Gegend zwischen dem Ausfluß der Lahn und der Sieg
eine Bruͤcke zu schlagen, — ohne Zweifel die erste,
die bis dahin der Rhein getragen hatte — und fuͤhrte
auf diese Weise das erste roͤmische Heer an das rechte
Rheinufer. Beinah drei Wochen blieb er bei den
Ubiern, konnte jedoch weiter nichts ausrichten, als
daß er das Land der benachbarten Sigambern theil⸗
weise durchzog, die Doͤrfer niederbrennen und die
Saaten abmaͤhen ließ. Nach seiner Ruͤckkehr uͤber den
Fluß brach er zwar die Bruͤcke ab, die Chatten aber
und ihre Bundesgenossen hatten ihn nun einmal als
ihren Feind kennen gelernt, und schickten deshalb auch
von ihrer Seite Krieger uͤber den Rhein, um den gal⸗
lischen Voͤlkerschaften gegen die Roͤmer beizustehen.
Dadurch sah sich Caͤsar bewogen, nach zwei Jahren
abermals eine Bruͤcke uͤber den Rhein zu schlagen,
und zwar etwas weiter herauf als das vorigemal, so
daß er, in groͤßerer Entfernung von den erbitterten
Sigambern, nur mit den befreundeten Ubiern in Be—
ruͤhrung kam. Diese mußten dann auch das Heer
mit der noͤthigen Zufuhr versorgen, waͤhrend Caͤsar
in einem wohlbefestigten Lager saß und, wie er selbst
sagt, hoffte, die Sueven seien thoͤricht genug, ihn da
anzugreifen. Das war aber keineswegs der Fall,
vielmehr nahmen auch sie im Innern von Hessen, da
wo der Reinhardswald, der Solling und die Vorberge
des Harzes zwischen den Chatten und einem andern
maͤchtigen Volke, den Cheruskern, die Grenze
bildeten, eine feste Stellung an, in der sie die Roͤmer
erwarten wollten. Soweit durfte sich nun Caͤsar nicht
ins Land wagen, sondern mußte das Heer unverrich⸗
teter Sache wieder uͤber den Rhein zuruͤck fuͤhren. Um
den Ubiern mindestens einige Hoffnung auf roͤmischen
Schutz zu lassen, brach er diesmal die Bruͤcke nicht
ganz ab, sondern ließ sie an dem jenseitigen Ufer stehen
und legte in die zu deren Schutz errichtete Verschan⸗
zung eine Besatzung von beinahe 6000 Mann. Doch
selbst diese Vorsichtsmaaßregel reichte nicht aus, um die
Ubier vor der immer zunehmenden Bedruͤckung der Chat⸗
en zu schuͤtzen. Nachdem sie noch etwa fuͤnfzehn Jahre
in ihrer bedraͤngten Lage ausgeharrt hatten, wurden sie
endlich auf ihr Bitten von Agrippa, dem damaligen
roͤmischen Befehlshaber in Gallien, auf das linke Rhein—
ufer gefuͤhrt, wo sie die Stadt Coͤln *) erbauten und
unter dem Schutze der Roͤmer fortan ruhig lebten.
Inzwischen nahmen die Chatten die alten Wohnsitze
der Ubier ein und dehnten ihre Grenzen bis an den
Rhein aus, so daß sie unmittelbar mit den Roͤmern in
Beruͤhrung kamen, welche alle deutschen Voͤlkerschaften
auf dem linken Rheinufer voͤllig unterworfen und in
eine roͤmische Provinz umgewandelt hatten, d. b. diese
Laͤnder blieben nun von roͤmischen Heeren befetzt, wurden
von den Befehlshabern nach roͤmischen Gesetzen regiert,
— — —
*
Sie bekam den Namen Colonia, weil auch die Roͤmer
eine Colonie dahin fuͤhrten, wodurch die Stadt wich
tige Rechte erhielt.
und die Einwohner mußten ihren neuen Herren Kriegs
dienste leisften und Steuern zahlen.
Ein gleiches Schicksal stand nun auch deu Chatten und
den uͤbrigen deutschen Voͤlkerschaften diesseits des Rheint
bevor. In Rom haͤtte sich naͤmlich nach Caͤsars Tod
dessen angenommener Sohn Augustus zum Kaiser
zemacht, und der beherrschte, wie ihr wißt, fast die
janze den Roͤmern bekannte Welt.“) Dabei war eir
eibst ein gluͤcklicher Feldherr und seine beiden Stief—
oͤhne, Tiberius und Drusus, sowie auch sei
Schwiegersohn, der schon genannte Agrippa, waren
noch tapferer. Insbesondere war Tiberius ein kluger
verschlagener Mann, der die deutschen Voͤlkerschaften
recht gegeneinander aufzuhetzen wußte, und bald diese,
bald jene unterstuͤtzte, um nach und nach alle ohne
großen Widerstand unter seine Botmaͤßigkeit zu bringen.
Wer konnte da auf einen erfolgreichen Widerstand
rechnen?
Auch fand sich bald eine Veranlassung zum Kriege
da es bei den Deutschen mitunter etwas raͤuberisch
herging; die Roͤmer gaben wenigstens den Deutschen
Schuld, sie haͤtten Kaufleute erschlagen, die sich in
Friedenszeiten in ihr Land gewagt, und waͤren von
Zeit zu Zeit in ganzen Schaaren uͤber den Rhein ge⸗
kommen, um die roͤmischen Provinzen auszuplaoͤndern;
dagegen gestehen sie jedoch selbst, daß auch ihre Be⸗
amten so unerhoͤrte Bedruͤckungen und Erpressungen zu
iͤben pflegten, daß nicht einmal die unterjochten Galliet
ich dieselben geduldig konnten gefallen lassen. Und
zerade eine solche Erpressung rief den naͤchsten verhaͤng
aißvollen Krieg gegen Deutschland hervor. Ein hab⸗
uͤchtiger Mann, Namens Lollius, war ums Jahr!“
»or Christi Geburt als roͤmischer Befehlshaber am Nie—
derrhein an die Stelle des Tiberius getreten, welcher
waͤhrend seines einjaͤhrigen Aufenthaus daselbst, nich!
aur Ruhe und Frieden an der Rheingrenze hergestellb
ondern auch mehrere Voͤlkerschaften diesseits des Rheins
zamentlich die Sigambern, in sein abhaͤngiges
Verhaͤltniß gebracht hatte. Dieser Lollius wollte nun
das genannte Volk schon wie ein besiegtes behandeln
und Steuern gewaltsam in ihrem Lande eintreiben
assen. Soweit ging aber ihre Freundschaft fuͤr die
Roͤmer nicht, sondern sie brachten zwanzig von den
gegen sie geschickten Hauptleuten ums Leben, zogen mit
Heeresmacht uͤber den Rhein und schlugen auch das
toͤmische Hauptheer in die Flucht, wobei sogar ein
ilberner Adler, den die roͤmischen Heere statt der Fahne
uͤhrten, in ihre Haͤnde fiel. Ein solcher Verlusi galt
bei den Roͤmern fuͤr einen so großen Schimpf, daß
der Kaiser Augustus fuͤr noͤthig erachtete, selbst nach
Gallien zu kommen, um von da aus die Deutschen
zu demuͤthigen.
Er begann damit, Suͤddeutschland bis an die Donau
zu erobern, was sehr rasch von Statten ging, indem
yAsle Kalenderleser kennen doch gewiß d ruch Luk. 2.2
„Es begab aber zu a y —* von
Kaiser Augusto ausging, daß alle Welt geschaͤtzt wuͤrde