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Baͤrten, Felder und Fluren. Es giebt auch in
der Baukunst ewige und allgemein guͤltige Gesetze,
an welchen sich kein Mensch ungestraft versuͤndi⸗
gen kann. Das Beduͤrfniß fordert Zweckmaͤsig⸗
keit, der Zweck Dauerhaftigkeit, der Verstand
Einheit, das Auge und das Schoͤnheitsgefuͤhl
Ebenmaas, Ordnung und Wohlgefaͤlligkeit. Wer⸗
den die hierauf gegruͤndeten Regeln verletzt, so
wird der Bau fehlerhaft: ihr habt dann kein in
allen seinen Theilen vollkommenes Ganzes. Im
menschlichen Geiste liegen urspruͤnglich sowohl die
Gesetze des Wahren und Rechten, als auch die
Regein, nach welchen du messen und eine gege⸗
bene Flaͤche behandeln, oder ein Haus auffuͤhren
sollst um Festigkeit mit Zweckmaͤsigkeit und Ein⸗
heit zu verbinden.
Schlußwort.
Das Verbessern und Verschoͤnern kostet euch
haͤufig keinen Heller, und bringt doch gewoͤhnlich
zute Zinsen. Wenn ihr z. B. bauen muͤßt, so
kostet's euch schwerlich einen Kreuzer mehr, wenn
ihr ein zweckmaͤsig und verstaͤndig augelegtes Haus
auffuͤhrt, als wenn ihr unzweckmaͤsig, finster,
ungesund und feuergefaͤhrlich bauet, und wenn
ihr in den schlechten Dorfwegen das Vieh zu
Grunde richtet, fso kann in einem Jahre mehr
derloren werden, als euch die Herstellung eines
fchtigen Weges gekostet haͤtte. Es wird euch
ja nicht zugemuthet, Prachtgebaͤude zu errichten,
oder Parks aus euern Gaͤrten und Feldern zu
machen; man will nur, daß ihr Alles regelmaͤsig,
ordentlich, verstaͤndig anleget, es reinlich haltet,
entstandene Schaͤden sogleich ausbessert und wo
sich die Gelegenheit zeigt, etwas Besseres an die
Stelle des unscheinbar Gewordenen, Veralteten
und Schlechten setzt. Habt nur Lust und guten
Willen; euer Geid brauchen wir nicht, und waͤre
ja welches von noͤthen, — der gute Wille giebt
auch gern. Folget nur dem Rathe einsichtsvoller,
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der Sache kundiger und wohlwollender Maͤnner;
verschaffet euch nur selbst die erforderliche Kennt⸗
niß und zuletzt werdet ihr euch selbst freuen,
daß es in eurem fuͤnfzigsten Jahre anders im
Wohnorte und in der Gegend geworden ist, als
in eurem Knaben⸗ und Juͤnglingsalter.
Es ist nicht zu bestreiten, daß mit der zuneh⸗
menden Landesverschoͤnerung auch die Landes⸗
vohlfahrt zunehmen werde und muͤsse. Und zwar
ist diese Wohlfahrt nicht sowohl in Vermehrung
des Geld⸗Reichthums und der Wohlhabenheit der
kinwohner, als in ihrem Wohlbefinden, in
zewissen sittlichen Eigenschaften und in einer, aus
diesen hervorgehenden Denkart und Gemuͤthsver⸗
fassung zu suchen. Allerdings wird zwar ein
dluͤhendes und schoͤnes Land auch mehr eintragen
und ist mehr werth, als eine Einoͤde, oder ein
vuͤster Boden; der Nationalwohlstand beruhet
aber nicht sowohl auf dem im Lande befindlichen
und umlaufenden Gelde, als auf dem bestmoͤg⸗
ichst benutzten und den moͤglich hoͤchsten Ertrag
zewaͤhrenden Erdstriche und auf dem frohen und
zluͤcklichen Daseyn seiner Bewohner. Wohnt man
in einer schoͤnen Gegend, in einem wohlgelegenen
und verstaͤndig angelegten Hause, so verlaͤßt man
es ungern und sehnt sich bald wieder zuruͤck.
Nirgends ist uns so wohl, als in der geliebten,
schoͤnen Heimath. Gesetzt nun, Alle wohnen,
venn nicht herrlich, doch anmuthig, bequem,
reinlich,“gesund: wird dann nicht, dafern sie
nur des Herzens Frieden nicht durch Leidenschaf⸗
ten und schlechtes Verhalten selbst untergraben,
Freudeund Zufriedenheit in ihren Haͤusern
einkehren; werden nicht alle Familienglieder sich
zluͤcklich, auch bei Wenigem sich gluͤcklich fuͤhlen;
ist dann nicht mindestens einer Menge Unannehm⸗
lichkeiten die Wurzel abgeschnitten und die Quelle
dieles Truͤbsinnes, uͤbler Laune, selbst mancher
Krankheit verstopft? Gewiß die Menschen wer⸗
den um so besser und edler, eine je veredeltere
Natur sie umgiebt.
JSSISBASS O Vs““ ÆXEÆXÆEXEE
Nachricht
von der in Hessen neu angekommenen großen Spinnergesellschaft.
Schon vor laͤnger als einem Jahre ist diese
Spinnergesellschaft in Hessen angekommen, hat
schon fuͤr manchen Thaler gesponnen, hat sich
fast in allen Zeitungen ankuͤndigen lassen, und
du, lieber Leser, weißt vielleicht noch gar nichts
davon, oder hast sie doch wohl noch nicht gefe⸗
hen! — Woher kommt das? Diese neuen Spinner
lassen sich doch sehen, ohne daß man Geld zu
bezahlen braucht, sie spinnen obne Spindel und
vad, sie nehmen weder Flachs noch Hauf zu
brer Arbeit, und begehren auch keinen Tagelohn,
vndern sie spinnen Tag und Nacht fuͤr einfache
Kost, die sie sogar ohne Salz und Schmalz mit
zroßem Appetit verzehren, und dabei spinnen sie
so fein, daß zehn ihrer Faͤden noch feiner sind,
als der feinste flaͤchsene Faden, der in Hessen
zesponnen wird, und das Pfund ihres Gespinnstes
ostet Jahr aus Jahr ein wenigstens fuͤnf Thaler!