Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

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fuͤblenden Wesen, die auch unter der dienenden 
Klasse nicht selten sind, seine ganze Lebenszeit 
vergaͤllt und verbittert wird. „Druͤcket nicht 
zuf daß Ihr nicht bedruͤcket werdet,“ 
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das ist der Wablspruch, der sich so ganz fuͤr die 
Frauen eignet, deren Herrschaft fo nahe an die 
Dienstbarkeit streifet, und der soll im Jahr 1838 
zur Regierung kommen. Amen. 
Bericht uͤber die Seidenzucht in Kurhessen 
vom Jahre 1867. 
Dieses Jahr kann im Allgemeinen nicht als ein 
der Seidenzucht guͤnstiges Fahr betrachtet werden, 
da der ungewoͤhnlich harte Nachwinter das Aus⸗ 
schlagen der Maulbeerbaͤume allzusehr verspaͤtet 
hatte. Dennoch ist die Ernte nicht uͤbel ausge⸗ 
fallen; in Marburg wurden beinahe vier Pfund 
reine Seide gewonnen; Herr Kantor Landgrebe 
n Allendorf hat vier und ein halbes, und Herr 
Schullehrer Großcurth in Spangenberg, bei 
rinem ersten Versuche, fast ein ganzes Pfund 
erhalten. In Cassel ist von der Armen: Erziehungs⸗ 
anstalt und von einigen andern Liebhabern auch 
nicht mehr als ein Pfund gewonnen worden. Außer⸗ 
dem haben aber verschiedene Seidenzuͤchter in Esch⸗ 
wege, Allendorf, Ruͤckerode und Ermschwerd noch 
angefaͤhr sieben Pfund gezogen. Die reichlichste 
Ernte hatte unstreitig Herr Weitzmann in Roten⸗ 
burg: er erhielt naͤmuͤch fuͤnfzig Pfund Kokons, 
vas wenigstens zehn dis zwoͤlf Pfund reine Seide 
haͤtte geben muͤssen. Indessen mochte durch ein 
Versehen beim Toͤdten der Kokons der Faden ge— 
litten haben, das Abhaspeln hat wenigstens große 
Schwierigkeit gehabt, und wir haben noch nicht 
erfahren, wie viel guie Seide geblieben ist. Wol⸗ 
en wir aber auch nur sieben bis acht Pfund dar⸗ 
ruf rechnen, so koͤnnen doch in Allem fuͤnf und 
zwanzig Pfund reine Seide dieses Jahr in 
Hessen zum Verkaufe kommen. Nach den Preisen 
von 1836 waͤre das ein Betrag von 250 Thalern; 
weil jedoch durch die ungluͤcklichen Handelsver⸗ 
haͤltnisse in Nordamerika die Preise der Seide im 
daufe dieses Jahres ploͤtzlich wenn auch hoͤchstwahr⸗ 
scheinlich nur voruͤbergehend niedergedruͤckt wor⸗ 
den sind, so ist die Seide der letzten Ernte bis 
letzt noch nicht verkauft. 
Was die Seidenzucht selbst betrifft, so giebt 
die Erfahrung aus dem Jahre 1837 Veranlaffung, 
die Freunde des Seidenbaues auf dreierlei auf—⸗ 
merksam zu machen. Ein Seidenzuͤchter in Cassel 
yerlor fast alle seine Grains (Eier), weil er die— 
elben etwa acht Tage vor dem Auslegen aus dem 
deller nahm, und an einem andern minder kuͤhlen 
Irte aufbewahrte. Er hatte bemerkt, daß sie an 
dem Glase festhingen, und glaubte sie deßhalb 
nicht im Keller lassen zu duͤrfen; nun aber gingen 
ie unerwartet aus, und ungeachtet sie ale bald in 
die zum Ausbruͤten erforderliche Temperatur ge⸗ 
zracht wurden, so konnten doch nur sehr wenige 
zerettet werden. 
An mehreren Orten hat man das Futtern mit 
Scorzonerblaͤttern versucht; in den ersten 14 Ta⸗ 
zen kann dieß Futter als Nothbehelf dienen, 
hann aber triit meist eine große Sterblichkeit unter 
den Raupen ein, wenn man nicht mit Maulbeer⸗ 
hlaͤttern fortfahren kann, und selbst in diesem Falle 
terben bis zur Verpuppung noch bei Weitem 
nehr, als wenn bloß Maulbeerblaͤtter gefuttert 
vorden find. 
Bei dem Toͤdten der Kokons in heißen Daͤm⸗ 
ofen muß man große Vorsicht anwenden, daß sie 
vieder recht trocken werden, sonst schimmeln sie, 
uind der Faden wird so muͤrbe, daß er sich nicht 
ibhaspeln laͤßt; man muß dieselben deßhalb nicht 
Alein sorgfaͤltig trocknen, sondern auch bis zum 
Abhaspeln luftig legen und haͤufig umwenden, 
denn der Wurm im Innern des Gespinnstes haͤlt 
noch immer Feuchtigkeit, wenn man auch aͤußer⸗ 
ich nichts mehr bemerkt. Die im Backofen oder 
Bratofen getoͤdteten Puppen, die uͤbrigens auch 
uftig gelegt werden muͤssen, lassen sich in der 
Regel viel besser haspeln. 
Wir schließen diesen Bericht mit dem Wunsche, 
daß das Jahr 1838 recht viele Maulbeerblaͤtter 
bringen moͤge; dann wird es an Seide nicht fehlen. 
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Woher kommt es, daß in mehreren Gegenden von Niederhessen die Bauern 
so schlechte Pferde haben? 
Der Ursachen hiervon sind gar viele, und sie 
daben ihren Urfprung vorzuͤglich in der Faul— 
heit, Unwissenheit, Gleichgůltigkeit, Gewohnheit 
»der Armuth ver Ene 
Die er ste findet man schon in der Behandlung 
der traͤchtigen Stuten. 
In diesem, auch beim Vieh zu schonenden 
Stand, besonders in den letzten Monaten
	        
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