Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

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ei ungluͤcklichen Ereignissen zu schuͤtzen vermag, welche 
ins taͤglich drohen, und daß wir nur dann den oft 
o empfindlichen Wechsel des irdischen Gluͤcks mit 
jassung und Gleichmuth ertragen koͤnnen, wenn wir 
ins gewoͤhnt haben, unsern Blick dem, Unver— 
zaͤnglichen zuzuwenden, und wenn wir dadurch 
u dem innern Frieden gelangt sind, der selbst alle 
Stuͤrme des Lebens beschwichtigt. Wie aber zu einem 
olchen Frieden gelangen, bei den vielen feindlichen 
Beruͤhrungen mit der Außenwelt? Es fuͤhrt nur Ein 
Veg zu ihm, der Weg des Glaubens, der Liebe 
ind der Hoffnung: Die Pfade unseres Lebens sind 
yst so dunkel, aber der Glaube erhellet sie; es sind 
er Abwege so viele, aber die Liebe weiset uns stets 
urechte; und wenn unsere Lebensbahn zu steil wird 
ind der Muth zu sinken beginnt, dann richtet uns 
ie Hoffnung wieder auf und beseelt uns mit 
neuer Kraft. Unter unsern Lesern findet sich gewiß 
einer, der nicht vollkommen uͤberzeungt waͤre, daß 
ein Glaube an Gott, unsern himmlischen Vater, un⸗ 
vandelbar feststehe. Äber ist derselbe auch lebendig? 
Durchdringt er wirklich dein ganzes Wesen und Sein, 
ind fuͤhlst du seinen beseligenden Einfluß in jedem 
lugenblicke deines Lebens? Urtheile selbst: Du 
laubst, daß Gott, die Quelle alles Lichts und aller 
Weisheit, besser wisse was dir frommt, als du selbst: 
ind doch bist du unzufrieden mit den Einrichtungen 
et Weli, wenn sie deiner Einsicht nicht entsprechen, 
ind klagst uͤber die Fuͤgungen des Himmels, wenn 
ie deine Hoffnungen und deine Plaͤne durchkreuzen! 
Zu glaubst und bist uͤberzeugt, daß Gottes heilger 
Bille nur auf das wahre Wohl seiner Geschoͤpfe 
eerichtet ist und daß Er, ohne dessen Wille kein 
Zperling zur Erde faͤllt, auch deiner stets mit Vater⸗ 
iebe gedenkt, und doch fuͤhlst du dich ungluͤcklich, so 
ald dich irgend ein Ereigniß schmerzlich beruͤhrt, und 
ou verzagst, wenn einmal menschliche Huͤlfe dir nicht 
chirmend zur Seite steht! Du glaubst und hast nie 
aran gezweifelt, daß nur Gottes Allmacht unsere 
krde und die Millionen von Welten, die wir in jeder 
ternhellen Nacht anstaunen, in das Dasein rufen 
onnte, und daß Alles, was besteht, nur durch Ihn 
rhalten wird, mithin sein heiliger Wille auf keinerlei 
demmniß stoßen kann, weder im Himmel noch auf 
Erden; und dennoch uͤberfaͤllt dich oft Angst und 
Schrecken, wenn dir Ereignisse drohen, deren Gewalt 
eine schwachen Kraͤfte uͤbersteigt, und es erfuͤllt dich 
durcht uͤnd Grauen, wenn du in die dunkele Zukunft 
chaust; als sei da kein Licht, wo du nicht zu sehen 
ermagst, und da keine schirmende Hand mehr, wo 
Rine Macht zu Ende geht! O du Kleinglaͤubiger! 
So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das 
heute noch steht und morgen in den Ofen geworfen wird, 
ollte er das nicht vielmehr dir thun? Siehe, so lange 
db Zweifel dein Herz quaͤlen und Angst und Furcht 
gh umlagern, so lange ist noch nicht einmal der 
aube an Gottes Weisheit Vateraute und Allmacht 
n dir lebendig geworden, und nun sage, was eine 
ẽroͤmmigkeit bedeutet, der diese erste Grundlage fehlt? 
