zur Marter der schuldlosen, elenden Pferde; —
setzt peitscht und schlaͤgt er wie blind und toll
auf die Pferde, besonders auf den Kopf und vor
die Blesse, gewaltig mit verkehrtem Peitschenstiel,
und nach vieler Anstrengung gelingt es ihm dann
wohl, die zitternden Thiere mit dem Wagen
ohne weiteres Ungluͤck zuruͤck zu bringen. Alle
die Schlaͤge auf die Pferde haͤtte eigentlich
der Fuhrmann selbst mit Recht haben muͤssen,
denn nur durch seine Unachtsamkeit allein ent⸗
stehen dergleichen Vorfaͤlle. Hierbei und durch
uͤhnliches uͤngeschick geschieht es auch, daß der
Bauer einem Pferde ein Auge einschläaͤgt, oder
gefaͤhrlich verletzt — und daher findet man unter
den Dorfpferden so viele blinde oder scheele.
Oft kommen solche unerfahrne, unwissende
Fuhrleute gar betruͤbt nach Hause, wenn sie in der
Stadt den verursachten Schaden mit schweren
Kosten und Polizeistrafen verbuͤßen mußten, —
ohne noch den etwaigen Verderb am Wagen und
Beschirre, die Abmergelung der Pferde und den
nun verkuͤmmerten Gewinn von ihrer Stadtfuhre
zu rechnen. Gluͤck noch genug, wenn so dumme
Wagenfuͤhrer nicht ein Menschenleben gefaͤhrden,
oder ihnen ein Pferd verungluͤckt.
Daß die Behandlung der Pferde beim Ackern
und Felddienst nicht besser und eben so unwissend
und ungeschickt, zur fruͤhen Verkruͤppelung der⸗
elben geschieht, fieht man nicht selten, und diese
Arbeit wird den kraftlosen Thieren durch das
nie ruhende Zerpruͤgeln zur Qual und Marter.
Wuͤrde nun der Bauer von diesen bemerkten
Ursachen seines schlechten Pferdestandes, wenn
uch nicht alle, doch mehrere bessern, vermeiden
und aͤndern koͤnnen und wollen, — ei, so
duͤrfte er nicht neidend oder mit innerm Vor—⸗
wurf und Verdruß auf ein stattliches, wohlge⸗
naͤhrtes und geputztes Viergespann aus der Ge⸗
gend von der Edder oder Schwalm blicken, —
dieses koͤnnte er dann wohl eben so gut haben! —
(G.)
Verschiedenes.
Der geheilte Patient.
Reiche Leute haben trotz ihrer gelben Voͤgel
doch manchmal auch allerlei Lasten und Krank⸗
heiten auszustehen, von denen Gottlob der arme
Mann nichts weiß, denn es gibt Krankheiten,
die nicht in der Luft stecken, sondern in den vollen
Schuͤsseln und Glaͤsern, und in den weichen Ses⸗
seln und seidenen Betten, wie jener reiche Am⸗
zderdamer ein Wort davon reden kann. Den
zanzen Vormittag saß er im Lehnsessel und rauchte
Tabak, wenn er nicht zu traͤge war, oder hatte
Maulaffen feil zum Fenster hinaus, aß aber zu
Mittag doch wie ein Drescher, und die Nach—
barn fagten manchmal: Windet's draußen, oder
schnauft der Nachbar so? — Den ganzen Nach—
mittag aß und trank er ebenfalls bald etwas
Kaltes, bald etwas Warmes, ohne Hunger und
ohne Appetit, aus lauter langer Weile bis an
den Abend, also, daß man bei ihm nie recht
sagen konnte, wo das Mittagessen aufhoͤrte und
wo das Nachtessen anfing. Nach dem Nacht⸗
essen legte er sich ins Bett, und war so muͤd,
als wenn er den ganzen Tag Steine abgeladen,
oder Holz gespalten haͤtte. Davon bekam er
zu'etzt einen dicken Leib, der so unbeholfen war,
vie ein Maltersack. Essen und Schlaf wollte
hm nimmer schmecken, und er war lange Zeit,
vie es manchmal geht, nicht recht gesund und
nicht recht krank; wenn man aber ihn selher
hoͤrte, so halte er 305 Krankheiten, naͤmlich alle
Tage eine andere. Alle Aerzte, die in Amster⸗
dam sind, mußten ihm rathen. Er verschluckte
zanze Feuereimer voll Mixturen, und ganze Schau⸗
eln voll Pulver, und Pillen wie Enten-Eier so
zroß, und man nannte ihn zuletzt scherzweise
aur die zweibeinige Apotheke. Aber alle Arz⸗
neien halfen ihm nichts, deunn er folgte nicht,
vas ihm die Aerzte befahlen, sondern sagte:
Fondre, wofuͤr bin ich ein reicher Mann, wenn
ch soll leben, wie ein Hund, und der Doktor
vill mich nicht gesund machen fuͤr mein Geld?
kudlich hoͤrte er von einem Arzt, der 100 Stunden
veit weg wohnte, der sey so geschickt, daß die
Kranken gesund werden, wenn er sie nur recht
anschaue, und der Tod geh' ihm aus dem Weg,
vo er sich sehen lasse. Zu dem Arzt faßte der
Mann ein Zutrauen, und schrieb ihm seinen Um⸗
tand. Der Arzt merkte bald was ihm fehle,
zaͤmlich nicht Arznei, sondern Maͤßigkeit und
Bewegung, und sagte: Wart, dich will ich bald
urirt haben. Deßwegen schrieb er ihm ein Brief⸗
ein folgenden Inhalts: „Guter Freund, ihr
habt einen schlimmen Umstand, doch wird euch
zu helfen seyn, wenn ihr folgen wollt. Ihr habt
rin boͤs Thier im Bauch, einen Lindwurm mit
ieben Maͤulern. Mit dem Lindwurm muß ich
elber reden, und ihr muͤßt zu mir kommen. Aber
uͤr's Erste so duͤrft ihr nicht fahren, oder aus
em Roͤßlein reiten, sondern auf des Schuh⸗