Du selbander. Also saß meine Käthe bei mir, wenn
ich studirte, und da sie nicht wußte, was sie reden sollte,
fing sie an und fragte mich: Herr Doctor, ist der Hoch⸗
meister in Preußen des Markgrafen Bruder? Er war
aber ein und dieselbe Person.“ — Wie lieb Luther
seine Käthe hatte, die er im Scherze bisweilen seinen
„Herrn Käthe“ oder auch Domintis et Moses meus
Mein Herr und mein Moses (Gesetzgeber) — nannte, da⸗
von geben seine Briefe und sonstigen Aussprůche beredtes
Zeugnis. Er sagt: „Und ist mir, Gottlob, wohlgerathen;
denn ich hab' ein fromm getreu Weib, auf welches sich
des Mannes Herz verlassen kann.“ Am 11. August
1526 schreibt er an Mich. Stiefel: „Es grüßet Käthe,
meine Rippe. Sie ist mir in allem gehorsam und
gefügsamer, als ich je geglaubt hätte, sodaß ich mich
reicher schätze, als Crösum mit seinen Schätzen.“ In
den Tischreden lesen wir: „Luther redete von seiner
Hausfrau und sagte, er achte sie theurer denn das König⸗
reich Frankreich und der Venediger Herrschaft; denn ihm
ein fromm Weib von Gott geschenkt und gegeben wäre;
das wäre überflüssige Ursache genug, sie lieb und werth
zu halten, daß sie Glauben und sich ehrlich hielte, wie
einem frommen, züchtigen Weibe gebühret.“ — Von
dem ihm liebsten Briefe des neuen Testaments, dem
Briefe an die Galater, sagt er: „Die ist meine Epistel,
meine Katharina von Bora.“ — Als er nach 12jähriger
Ehe einst in Gotha schwer krank lag, ließ er seinen
Freunden sagen: uxori solatio esce, quod annos
duodecim laetum felixque matrimonium habuisgent
(es solle seiner Gattin zum Troste dienen, daß sie 12 Jahre
lang eine fröhliche und glückliche Ehe gehabt hätten). —
In Briefen, die er im Jahre 1540 von Eisenach aus
an seine Käthe schrieb, redete er sie an: „Meiner gnädigen
Jungfer Katherin Lutherin von Bora und Zulsdors
ein kleines Gütchen, das Luther durch Katharinens
Sparsamkeit sich hatte erwerben können) gen Wittenberg,
meinem Liebchen. G. (nade) u. F. (riede) Meine liebe
Jungfer und Frau Käthe!“ Ebendaher spaͤter: „Der
reichen Frauen zu Zülsdorf, Frauen Doctorin Katherin
Lutherin, zu Wittenberg leiblich wohnhaftig und zu
Zülsdorf geistlich wandelnd, meinem Liebchen zu Handen.“
Gesegnet war Luthers Ehe mit sechs Kindern, drei
Söhnen und drei Töchtern, von deuen zwei Töchter
früh gestorben sind, Elisabeth im Alter von acht Monaten,
Magdalene 13 Jahre alt. Aus Briefen und sonstigen
Aeußerungen gewinnen wir einen klaren Einblick, ein
wie zärtlicher, liebevoller und treuer Vater Luther ge⸗
wesen ist; wie fröhlich kann er mit den Kleinen spielen,
wie liebreich ernst sie mahnen, und wie blutel vas
Vaterherz bei ihrem Verlufte!
Nach der Geburt seines ersten Sohnes schreibt er
an Spalatin: „Ich danke Euch im Herrn, daß Ihr
mir als einem glücklichen Ehemann, den Gott so bleiben
lassen wolle, Glück wünscht, weil ich von meinem lieben
Weibe ein jung Johann Lutherchen durch Gottes Segen
bekommen und aus Gottes wunderbarer Gnade zu
Vater worden. Bittet aber, daß mir Christus da
stind vor dem Satan bewahre, welcher wohl nicht
unterlassen wird, dadurch er mir an dem Söhnlei
Leid thue, wo es Gott zulassen wollte.“
Wir besitzen drei Briefe Luthers an diesen älteste
Sohn Johannes, geboren den 7. Juni 1526, von dene
wir wenigstens einen, den ersten, hier vollständig zur
Abdruck bringen wollen. Er ist von Coburg ausar
19. Juni 1530 geschrieben und hat folgenden Wortlaut
„Gnad und Friede in Christo,
mein herzliebes Söhnichen.
Ich sehe gerne, daß Du wohl lernest und fleißig betes
Thue also mein Söhnichen, und fahre fort; wenn ic
heim komme, so will ich Dir einen schönen Jahrmark
mitbringen. Ich weiß einen hübschen lustigen Garten
da gehen viel Kinder innen, haben güldne Röcklein an
und lesen schöne Aepfel unter den Baͤumen und Birnen
sKirschen, Spilling und Pflaumen, singen, springen und
sind fröhlich, haben auch schöne kleine Pferdlein mi
züldnen Zäumen und silbernen Sätteln. Da fragte
ch den Mann, dessen der Garten ist, weß die Kinder
vären? Da sprach er: es sind die Kinder, die gern
beten, lernen und fromm sind. Da sprach ich: Lueber
Mann, ich habe auch einen Sohn, heißt Hänsichen
Luther, möchte er nicht auch in den Garten kommen,
daß er auch solche schöne Aepfel und Birnen essen
möchte und solche feine Pferdlein reiten und mit diesen
indern spielen? Da sprach der Mann: wenn er gerne
betet, lernet und fromm ist, so soll er auch in den
Garten kommen, Lippus und Jost auch, und wenn sie
alle zusammen kommen, so werden sie auch Pfeifen,
Ppauken, Lauten und allerlei Saitenspiel haben, auch
tanzen und mit kleinen Armbrüsten schießen. Und er
zeigte mir dort eine feine Wiese im Garten, zum Tanzen
zugerichtet, da hingen eitel guͤldne Pfeifen, Pauken und
eine silberne Armbrüste. Aber es war noch frühe, daß
die Kinder noch nicht gessen hatten; darum konnie ich
des Tanzens nicht erharren, und sprach zu dem Manne:
ach, lieber Herr, ich will flugs hingehen und das Alles
neinem lieben Söhnlein Haͤnsichen schreiben, daß er
a fleißig bete und wohl Terne und fromm sei, auf
daß er auch in diesen Garten komme; aber er hat ein?
Muhme Lehne, die muß er mitbringen. Da sprach der
Mann: es soll ja sein, gehe hin und schreibe ihm also
Darum, liebes Söhnlein Hänsichen, lerne und bete ja
zetrost und sage es Lippus und Justen auch, daß sie
auch lernen und beten, so werdet ihr miteinander in
den Garten kommen. Hiermit bist Du dem allmächtigen
Gott befohlen und grüße Muhme Lehne und gieb shr
einen Buß von meinetwegen. Anno 1530.
Dein lieber Vater
Martinus Luther.“
Aus den Tischreden stehe hier Folgendes: „Als Dr.
Martin Anno 38 den 17. August hörete, daß sich seine