Full text: Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1874-1884)

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Nun war doch Thomas Shamw ein sehr glücklicher Mann? 
Der Kalenderschreiber weiß es nicht; er hat ihm nicht ins 
berz gesehen, dagegen aber weiß er, daß geschrieben steht: 
„Wol dem Menschen, der Weisheit findet, und dem 
Nenschen, der Verstand bekommt. Denn es ist beßer um 
ie hantieren als um Silber, und ihr Einkommen ist beßer 
»enn Gold“. (Sprüche Salom. Kap. 3, V. 13, 14). 
Und: „Mancher ist arm bei großem Gut, und mancher 
st reich bei seiner Armut“. (Ebendaselbst Kap. 13, V. 7). 
Und noch: „Wer Geld liebt, wird Geldes nimmer satt“. 
Pred. Salom. Kap. 5, V. 9). 
Auch Thomas Shaw wurde des Geldes nimmer satt, 
ind das kostete ihm sein Leben. Als reicher Mann arbeitete 
x noch an seinem Brunnen rastlos weiter, etwas länger 
ils ein Jahr hindurch. Eines Tages hatte er sich, mit dem 
inen Fuß in einem Kettengliede stehend, in den Brunnen 
jinabgelaßen, um eine Röre mit der Hand zu faßen; da 
etäubte ihn der aus dem Oel aufsteigende Dunst; er gab 
war noch das Zeichen zum Heraufziehen, ließ aber in dem— 
elben Augenblick die Kette los, stürzte in das Oel hinab 
und konnte erst als Leiche wieder herausgezogen werden. 
Nun war er vom „Oelfieber“ genesen. 
„Wenn dieses edle Kraut nicht waͤr!“ 
„Wenn dieses edle Kraut nicht wär', stünd' mancher 
Tdabaksladen leer, der früh und spat seine Nahrung bat vom 
dlen Rauchtabak.“ So heißt es in einem alten Studenten— 
ied, und wer das mit einer Pfeife im Munde liest, wird's 
ür richtig erklären, daß der Tabak ein edles Kraut ist. 
3war enthält er ein Gift, aber ein sehr langsam wirkendes, 
velches zu den Giften gehört, bei deren Genüß man hunderi 
Jahre alt werden kann. Jedenfalls schmeckt dasselbe (dem 
ebbaber) sehr gut, und wir haben im letzten Krieg gegen 
ie Franzosen erlebt, daß unsere tapferen deutschen Soldaten 
m Felde eher alles Andere entbehren mochten als den Tabak, 
ind daß großer Jubel war, wenn im Bivougk eine Sendung 
„Liebescigarken“ eintraf, obschon die meisten davon beßer 
nuder Ferne als in der Nähe rochen. Der Kalendererzäler, 
der selbst ein sehr guter Freund des edlen Krautes ist, wili 
ier noch einen starken Beweis für die Zauberkraft desselben 
nitteilen. 
Es wird dem freundlichen Leser erinnerlich sein, daß im 
Jahre 1869 zum zweiten Mal mit Deutschen Schiffen und 
iuf Deutsche Kosten eine sogenannte Nordpolar-Expedition 
internommen wurde, welche die noch unbekannten Gegenden 
»er Küste von Ostgrönland erforschen und zum Nordpol, bis 
u welchem Menschen noch nie gelangt sind, so nahe als 
uoglich vordringen sollte. Zwei Schiffe, dien, Germania“ 
ind die „Hansa“, steuerten zu diesen Zwecken, ausgerüstet 
nit Allem, was einen Winteraufenthalt in den öven Gegenden 
»s in ewigem Eis starrenden Nordens ermöglichen und 
leichtern kann, am 15. Juni 1869 von Bremerhafen aus 
Line Zeit lang blieben die beiden Schiffe sich nahe, dann 
ber lamen sie eines Tages aus ihrer Sehwene und konnten 
icht wieder zu einander gelangen. Die Germania über— 
vinterte im hohen Norden und traf nach mancherlei Schick- 
Zlen am 110 September 1870 wieder in Bremerbafen ein. 
