zu werden, ehe es zu spaͤt ist, und dir die Schulden
uͤber dem Kopfe zusammenwachsen. In dieser Hoff⸗
nung will ich dir nun noch einige Mittel an die
Hand geben, die dir die Sache erleichtern; sollte dir
aber das, was ich hier sage, nicht ganz deutlich seyn,
so wende dich nur an den Herrn Schulmeister, der
wird dir die beiden Haushaltsducher, die du dazu
noͤthig hast, gern einrichten, und dir auch wohl bei
dem ersten Jahresabschluß behuͤlflich seyn. Vielleicht
sieht sich der dann auch veranlaßt, alle die aͤltern
Schuͤler vor dem Schlusse des Rechenunterrichts in
dieser einfächen Buchfuͤhrung zu uͤben, damit sie dem—
naͤchst als tuͤchtige Hausvaͤter sich bei Zeiten vor
Verarmung schuͤtzen koͤnnen.
Niemand kann wissen, wie es eigentlich mit sei—
nem Haushalt steht, und ob er nicht mehr ausgiebt,
als er einnimmt, mithin unfehlbar zu Grunde gehen
muß, wenn er nicht wenigstens einmal im Jahre ein
kurzes Inventar von Allem aufstellt, was er besitzt,
und davon dasjenige abzieht, was er schuldig ist.
Wenn du daher bis jetzt ein solches Inventar nicht
aufgestellt hast, so muß das deine erste Arbeit seyn, die
du in den langen Winterabenden zwischen Christtag
und Neujahr vornehmen kannst. Du verfaͤhrst dabei
nach dem anliegenden FormularI, laͤssest dir von
deinem Sohn, der noch in die Schule geht, die Linien
ziehen, und schreibst dann auf die linke Seite, wo
die Ueberschrift „Vermoͤgen“ steht, alle deine Grund—
stuͤcke ein, und wirfst bei einem jeden den Preis aus,
zu dem du es angenommen oder gekauft hast; dann
mußt du aufschreiben, was du an vorraͤthigen Fruͤch—
ten oder an Waaren hast und davon den Markt—
preis bemerken; dann kommen die Ackergeraͤthschaften,
oder was sonst zu dem Betrieb des Gewerbes gehoͤrt;
dann dein Hausgeraͤthe mit Inbegriff des Leinens
und der Kleider; ferner die Ausstaͤnde, die du zu
fordern hast und zuletzt das baare Geld, was du
im Hause hast. Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht
unbemerkt lassen, daß jeder ordentliche Hausvater
stets etwas,baares Geld im Haufe haben
muß, und waͤre es auch nur soviel, wie er durch—
schnittlich in einem Monat zu verdienen pflegt. Das
Geld, welches man auf diese Weise anscheinend muͤßig
liegen hat, traͤgt dir mehr Zinse, als wenn du
es zu fuͤnf Prozent ausgeliehen haͤttest; denn wer
stets bei Kasse ist, der kann jede Gelegenheit, vor—
theilhafte Einkaͤufe zu machen, benutzen, ohne je
einem Wucherer in die Haͤnde zu fallen, waͤhrend
der welcher auf Borg kauft, uͤberall mehr zahlen und
sich doch mit dem Schlechtesten begnuͤgen muß. —
Hast du nun so auf der linken Seite dein Vermoͤgen
oder wie die Kaufleute sagen, deine Activa zusammen
gerechnet, dann mußt du auf der rechten Seite unter
der Ueberschrift „Schulden“ oder Passiva, das
was du Andern schuldig bist, zusammentragen, und
zwar erstens die Kapitalschulden, zweitens die etwa
faͤlligen und noch nicht gezahlten Zinfen, und dann alle
sonstigen, noch zu leistenden Zahlungen. Die Summe
dieser Schulden ziehst du darauf von der Summe des
Permoͤgens ab, und was uͤbrig bleibt, ist der Be—
tand deines wirklichen reinen Vermoͤgens. Fin—
dest du nun, daß sich dieser Betrag im naͤchsten
Jahre vermindert hat, dann ist dir das ein Zeichen.
daß du mehr ausgegeben hast, als du eingenommen
ind eine dringende Mahnung, daß du dich einschraͤn⸗
ken und weniger ausgeben mußt, wenn bu nicht in
venig Jahren Alles verlieren willst. Gewerbtreibende
waͤhlen am besten den Jahresschluß, um eine solche
Uebersicht ihres Vermoͤgens aufzustellen; fuͤr Land⸗
virthe ist aber wohl die Zeit zwischen Pfingsten und
Johannis, kurz vor der Heuernte, die passendste, weil
dann die Scheunen fast deer sind, und alfo die Auf—
nahme der Vorraͤthe ihnen weniger Muͤhe macht, als
am Christtag. Nur muß die Berechnung jedes
Jahr zu derselben Zeit geschehen,“ weil sich
onst aus der Vergleichung kein richtiger Schuuf
vuͤrde ziehen lassen. *
Der gewissenhafte Hausvater kann sich aber daber
noch nicht beruhigen, daß er am Eude bes Jahres
erfahre, ob und wie viel er mehr ausgegeben hat
als er eingenommen, sondern er muß auch wissen,
auf wie viel Einnahme er im Jahr zu rechnen hal
und ‚wie viel ihm fein Geschaͤft und sein Haushalt
im Einzelnen kostet, damit er die noͤthigen Erspar⸗
nisse zur rechten Zeit und am gehoͤrigen Orte machen
roͤnne. Zu diesem Zweck ist die Fuͤhrung von zwei
Buͤchern noͤthig, die in keinem ordentlichen Haus⸗
Jalt fehlen sollten. Da hoͤre ich freilich maͤnchen
Kalenderleser und manche Kalenderleserin ausrufen:
Wir geben ja nichts Unnoͤthiges aus, und haben
zine so geringe Einnahme, daß es sich gar nicht der
Nuͤhe verlohnt, diese wenigen Thaler grofschenweise zu
Papier zu bringen!“ Doch das sind schwache Ent—⸗
chuldigungen, mit denen man nur seine eigene Traͤg⸗
)eit bemaͤntelt; denn wer du auch seyn magst, wenn
ↄu bisher noch keine Buͤcher gefuͤhrst haͤst so würst
du dich am Ende des Jahres hoͤchlich verwundern, wie
piel Geld du eingenommen und ausgegeben hast,
und wenn du noch hinzurechnest, wie viel du von
xinen Laͤndern und aus deinen Gaͤrten, ohne baares
Beld auszugeben, in deinen Haushalt verwendest,
d wirst du dich uͤberzeugen, daß du eben so viel, wenn
nicht noch mehr ausgiebst, als mancher, der ein be⸗
timmtes baares Einkommen hat, und von dem du
zlaubst, daß er sich weit besfer stehe als du. Haß
zu aber, wirklich so wenig, wie du sagst, dann ist
es um so noͤthiger, daß du jeden Groschen beachtest,
ind die kleine Muͤhe nicht scheuest, alles aufzuschrei⸗
ben, was du einnimmst und ausgiebst. Also lege
dir folgende zwei Buͤcher an, und fuͤhre sie vom
sten Januar an so gewissenhaft, als waͤre es eine
Zormundschaftsrechnung, oder glaubst du, daß du
uͤr deine eigenen Kinder weniger sorgen muͤßtest als
uͤr fremde? Das eine Buch, welches ich Sgulbbuch