Full text: Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1874-1884)

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Du bist hübsch und Du bist hübsch, Du aber bist die 
lllerschöͤnste; dann tanzte er mit der Allerschönsten 
wei⸗ oder dreimal herum und stellte sich wieder an 
einen Platz. Die Allerschönste, auch „Unken genannt, 
egann denselben Gang im Kreise, machte vor jedem 
er Kameraden verschämt einen Knix und sprach: „Du 
ist hübsch und Du bist hübsch und Du bist hübsch, 
du aber bist der Allerschönste,“ und tanzte mit ihm, 
is auch sie wieder im Kreise ihren Platz einnahm. 
Die Alten aber saßen auf dem Grabenrande, der 
en Daspel nach dem Walde hin umzieht, in Gruppen 
erum, die Einen im Schatten der üppigen Buchen, 
ie Andern in der Sonne, je nachdem ihr Blut der 
dühlung oder der Erwärmung bedurfte, überwachten 
sre Kinder und freuten sich mit ihnen. Sie erzählten 
us ihrer eignen Jugend, discurirten über das Wetter, 
en Stand der Früchte oder auch über die Weltläufte, 
pelche damals gar trübe waren. Aber wenn so ein 
iefer Seufzer aus der Brust eines ängstlich Besorgten 
zufstieg, so wurde sein Unmuth verscheucht; sein Auge 
euchtete wieder hell, wenn seine „Hausehre“ an seiner 
Seite ihm verstohlen die Hand drückte und ihm zuflüsterte: 
Du, mein Alter, bist doch mein Allerschönster noch imer.“ 
Im Frühjahre 1758 aber — in diesem Jahre passirte 
insere Geschichte — verwunderten sich die Alten, daß 
die Jungens statt der Hummen und Pfeifen sich Hörner 
ius der abgeschälten Rinde der Weiden drehten und 
pild auf denselben bliesen, daß sie sich Säbel schnitzten, 
Bogen und Spieße machten, in zwei Partien getheilt, 
ich feindlich einander gegenüber steliten und Krieg spielten. 
Dazu sangen sie auch nicht die alten friedlichen Zähl— 
iedchen, sondern man hörte in wilder Weise: 
Hermen schla Dermen, schla Pipen, schla Drummen! 
Der Kaifer will kummen mit Hammer und Stangen, 
Will Hermann uphangen! 
Die Gegner aber höhnten: 
Un Hermen schlag Dermen, schlag Pipen, schlag 
Drummen; 
Die Fürsten sind kamen mit all ihren Mannen, 
Hat Varus uphangen. 
„Woher, um Gottes Willen,“ riefen die Weiber, 
woher kommt den Jungens der Gesang und das wilde 
Wesen? das ist ja unerhört und es gruselt einem davor!“ 
„Haha,“ lachte der alte Schafmeister Dippel, woher 
at denn die Lerche ihre Lieder? Sie hat sie geerbt 
uus alter Zeit. Wenn's Herbst wird, dann ziehen die 
Schneegänse dort 'nauf, so haben's ihre Alten immer 
madht. Und wenn's Frühjahr kommt, dann blüht hier 
Schleedorn, am Ofterberge die Himmelschlüssel und 
d den Pfaffenbäumen die Viole. Sie haben sich doch 
snht verabrebetẽ Das liegt in der Luft. Und wenn's 
ieg gibt, dann singen unsere Jungen diese Lieder, 
* unser Volk vor 1700 Jahren gesungen hat. Sie 
üssen so singen; denn der Krieg ist in der Luft; sie 
nüssen so singen; denn den Jungens ist's aufgeerbt, 
mo sie singen diese Lieder immer wieder, wenn's Krieg 
zibt; denn sie sind unser Erbe, auch wenn's mal 100 Jahre 
väre vergessen worden.“ 
Greben gingen auch gern mit ihren Kindern auf den Daspel 
ind Asmus freute sich, wie sein Einziger, Martin genannt, 
einer der strammsten unter den Jungens und Oberst bei 
zen Deutschen war. Die Mutter aber verwunderte sich, 
»aß Sabyllchen lieber neben ihr saß, als mit den übrigen 
Mädchen tanzte. Sabyllchen hatte überhaupt etwas 
Absonderliches und Apartes, schon in ihrem Aeußeren. 
Auffallend hellgoldig war das Haar, welches das Mädchen 
auch anders trug als die andern in Harleshausen. In 
»er Mitte gescheitelt, legte es sich tief an die Backen 
serunter und die Zöpfe hatten Mühe, unter der sitz— 
attunen Mütze Platz zu finden; unter der hohen Stirn 
hauten dunkle Augen so gutmüthig und doch so munter, 
'o verständig und doch so harmlos heraus, daß man 
dem Mädchen gut sein mußte, wenn man nur einmal 
sinein geschaut hatte. Schlank war der Wuchs und 
doch verriethen alle Bewegungen eine gesunde frische 
draft. Kein Wunder, daß die jungen Burschen in 
darleshausen ihre Augen gern auf dem lieben, schönen 
Mädchen ruhen ließen. Und es waren unter ihnen eine 
zanze Anzahl, die sich auch wohl konnten sehen lassen, 
nanierlich und von guter Familie: ein Ulrich, ein Hom⸗ 
zurg, ein Deichmann, ein Hildebrand und wie sie alle 
zießen. Aber so freundlich auch Sabyllchen gegen alle 
var, so hatte doch die Mutter Recht mit ihrer Behaup⸗ 
ung, daß es an Mannsleute nicht denke. Die hatten 
aruͤber ihren Utz, hatten ihr den Spitznamen „die Katze“ 
zegeben und riefen jedem zu, der sich um das Mädchen 
serummachte: „je mehr Du die Katze streichelst, desto 
yjöher trägt sie den Schwanz.“ Man hielt das Mädchen 
ür hochmüthig, und es war so von Herzen demüthig; 
nan sagte ihm Eitelkeit nach, und es wußte nicht ein⸗ 
mal, wie hübsch es war. 
Mit dem Fremden, welchen der Grebe vor ein paar 
Tagen mit nach Hause gebracht hatte, mußte es eine 
hesondere Bewandniß haben. Nachdem er am andern 
Morgen mit dem Greben eine längere Unterredung unter 
zier Augen gehabt hatte, war er weggegangen, Abends 
iber wieder gekommen und so mehrere Tage hinter 
einander. Der Grebe war seit dem Tage auch gar 
ucht mehr so wie sonst, oft in Gedanken und zerstreut, 
zaß seine Frau ordentlich in Sorge um ihn war. Aber 
ie konnte nichts aus ihm herausbringen. Nur einmal 
‚latzte der Grebe heraus, als seine Frau wieder an 
hmkujonirte: „ach, der Krieg!“ hatte er gesagt, „und 
»aß wir ihn nun auch hierher kriegen müssen. Da 
sjatte nun die Frau so ein Striemelchen von seinem 
Heheimniß heraus und sie zog so lange daran, bis sie 
gerade so viel wußte, wie er selbst. 
Der Fremde hieß Martin Runki und war Wacht—⸗
	        
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