gefühllosen rohen Buben wohl noch eine willkommene
Belustigung, einen erwünschten Ersatz für das stunden—
lange Sitzen und ungeduldige Lauern auf Raub. —
Noch grausamer und massenhafter sind die Mißhand⸗
lungen, welche an den Fischen mittels der Nacht⸗ oder Grund⸗
schnur begangen werden. An dieser sind viele (8 bis 30)
kürzere Schnüre mit je einem Angelhaken befestigt;
an jedem derselben hängt ein lebendiger Fisch, dem
der Haken durch den Rücken gestoßen ist, so daß er
nicht alsbald stirbt, sondern recht lange als Lockspeise
im Wasser herumzappeln muß. Dieses Fangwerkzeug
wird mit Steinen beschwert des Abends in's Wasser
versenkt und erst am andern Morgen wieder emporgezogen.
Die Fische, vorzugsweise die Aale, fangen sich nuͤn meist
in der Zeit von 9 bis 12 Uhr, müssen also die halbe
Nacht in der erbarmungswürdigsten Lage verharren, in
welcher jede Bewegung, jeder Zuck, um sich loszureißen,
das scharfe Eisen nur tiefer in das Fleisch einbohrt.
Daß eine solche Angelei höchst schädlich und verderblich
ist, liegt auf der Hand. Wie viel Zeit wird da ver—
geudet, welche man zu nützlichen Dingen hätte verwenden
können! Wie mancher zieht sich bei dem abendlichen,
stundenlangen Stehen und Sitzen am Wasser oder im
feuchten Grase schwere Erkältungen, Rheumatismus und
anderes Siechthum zu! Der größte Schaden aber besteht
in dem seelenverderblichen Einfluß, den dieses erbarmungs⸗
lose Verfahren ausübt. Wer solchem Thun und Treiben
sich hingeben oder ihm nur gleichgültig und mitleidslos
zuschauen kann, dessen Herz wird nach uͤnd nach verhärtet
und unempfindlich für jeglichen Schmerz der Brüder,
der wird lieblos durch's Leben schreiten, und, wenn es
sein Vortheil erheischt, zu jeder Härte, Ungerechtigkeit
und verbrecherischen That fähig werden. Wer aber an
der Heranbildung unseres Geschlechtes mitarbeiten will,
wer da wünscht, daß die Menschen besser und glücklicher
werden, der warne und behuüte die Jugend vor jever
Thierquälerei, auch vor dem unnützen, muthwilugen
und verderblichen Angeln und Fischen.
Will man dagegen sich und feinen Kindern ein wirk—
liches, erlaubtes und schönes Vergnügen an den Fischen
bereiten, so gehe man mit ihnen an einem schͤnen Sommer⸗
hage an das Wasser und lasse sie Broi⸗ oder Semmel—
kruͤmchen hinein streuen. Alsbald werden tausende der
kleinen silberglänzenden munteren Fischchen herbeikommen
und im Wettschwimmen die gespendeten Gaben erschnappen.
Wie jubeln da die Kinder, wenn die vielen schönen
Thierchen, große und kleine, in der hellen Flul sich
tummeln! Immer von neuem werfen sie ihnen die
Bröckchen zu und können sich nicht satt fehen an dem
Schnappen und Haschen,
Scherzen und Schießen,
Tummeln und Jagen.
„Ach, wüßtest du, wie's Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund;
Du stiegst hinunter, wie du bist.
Und würdest erst gesund.“
Ueber Vogelschutzgehölze.
Von Jedem, der auf einige Bildung Anspruch macht,
nuß man erwarten, daß er sich der im Haushalte der
Natur so überaus nothwendigen, uns durch ihren lieb⸗
ichen Gesang erfreuenden, aber oft sehr gefährdeten
Bögel annimmt. So lange noch ein Schuͤlknabe Nester
erstört, Sprenkel stellt und gefangene Vögel zu Tode
nartert, so lange noch ein Vaier oder gar ein Lehrer
zergleichen mit ansehen kann, ohne mit der strengsten
Strafe solche Nichtswürdigkeit zu ahnden; so lange sind
vir selbst von der Mitschuld an der allgemeinen Ver⸗
olgung der Vögel nicht frei zu sprechen.
Unsere bisherige Vogelschutz⸗ Gesetzgebung hat sich als
mzulanglich erwiesen; darum ist es dringend nothwendig,
zaß alle Freunde der Natur der so vielen Verfolgungen
usgesetzten Vogelwelt helfend zur Seite stehen. Mit
ꝛer fortschreitenden Entwickelung des Ackerbaues, nament⸗
ich schon durch die Verkoppelung der Gemarkungen
erschwinden mehr und mehr alle Hecken, Remisen und
Bäldchen in den Feldern; die Landwirths chaft beansprucht
edes Stückchen Land, welches nur irgend bebauungs⸗
ühig erscheint; mit der neuen Eigenthumsgrenze ver⸗
chwinden auch alsbald die bisherigen Gremzhecken und
der Grenzbaum.
Wohin soll es schließlich führen, wenn die Vogel
nach und nach aller Zufluchtsorte beraubt werden, die
hnen bisher Brutplätze, Nahrung und Schutz gewährten?
Es ist hohe Zeit, daß ihre Freunde sich derselben an⸗
iehmen und daß Etwas zu dem Zwecke geschieht, damit
as, was die Kultur und auch der Unverstand den Vögeln
m Großen nahm, denselben wenigstens im Kleinen und
war an passenden Orten und in beßter und zwed⸗
mäßigster Form wiedergegeben wird.
Jeder Grundbesitzer, der ein Herz für die bedrängten
Vögel und die Mittel zur Vornaͤhme von kleinen Holz⸗
anpflanzungen besitzt, sei es im Garten, im freien Felde,
ꝛtwa an steinigen Rainen oder sonstigen passenden Stellen
und auch an Wasserläufen, darf hierzu nur solche Holz⸗
arten wählen, welche zur Anlage don Vogelschutz⸗
zehölzen geeignet find. Diese follen den Vögeln den
nothwendigen Schutz und die beßte Nahrung ge—⸗
vähren, und sie müssen deshalb folgende Eigenschaflen
besitzen:
1) dichte Belanbung oder dichtrankendes Geäst;
2) starke Bewehrung oder struppigen Wuchs;
3) die Kerne oder die Fruchthüllen müssen den Vögeln
zur Nahrung dienen können;
4) fie muͤssen Wohnstätten für viele JIusecten sein.
Solche Eigenschaften haben:
Zu Nr. 1: Hainbuche, Rothbuche, Maulbeerbaum,
Linde, Buchsbaum, wilder Jasmin, Spierstrauch, Salbei,
Waldrebe, Geisblatt, Eibe, Maßholder, Epheu, Winter⸗
grün ꝛc.;
zu Nr. 2: Christusdorn, Sanddorn, Mäusedorn ꝛc.:
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