Tauriger war das Geschick der Hansa und ihrer Bemannung. 
hon furchtbaren Eismassen enger und enger umschlossen 
purde das Schiff endlich zerdruͤckt und verfauͤk ins Meer, 
gchdem die Mannschaft mit den Booten und min dem Provlani 
ich zeitig auf eine große Eioscholle geflüchtet unb hier dus 
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Preßkohlen (Kohlenziegeln), die mit Schnee verkittet wurden, 
eine notdürftige Behausung errichtet hatte. *) 
In dieser mit Segeltuch überspannten elenden Hütte 
suchten es sich die Hansamänner so behaglich zu machen als 
es die Umstände erlaubten. Dem tatkräftigen Menschen ist 
in die Seele von Gott der Trieb eingepflanzt, auch unter 
den schwierigsten Verhältnissen sein Dascin zu einer gewißen 
Bemütlichkeit zu erheben. So hatten denn die mutigen 
Schiffsleute der Hansa auch in ihrem ziemlich erwärmten 
sohlenhause neben dem Notwendigen allerlei Zierrat und 
Ausschmückung angebracht. Der goldene Spiegel aus der 
Schiffskajüte prangte an der Wand, eine Uhr ließ ihr Tiktal 
hören, Bücher zur Belehrung und zum Zeitvertreib standen 
in Reih und Glied, die Küche war, Dank den geretteten 
Vorräten, ganz leidlich bestellt — kurz es gestaltete sich trotz 
der draußen herrschenden großen Kälte, trotz einzelner Störungen 
durch Eisbärenbesuche und so weiter) nach und nach eine 
Art gemütlichen Stilllebens auf der Scholle, welche langsam 
südwärts trieb. Plötzlich aber sollte dasselbe fürchterlich 
unterbrochen werden. 
Es war am 14. Januar 1870, Abends 10 Uhr. Draußen 
vehete ein entsetzlicher Nordoststurm. Die Wache kam ins 
Kohlenhaus und meldete, daß das Eis in starker Bewegung 
sei. Bald darauf barst in unmitte!lbarer Nähe des Hauses 
die Scholle und die losgebrochenen Eisstücke türmten sich in 
urchtbaren Massen auf. Jretzt galt es vor Allem, die beiden 
Boote zu retten. Es gelang auch, sie ein wenig nach der 
Mitte, der Scholle zu ziehen, aber für weiteren Transport 
waren die vollgeladenen Fahrzeuge viel zu schwer. Daher 
nahm man Velze, Brotsäcke, Kleidungsstücke u. s. w. heraus 
ind packte sie auf zwei Schlitten, die aber bald gänzlich 
»ollgeschneit waren. Alles Hantieren der Hansamänner war 
»adurch unendlich erschwert, daß ihnen der Sturm das Athmen 
fast unmöglich machte. Gegen elf Uhr des Nachts mußten 
iie erleben, wie eine plötzlich entstandene Spalte das Kohlen⸗ 
haus zu zerreißen drohte. Ein donneränliches Schallen be— 
zleitete den Riß, alle im Haus Befindlichen eilten, ohne zu 
vissen was sie beginnen sollten, heraus und da standen die 
dansamänner nun im gräßlichsten Unwetter obdachlos auf 
dem Eise im Schneesturm und Nachtdunkel, den Tag erwartend, 
der noch zehn Stunden entfernt war. Glücklicherweise ergab 
ich, daß die Spalte im Eis nicht gröhßer wurde. Als um 
Mitternacht das Wetter sich ein wenig beruhigte, krochen die 
meisten Mitglieder der Mannschaft in das eine der beiden 
Boote, einige flüchteten ins Haus zurück. Da diese aber in 
der Eile die Scheiben im Dach zerstoßen hatten, füllte sich 
das Innere des Hauses rasch mit Schnee. Diese Nacht 
var die schrecklichste unter vielen schrecklichen, welche die 
dansaleute erlebten. Sie wollte kein Ende nehmen. Die 
Kälte betrug freilich nur zehn Grad, aber der Wind machte 
ie durch Mark und Bein schneidend. An rechten Schlaf 
war, besonders bei den im Boot Befindlichen, nicht zu denken. 
Zie gelangten nur zu einem wüsten, unruhigen Halbschlummer, 
wie er sich Totmüder unter solchen Umständen zu bemächtigen 
oflegt und krampfhaft zuckten ihre Glieder, als sie so in den 
Pelzen wie Häringe zusammengepökelt dalagen. 
Endlich, endlich kam der ersehnte Morgen. Die von der 
Angst und den Schrecken der Nächt erschöpiten, von Kälte 
und Nässe erstarrten Nordpolfahrer erhoben sich von ihren 
elenden Lagerstätten, unfähig die Finger zu irgend einer 
Arbeit zu rüren. Nur einer unter ihnen ermunterte sich und 
) Wie das anfangs 7 Seemeilen im Umfang haltende Eisfeld, auf 
welchem das Kohlenhaus der Hansemänner stand aumälich sich bis zu 
einer mit 200 Schritt zu umgehenden Schelle verkieinerte und ven den 
weiteren sehr merkwürdigen Abenteuren der Manschaft erzählt der Kalender— 
cchreiber vielleicht ein anderes Ma—
	        
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