die zu deren Schutz errichtete Verschan⸗ 
zung eine Besatzung von beinahe 6000 Mann. Doch 
selbst diese Vorsichtsmaaßregel reichte nicht aus, um die 
Ubier vor der immer zunehmenden Bedruͤckung der Chat⸗ 
en zu schuͤtzen. Nachdem sie noch etwa fuͤnfzehn Jahre 
in ihrer bedraͤngten Lage ausgeharrt hatten, wurden sie 
endlich auf ihr Bitten von Agrippa, dem damaligen 
roͤmischen Befehlshaber in Gallien, auf das linke Rhein— 
ufer gefuͤhrt, wo sie die Stadt Coͤln *) erbauten und 
unter dem Schutze der Roͤmer fortan ruhig lebten. 
Inzwischen nahmen die Chatten die alten Wohnsitze 
der Ubier ein und dehnten ihre Grenzen bis an den 
Rhein aus, so daß sie unmittelbar mit den Roͤmern in 
Beruͤhrung kamen, welche alle deutschen Voͤlkerschaften 
auf dem linken Rheinufer voͤllig unterworfen und in 
eine roͤmische Provinz umgewandelt hatten, d. b. diese 
Laͤnder blieben nun von roͤmischen Heeren befetzt, wurden 
von den Befehlshabern nach roͤmischen Gesetzen regiert, 
— — — 
* 
Sie bekam den Namen Colonia, weil auch die Roͤmer 
eine Colonie dahin fuͤhrten, wodurch die Stadt wich 
tige Rechte erhielt. 
und die Einwohner mußten ihren neuen Herren Kriegs 
dienste leisften und Steuern zahlen. 
Ein gleiches Schicksal stand nun auch deu Chatten und 
den uͤbrigen deutschen Voͤlkerschaften diesseits des Rheint 
bevor. In Rom haͤtte sich naͤmlich nach Caͤsars Tod 
dessen angenommener Sohn Augustus zum Kaiser 
zemacht, und der beherrschte, wie ihr wißt, fast die 
janze den Roͤmern bekannte Welt.“) Dabei war eir 
eibst ein gluͤcklicher Feldherr und seine beiden Stief— 
oͤhne, Tiberius und Drusus, sowie auch sei 
Schwiegersohn, der schon genannte Agrippa, waren 
noch tapferer. Insbesondere war Tiberius ein kluger 
verschlagener Mann, der die deutschen Voͤlkerschaften 
recht gegeneinander aufzuhetzen wußte, und bald diese, 
bald jene unterstuͤtzte, um nach und nach alle ohne 
großen Widerstand unter seine Botmaͤßigkeit zu bringen. 
Wer konnte da auf einen erfolgreichen Widerstand 
rechnen? 
Auch fand sich bald eine Veranlassung zum Kriege 
da es bei den Deutschen mitunter etwas raͤuberisch 
herging; die Roͤmer gaben wenigstens den Deutschen 
Schuld, sie haͤtten Kaufleute erschlagen, die sich in 
Friedenszeiten in ihr Land gewagt, und waͤren von 
Zeit zu Zeit in ganzen Schaaren uͤber den Rhein ge⸗ 
kommen, um die roͤmischen Provinzen auszuplaoͤndern; 
dagegen gestehen sie jedoch selbst, daß auch ihre Be⸗ 
amten so unerhoͤrte Bedruͤckungen und Erpressungen zu 
iͤben pflegten, daß nicht einmal die unterjochten Galliet 
ich dieselben geduldig konnten gefallen lassen. Und 
zerade eine solche Erpressung rief den naͤchsten verhaͤng 
aißvollen Krieg gegen Deutschland hervor. Ein hab⸗ 
uͤchtiger Mann, Namens Lollius, war ums Jahr!“ 
»or Christi Geburt als roͤmischer Befehlshaber am Nie— 
derrhein an die Stelle des Tiberius getreten, welcher 
waͤhrend seines einjaͤhrigen Aufenthaus daselbst, nich! 
aur Ruhe und Frieden an der Rheingrenze hergestellb 
ondern auch mehrere Voͤlkerschaften diesseits des Rheins 
zamentlich die Sigambern, in sein abhaͤngiges 
Verhaͤltniß gebracht hatte. Dieser Lollius wollte nun 
das genannte Volk schon wie ein besiegtes behandeln 
und Steuern gewaltsam in ihrem Lande eintreiben 
assen. Soweit ging aber ihre Freundschaft fuͤr die 
Roͤmer nicht, sondern sie brachten zwanzig von den 
gegen sie geschickten Hauptleuten ums Leben, zogen mit 
Heeresmacht uͤber den Rhein und schlugen auch das 
toͤmische Hauptheer in die Flucht, wobei sogar ein 
ilberner Adler, den die roͤmischen Heere statt der Fahne 
uͤhrten, in ihre Haͤnde fiel. Ein solcher Verlusi galt 
bei den Roͤmern fuͤr einen so großen Schimpf, daß 
der Kaiser Augustus fuͤr noͤthig erachtete, selbst nach 
Gallien zu kommen, um von da aus die Deutschen 
zu demuͤthigen. 
Er begann damit, Suͤddeutschland bis an die Donau 
zu erobern, was sehr rasch von Statten ging, indem 
yAsle Kalenderleser kennen doch gewiß d ruch Luk. 2.2 
„Es begab aber zu a y —* von 
Kaiser Augusto ausging, daß alle Welt geschaͤtzt wuͤrde
	        
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