Full text: Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1874-1884)

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Aus Luthers Familienleben. 
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Am 10. November 1883 hat die gesammte evangelische 
sirche — Deutschlands nicht nur, sondern der ganzen 
Welt — das 400jährige Geburtsfest Dr. Martin 
Luthers, des großen Reformators, festlich begangen. 
Selbstverständlich hat die evangelische Kirche an diefem 
Tage nicht Luther verherrlicht und geehrt, wie etwa die 
satholische Kirche ihre Heiligen verherrlicht, sondern sie 
hat Gott dem Herrn die Ehre gegeben und Ihn für 
Zeine Gnade geprießen, daß Er Seiner Kirche in diesem 
Luther den Mann erweckt und gegeben hat, der das 
ticht des Evangeliums wieder auf den Leuchter gestellt 
)at, so daß wir auf Grund des lauteren Gotteswortes, 
der alleinigen Richtschnur für Glauben und Leben, uns 
wieder der seligen Gewißheit trösten dürfen: „So halten 
vir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des 
Hesetzes Werke allein durch den Glauben.“ (Röm. 3, 28). 
Besonders unser deutsches Volk dürfte sich dieses 
Tages freuen; denn unserem Volk ist Luther doch zunächst 
jegeben und ihm vor andern gehoört er an mit seinem 
Werke. Ihm dankt unser Volk die deutsche Bibel, das 
)eutsche Kirchenlied, die deutsche Volksschule; — ihm 
jaben wir es auch zu danken, daß der Ehestand wieder 
u rechter Ehre gekommen ist. Denn wenn auch die 
atholische Kirche die Ehe scheinbar höher stellte, dadurch 
daß sie dieselbe als Sacrament ansah (und noch ansieht), 
o galt (und gilt) ihr der Ehestand doch als etwas 
Niederes, womit sich die Geiftlichen nicht „beflecken“ 
ürfen; der ehelose Stand dagegen galt (und gilt) ihr 
ils an sich besonders verdienstlich, und durch Papst 
Hregor VII. war der Cölibat, b. i. die Ehelosigkeit 
Katharina vo. 
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»er Geistlichen, mit rücksichtsloser Strenge durchgeführt 
vorden. Da war es denn eine rechte Mannes- und 
Blaubensthat, daß Luther, wie er schon längst mit Worten 
ür den ehelichen Stand auch der Geistlichen eingetreten 
var, nun durch seine eigne Vermählung mit der That 
»estätigte, was er gelehrt hatte. Am 13. Juni 1525 
ermählte er sich, damals 42 Jahre alt, mit der früheren 
Nonne Katharina von Bora, welche damals 26 Jahre 
ählte. Es ist bekannt, wie die Gegner diese That 
ruthers mit Lästerung und Hohn übergossen haben (und 
noch übergießen); Luther selbst hoffte, daß wegen der 
Berachtung, die ihn deshalb von Seiten der Menschen 
reffe, „die Engel lachen und die Teufel weinen werden.“ 
„Ich habe“, schreibt er, „auch eine Nonne genommen 
zu der Ehe, wiewohl ich es haͤtte mögen gerathen und 
nicht sonderlich Urfache gehabt; denn daß ich es dem 
Teufel mit seinen Schuppen, den großen Hansen, Fürsten 
ind Bischöfen zu Trotz gethan habe, weiche schlecht 
n wollen werden, daß geistliche Personen follen 
rei sein.“ 
Wir Evangelischen freuen uns dieser Glaubensthat 
duthers, freuen uns über das glückliche Familienleben, 
as ihm 21 Jahre hindurch beschieden war, und das ein 
Muster eines wahrhaft evangelisch⸗christlichen Familien— 
ebens gewesen ist von Anfang bis zu Ende. 
Nachstehende Zeugnisse aus Luthers eignem Munde 
verden uns dies bestätigen. 
Scherzend schrieb er einst: „Im ersten Jahre des 
Lhestands hat Einer seltsame Gedanken. Wenn er über 
Tische sitzt, denkt er: vorhin warst Du allein, jetzt bist
	        
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