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man sie gar nicht zu toͤdten, denn wenn man
fie an eivem kuͤhlen Orte aufbewaͤhrt, so kann
man sie 20 Tage lang halten, ehe sie ausgehen.
Aus den zur Zucht bestimmten Seidenpuppen
brechen die Schmetterlinge, je nachdem sie der
Waͤrme ausgesetzt werden, vom 12ten bis zum
Wsten Tage hervor, und zwar in der Regel in
den ersten Stunden nach Sonnenaufgang. Man
verfaͤhrt dann auf folgende Weise: Das Zimmer,
in welchem man sie aufbewahrt, wird dunkel
gehalten, und ehe sie ausgehen, trennt man, so
piel als thunlich, die weiblichen Puppen von
den maͤnnlichen. Sind nun die Schmetterlinge
herausgekrochen, so wartet man bis die Weibchen
eine fluͤssige Feuchtigkeit von sich gegeben haben,
alsdann setzt man sie mit den Maͤnnchen paarweise
auf ein anderes Papier, wo sie sich alsbald ver⸗
einigen, nach 6 bis 8 Stunden trennt man die
Paare, laͤßt die Weibchen sich noch einmal reinigen
und bringt sie auf einen anderen Bogen Papier
oder auf ein Stuͤck Leinwand, wo sie binnen
zwei bis drei Tagen ihre Eier legen und spaͤter⸗
hin, ohne etwas zu sich zu nehmen, sterben. Das
Papier, auf welchem die Eier ganz fest haͤngen,
rollt man alsdann zusammen und hebt es an
einem trockenen kuͤblen Orte, wo weder Ratten
noch Maͤuse hinzukommen koͤnnen, etwa in
einem Weißzeugschranke, sorgfaͤltig auf. Sollte
die Waͤrme an diesem Orte bis zu 14 Grad
Nuͤtzliche
„Rom ist nicht in einem Tage erbaut
vworden.“ Damit entschuldigen sich viele fahr⸗
laͤssige und traͤge Menschen, welche ihr Geschaͤft
nicht treiben und vollenden moͤgen, und schon muͤde
sind, ehe sie recht anfangen. Mit dem Rom ist es
aber eigentlich so zugegangen. Es haben viele
fleißige Haͤnde viele Tage lang vom fruͤhen Morgen
bis zum spaͤten Abend unverdrossen daran gearbeitet
und nicht abgelassen, bis es fertig war und der Hahn
auf dem Kirchthurm stand. So ist Rom entstan⸗
den. Was du zu thun hast, mach's auch so!
„Frisch gewagt ist halb gewonnen.“
Daͤraus folgt: „Frisch gewagt, ist auch halb
verloren.“ Das kann nicht fehlen. Deßwegen
sagt man auch: „Wagen gewinnt, Wagen
berliert.“ Was muß also den Ausschlag ge⸗
ben? Pruͤfung, ob man die Kraͤfte habe zu dem,
was man wagen will, Ueberlegung, wie es
anzufangen sey, Benutzung der guͤnstigen Zeit
and Umstaͤnde, und hintennach, wenn man sein
muthiges A. gesagt hat, ein besonnenes B.,
and sein bescheidenes C. Aber so viel muß wahr
bleiben: Wenn etwas Gewagtes soll unternommen
werden, und kann nicht anders seyn, so ist ein
frischer Muth zur Sache der Meister, und der
muß dich durchreißen. Aber wenn du immer willst,
deigen, so muß man die Eier lieber auf einige
Zeit in einen trockenen Keller bringen.
Zum Abhaspeln der Kokons gehoͤrt eine be
ondere Vorrichtung, und es muß dies eigends
zelernt werden, der hessische Landmann“ thut
daher am Besten, wenn er die Kokons alsbald
aach Cassel schickt, wo der Kurf. Gewerbsverein
das Pfund fuͤr 12 gGr. kauft, und wenn die
Seide theurer verkauft wird, sogar den Ueber—
Vuß nachzahlt. Etwa 300 Kokons wiegen ein
pfund, und es gehoͤren 8 bis 10 Pfund Kokons
dazu, um ein Pfund reine Seide zu gewinnen.
JFe laͤnger man die Kokons aufhebt, desto mehr
»erlieren sie am Gewicht und am Werth, audh
nuß man sie an einen luftigen Ort legen, und
venn man sie verschickt, nicht lange in der Kiste
assen, sonst schimmeln sie. In hoͤchstens acht
Wochen ist die ganze Arbeit voruͤber und das
»aare Geld geloͤst, denn das ist eine Hauptsache
ei der Seide, daß sie immer Kaufmannsgut ist
ind nie liegen bleibt.
Sollte einer der Leser die Sache erst ansehen
vollen, ehe er einen Versuch macht, oder uͤber
das eine und andere noch muͤndlich belehrt sein,
kann er sich in Cassel an den Bibliothekar
Bernhardi und in Allendorf an den Kantor
kandgrebe wenden, welche ihm ihre Vorrich—
rungen zeigen und ihm gern uͤber alles Auskunft
ertheilen werden.
Lehren.
und faͤngst nie an, oder du hast schon angefangen,
and es reut dich wieder, und willst, wie man fagt,
auf dem trockenen Lande ertrinken, guter Freund,
dann ist „schlecht gewagt ganz verloren.“⸗
„Es ist nicht alles Gold, was glaͤnzt.“
Mancher, der nicht an dieses Sprichwoͤrt denkt,
vird betrogen. Aber eine andere Erfahrung
vird noch oͤfter vergessen; „Manches glaͤnzt
nicht und ist doch Gold,“ und wer das
nicht glaubt, und nicht daran denkt, der ist noch
chlimmer daran. In einem wohlbesteilten Acker, in
einem gut eingerichteten Gewerbe ist viel Gold ver⸗
»orgen, und eine fleißige Hand weiß es zu finden,
uind ein ruhiges Herz dazu und ein gutes Gewissen
zlaͤnzt auch nicht, und ist noch mehr als Goldes
verth. Oft ist gerade da am wenigsten Gold,
vo der Glanz und die Prahlerei am groͤßten ist.
Wer viel Laͤrm macht, hat wenig Muth. Wer viel
»on seinen Thalern redet, hat nicht viel. Einer
zrahlte, er habe ein ganzes Simri (Scheffel)
dukaten daheim. Als er sie zeigen sollte, wollte er
ange nicht daran. Endlich brachte er ein kleines
zundes Schaͤchtlein zum Vorschein, das man mit
der Hand decken konnte. Doch half er sich mit
einer guten Ausrede. Das Dukaten⸗Maß, sagte
er, sey kleiner als das Frucht-⸗ Maß. (Hebel).