Full text: Kurhessischer Kalender // Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen (1836-1845)

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eine Art von Schlaf verfallen, waͤhrend dessen 
sie nicht fressen, so unterscheidet man fuͤnf 
Lebenzalter derselben, von denen jedes der 
dier ersten etwa acht Tage⸗ dauert. Waͤhrend 
dieles Schlafes duͤrfen sie nicht gestoͤrt werden, 
man sucht daher zu vermeiden, daß Raupen von 
berschiedenem Alter auf einer Horde bleiben, 
und legt deshalb die Raupen von jedem Tage 
auf eine besondere Horde, an der man den Tag 
des Ausgehens bemerkt. 
338 sind folgende Vorschriften zu beob⸗ 
achten: 
1) Die zum Futter bestimmten Blaͤtter muͤssen 
rein und trocken sein. 
M Die Raupen duͤrfen weder unmittelbar 
den Sonnensirahlen noch dem Zugwinde ausge⸗ 
fehgt werden. Recht sorgfaͤltige Seidenzuͤchter 
pflegen daher einen mit Milchflor uͤberzogenen 
Rahmen in das geoͤffnete Fenster zu setzen. 
3) Im ersten Lebensaͤlter ist eine Waͤrme 
bon eiwa 19 Grad erforderlich, welche allmaͤlig 
bis auf 16 Grad vermindert wird, doch ist der 
Mangel an Waͤrme weniger nachtheilig, als das 
Uebermaaß derselben. 
4) Man futtert die Raupen wenigstens vier⸗ 
mal des Tags, etwa um 5 Uhr und 11 Uhr 
Vormittags, und auch Nachmittags um 5 Uhr 
und vor Schlafengehen; sieht man, daß die 
Blaͤtter zu rasch auftrocknen, so reicht man ihnen 
noch Zwischenportionen. Wie viel man zu geben 
hat, lehrt der Augenschein. 
5) Die Blaͤtter werden waͤhrend der vier 
ersten Lebensalter geschnitten; und zwar so, daß 
die Breite des geschnittenen Futters der jedes⸗ 
maligen Dicke der Raupen so ziemlich entspricht. 
Sowohl das Messer, als auch das Brett oder 
Papier, auf welchem man die Blaͤtter schneidet, 
muß ganz rein seyn, insbesondere duͤrfen Zwie⸗ 
bein,“ Küͤoblauch u. dergl. nicht in die Naͤhe 
kommen, auch ist alles Fettige den Raupen 
nachtheilig. 
6) Sobald man in den letzten Tagen eines 
jeden Lebeusalters sieht, daß die meisten Raupen 
still siizen und in Schlaf fallen, so legt man 
rur noch wenig Futter auf, oder stellt auch das 
dattern 2 Stunden lang ganz ein. Nach Ab⸗ 
auf derselben legt man junge Blaͤtter und Zweige 
auf, mit welchen man die erwachten Raupen auf 
andere Horden traͤgt. Da den Raupen nach 
jeder Haͤutung ein zroͤßerer Raum noͤthig wird, 
und es sehr wuͤnschenswerth ist, daß die, welche 
sich auf ein er Horde befinden, von gleicher Groͤße 
seien, so theilt man dieselben jedesmal bei dem 
Eintritt in ein neues Lebensalter, indem man 
die zuerst erwachenden von den laͤnger schlafenden 
drennt. Die auf der fruͤheren Horde mit dem 
Unrathe zuruͤckbleibenden trocknen Blaͤtter muß 
nan noch genau durchsuchen, ehe man sie weg⸗ 
virft, weil gewoͤhnlich viele Raͤupchen darunter 
oersteckt bleiben. 
7) If das fuͤufte Alter eingetreten, so giebt 
nan haͤrtere Blaͤtter, welche nicht mehr geschnitten 
verden, und zwar in vollem Maaße, denn in 
vieser Zeit erreicht die Gefraͤßigkeit der Raupen 
den hoͤchsten Grad; auch muß man sie mehrmals 
auf reine Horden bringen, und, wenn viele in 
einem Raume sind, oft die Luft erneuern. 
Nach Verlauf eines Monats, vom Tage des 
Unskriechens gerechnet, muß man Vorbereitungen 
zum Einspinnen treffen. Sobald fich naͤmlich 
ie Raupen spinnreif fuͤhlen, kriechen sie vom 
Futter weg, um sich ein passendes Plaͤtzchen zu 
uchen, und fallen leicht von den Horden herab; 
nen umsteckt daher die Raͤnder derselben ziemlich 
dicht mit reinen getrockneten Birkenreisern oder 
an Stengeln von Winterfamen, an diesen kriechen 
e dann hinauf und spinnen sich ein. Diejenigen, 
velche zu lange umderkriechen, legt man ein⸗ 
zeln in kleine Papierduten, oder auf eine mit 
Hobelspaͤnen belegte Horde damit sie durch das 
uͤmherziehen nicht alle Kraft verlieren; nur muß 
nan zu verhuͤten suchen, daß sich nicht zwei 
zusammen einspinnen, weil solche Doppelkokons 
icht abgehaspelt werden koͤnnen. Hat die Sei⸗ 
enraupe das aͤußere Netz, welches die Flockseide 
ildet, einmal begonnen, so muß man sie ganz 
n Ruhe lafsfen, weil sonst das Spinnen unter⸗ 
hro den wird und der Kokon nichts taugt. Erst 
am siebenten Tage darf man sie von den Reisern 
nehmen, und auch das muß noch behutsam ge⸗ 
schehen. Dann nimmt man die Flockseide ab, 
ind waͤhlt die besten Kokons zur Zucht, naͤmlich 
die, weiche strohgelb, an den Enden recht 
zart und, von feinem Gespinnste sind; 
da die weiblichen meist etwas runder und in der 
Mitte dicker sind, als die maͤnnlichen, so nimmt 
man von beiden Arten zu gleichen Theilen. Jedes 
Paar liefert 400 bis 500 Eier; zur Vorsicht 
nimmt man jedoch stets doppelt soviel als man 
praucht, um bei dem ersten Auslegen der Eier 
die Haͤlfte in Reserve zu behalten. 
Die uͤbrigen Kokous toͤdtet man am Besten 
in einem Sackofen. Man fuͤllt einen reinen 
Sack bis zur Haͤlfte damit an, bindet ihn ganz 
oben zu, und legt ihn ausgebreitet auf eine 
Horde, welche man etwa eine Stande, nachdem 
das Brod gebacken ist, in den Ofen stellt und 
zwei bis drei Stunden darin stehen laͤßt; doch 
muß der Sack waͤhrend der gei einigemal ge⸗ 
vendet werden. Man kann sie auch in heißem 
Wasserdampf toͤdten, doch muͤssen sie dann racch 
und sorgfaͤltig getrocknet werden, sonst wird die 
Seide muͤrbe. Haspelt man selbst, so braucht
	        
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