Fzindest du doch schon Trost und Beruhigung, wenn 
in einsichtsvoller Freund, ein großmuͤthiger Wohl⸗ 
haͤter, ein maͤchtiger Goͤnner sich deiner annimmt, 
ind du solltest trostlos bleiben koͤnnen, wenn du dich 
zertrauensvoll an Gottes Vaterherz wirfst? Versuch' 
zs nur einmal! Moͤge auch im Augenblick der Noth 
der Schmerz dich uͤbermannen, und der Schlag, der 
zich unvermuthet trifft, dir einen Angstruf auspressen; 
venn du aber Abends die Haͤnde faltest und zu Dem 
uufblickst, dessen Vaterauge auch über den Schwer⸗ 
zepruͤften liebevoll wacht, und du in Demuth sagst: 
derr, nicht mein sondern dein Wille geschehe, dann 
vird auch der himmlische Friede in dein Herz ein⸗ 
iehen und allen Schmerz zum Schweigen und jede 
Klage zum Verstummen bringen. 
Babei soll jedoch die Liebe alle deine Schritte 
eiten. Gewiß, es faͤllt oft schwer, die mit Liebe zu 
imfassen, welche sich derselben nicht wuͤrdig zeigen, 
ind an solche Zeit und Muͤhe zu verschwenden, die 
ins nicht nur nicht verstehen, sondern uns auch nicht 
yerstehen wollen. Aber du sollst ja auch nicht den 
zußern Menschen lieben, nicht die rohe Form, 
n der so mancher sich zu geben pflegt, und ihn etwa 
zurch unzeitige Nachsicht und Billigung noch beharr⸗ 
icher machen in seinen Fehlern; sondern Gottes 
Ebenbild sollst du in ihm lieben, den Keim des 
Buten und des Edlen, der in jedem Menschen liegt, 
und welcher, wenn er auch mit einer Eisrinde von 
Rohheit oder Schlechtigkeit umgeben ist, doch unter 
zuͤnstigen Einfluͤssen wieder hervorbrechen, den alten 
Menschen abstreifen und gleich dem verlorenen Sohn 
vieder heimkehren kann zum Vater. Diesen himm⸗ 
ischen Funken in jedem Bruder zu naͤhren und wo 
noͤglich zur Flamme anzufachen, die den ganzen 
Menschen laͤutert, das ist die wahre himmlische 
diebe, der eigentliche hohe Beruf des Men— 
schen und des Christen. Christus sagt:„Folget 
nir nach, und ich will Euch zu Menschenfischern 
nachen“, und wiederum: „Trachtet am ersten nach 
dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, 
d wird Euch solches Alles zufallen.“ Oder glaubt 
Ihr etwa, daß das Reich Gottes, fuͤr dessen Begruͤn⸗ 
dung Christus gelebt hat und gestorben ist, und fuͤr 
dessen Ausbreitung die Apostel gelehrt und gelitten 
haben, bereits zur Vollendung gekommen sei? Erken⸗ 
nen etwa alle Menschen Gott als ihren gemeinschaft⸗ 
ichen Vater im Himmel? Und bildet die Menschheit 
Eine große Gottesfamilie in Liebe und Eintracht und 
»oll Bestrebens durch unstraͤflichen Wandel sich als 
vahre Kinder Gottes zu erweisen? Oder ist das, was 
ur Zeit der Apostel der hoͤchste himmlische Beruf des 
Menschen war, nunmehr eine Thorheit geworden? 
Rein! sondern gleichwie Paulus sein urspruͤngliches 
Bewerbe, als Teppichmacher, nicht betrieb, um reich 
und aroß und immer reicher und arößer zWwoerdven
	        
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