Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

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Auch nicht recht trocknes ober mit Staub 
bpermischtes Heu ist eine schaͤdliche Fuͤtterung. 
Das zu reichliche, uͤberstopfende Fuͤttern mit 
frischem Klee ist sehr nachtheilig, oft gefaͤhr⸗ 
lich, wird aber aus Leichtsinn nicht immer ver⸗ 
mieden. F 
Unordentliches Fuͤttern, nicht in den gehoͤrigen 
Stunden und Tagszeiten, so daß die Thiere gar 
zu lange hungern muͤssen, hat auch groͤßern 
Nachtheil auf ihre Gesundheit, als man wohl 
dere Oft sieht man in der Stadt am spaͤten 
Nachmittage noch Kohlen- und andere Wagen ab⸗ 
laden, die aber kein Bund Futter fuͤr die elenden 
Pferde mitfuͤhren. Fruͤh Morgens, wohl noch vor 
Zage, nach einer eilenden, aͤrmlichen Fuͤtterung, 
kaͤhrt der Bauer einige boͤse Wegstunden zum Koh— 
lenwerk, um zu laden. Viele Stunden muß er 
dort warten, ausgesetzt oft mit seinen Thieren dem 
Sturme, dem Regen und Schnee, der Kaͤlte oder 
Hitze. Endlich geladen, kommt er nach einigen 
Stunden mit der schweren Fuhre zur Stadt — 
zluͤcklich, wenn er da bald seine Ladung ange— 
bracht hat. Nun hat er aber noch einige Stun⸗ 
den bis in die Heimath zu fahren, wo er dann 
erst mit dem Abend anlangt — und es steht 
dahin, ob nun die ausgehungerten und abgemer⸗ 
gelten Pferde alsbald die gehoͤrige Nahrung er⸗ 
halten. Ein solcher Tag ist janmerroll fuͤr die 
Thiere und kann allein schoͤn sie verkruͤppeln — 
es kommen aber dergleichen ungluͤckliche Fuhr⸗ 
tage nur zu oft. 
Auch wegen Untertassung des noͤthigen 
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Zu faul und ohne Muͤleid spart der Bauer sich die 
Muͤhe, dem, besonders in Sommershitze, von 
Durst lechzen den Bieh einen Eimer vol Waffser 
zu reichen. 
Die sechsste Ursache entstehet aus der Ue— 
berladung, oder zu schweren Last und Fracht, 
ohne Ruͤcksicht und Ueberlegung auf Zeit, Wet—⸗ 
ter, Wege, Entfernung, Aufenthalt und 
die Kraͤfte der Thiere. Die letztern uͤberschaͤtzt 
der Eigenthuͤmer gewoͤhnlich; — wozu vier Pferde 
angewendet werden muͤßten, glaubt er drei oder 
gar zwei seiner kraftlosen Gerippe hinlaͤnglich. 
Unbarmherzig pruͤgelt und peitscht er, sie schin⸗ 
dend immer drauf los, und er kann von Gluͤck 
sagen, wenn er ohne Unfall sein Ziel erreicht. 
Hat er aber Ungluͤck, das bei so thoͤrichtem Vorsatz 
leicht sich ereignet, durch Sturz und Brach, oder 
Fall eines Pfexds, so traͤgt er selbst die Schuld, 
9 hat statt kleinem Gewinn, groͤßern Schaden 
nd erhoͤhete Noth. 
‚Die siebente Ursache endlich ist Unkennt⸗ 
niß im Fahren und Lenken der gar nicht dres⸗ 
sirten, steifen Ackerpferde. Viel zu fruͤhe be⸗ 
lommen die Bauermjungen Pferde und Wagen 
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zur Fuͤhrung. Wenn der Bube Juͤ und Oha! 
Hot und Har! und sich auf dem Pferde zu 
jalten versteht, auch mit der Pei'sche recht knal⸗ 
len kann — wenn ihm die aͤltern Bursche ge—⸗ 
sehrt haben, die Pferde zum Jagen anzutreiben, 
um andern Wagen vorzueilen (wodurch oft Un—⸗ 
gluͤck entstebt); so wird ihm schon eine beladene 
Fuhre in die Stadt anvertrauet. Vom richtigen 
Ausbeugen und Dreben, von kurzer oder weiter 
Wendung, von der Wendung in oder aus der 
Zleiße, von der Schonung der Pferde ꝛc. hat er 
keine oder nur geringe Kenntnifse Bergauf, wo 
zur mindern Anstrengung der Thiere langsam ge⸗ 
fahren werden muß, laͤßt er sie traben — berg⸗ 
und steilab, wo jedes schnelle Fatzren gefaͤhrlich 
vird, treibt er sie zum Laufen, und auf ebener 
Straße faͤhret er wohl, zu seiner Gemaͤchlichkeit, 
im langsamen Schritte. Faͤhret er spitz, d. h. 
mit drei Pferden, wehe dann dem eipnzelnen 
Vordergaul! In bestaͤndiger Ausicht wird dieser 
mmer mehr gepeitscht und getrieben, als die 
beiden Deichselpferde — er muß allein fast so 
biel ziehen, als die zwei andern, und wird ab—⸗ 
zetrieben. Der unbekuͤmmerte Treiber arbeitet 
aber rastlos mit den banmelnden Beinen am 
Bauche des Sattelpferds, (sehr selten hat jedoch 
der Bauer einen Sattel — er sitzt hinter dem 
Tragkissen auf dem Geschirre, wodurch das Pferd 
oft gar schlinm gedruͤckt wird) und mit der lin⸗ 
ken Faust zieht er unaufhoͤrlich, hin⸗ und her⸗ 
reißend, das Leitseil, ohne Zweck, am Vorder⸗ 
pferde. 
Beide Thiere werden hierdurch, ohne Noth, 
zequaͤlt. Das Reißen mit dem Leitseil verwun⸗ 
det und erweitert die linke Seite des Pferde— 
mauls fast immer, und ist nur tolles Handjspiel. 
Von dem nothwendigen, gleichzeitigen An⸗ 
ziehen aller Pferde beim Abfahren eines be⸗ 
sadenen Wagens weiß der Bauer nichtés; er 
peitscht nur auf eins — es zieht allein an, kann 
natuͤrlich die kLast nicht bewegen, und stuͤrzt. Daß 
dadurch leicht ein Beinbrach, oder gar das Zer⸗ 
reißen des RNetzes im Leibe beim Pferde erfolgen 
koͤnne, kommt dem Fuhrmann gar nicht in den 
Sinn. 
Durch solche ungeschickte Fuhrleute entstehet, 
bei den vielen Wagen mit Holz, Kohlen, Fruͤchten, 
Steinen und Sand, nach und in Cassel oͤfters 
Ungluͤck. Der unwissende Fahrbauer faͤhrt sich 
fest, weicht unrecht aus, rennt oder streift in 
die Raͤder eines andern Wagens, bekommt mit 
dessen Fuͤhrer Zank und Schlaͤgerei; — er drehet 
zu kurz und nabde an einer Ecke, keschaͤdigt das 
Haus oder den Abweißer, oder einen Laternen⸗ 
pfeiler, und gar die eignen Raͤder; — er ist ge⸗ 
noͤthizt zu hufen; — erboßt und hoͤchst zornig 
hieruͤber, erfolgt nun ein greulicher Auftrita
	        
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