Diakonissenhaus zu— Treysa.
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“ Auffallend ist's, daß eine der schönsten Erweisungen des
uwin sristlichen Geistes, die Diakonissensache, welche schon so unendlich
R! elen Segen gestiftet hat, einem großen Theile des evangelischen
W Hristenvolkes gleichgültig, einem vielleicht noch größeren Theile
9 llig unbekannt ist. Auch, bei uns in Hessen hat sie seit Jahren
9 Stätte gefunden. Bet Treysa, hoch auf dem Ufer der
ihe Werra, liegt das Diakonissenhaus, welchem schon Viele, krank
in Leib und Seele, dort Zuflucht suchend, genesen am Körper und
voll Frieden in der Brust, zu bleibendem Danke verpflichtet sind.
Ar Den lieben Kalenderlesern wird in den folgenden Sätzen, so
u als irgend möglich, Nachricht von diesem christl. Liebes—
verke gegeben, um sie zu veranlassen, nicht mehr gleichgürtig
der theilnamlos daneben hin zu gehn. Insbesondere die eben
sungfrauen in Stadt und Land sollen darauf aufmerksam
emacht werden, wo und wie sie sich einem köstlichen Berufe
udmen können.
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53.
Diakonissen sind Jungfrauen, die als Dienerinnen Christi
ie Pflege der Nothleidenden zum Beruf des Lebens machen
nd sich zu diesem Beruf vorbereiten lassen. Verwundeie ver⸗
inden, Kranke pflegen, Kindlein erziehen, Gefallene aufrichten,
— Arme und Alte sorgen, Traurlge trösten, Allen die Liebe
risti erweisen ist ihre köstliche Pflicht.
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Die Jungfrauen, welche als Diakonissen das Amt der
warmenden Vebe zu uͤbernehmen willig sind, müssen setn nicht
unger als 18, nicht älter als 36 Jabre, gesund an Leib und
Seele und vor allem muß die Liebe Christi sie zu diesem Beruf
ttiben. Arme und Reiche, Vornehme und Geringe, Städter
nd Landbewohner, Adlige und Nichtadlige nimmt der Herr zu
esem Amte an. Noch viele Hunderte Jungfrauen können in
eser Arbeit des Herrn ihres Gemüths Befriedigung, ihrer
ʒeele Frieden finden. Darum hessische Jungfrauen tretet zu
iesem Amte!
Die Diakonissen erhalten keinen Lohn, ader Nabrung,
kleideng, PflegeTaschengeld fuͤr hre Bedürmisse und, wen
arbeite ünfahig werden, gute Versorgung gibt ihnen das
iakonissenhaus, dem sie freiwillig sich angeschlossen. Frei
mmen sie, frei gehen sie, wenn die Liebe Christi erlischt,
ltern ihre Dienste fordern uü. s. w.
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d In den Dialkonissenhäusern werden Jungfrauen zum
iakonissenamte vorbereitel. Haben sie die Vorbeneitungszeit
tstanden, dann werden sie zu ihr m Amte, nach apostolischem
rgange eingesegnet. Die Diakonissen heißen Schwestern.
)as evangelifche Diakonissenhaus für Hessen ist in, Treysa.
undert Jungfrauen können noch als Schwestern in dieses
Rakonissenhans eintreten und helfen, den Armen, den Kranken,
en Verwahrlosten, den Kindlein und allen Hilfsbedürftigen
nseres eben Hessenlandes erbarmende Liebe erweisen.
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„Im Diatonissenhause zu Treysa arbeiten die Schwestern
m Krankenhause, — — für e Mädchen
ind im Seminar für Lehrerinnen an Kleinkinderschulen. Im
hantenhaufe werden Arme und Reiche, ohne Unterschied der
onfession, mit gleicher Liebe und Treue sorgfältig gepflegt.
d Arme aus armen Gemeinden unseres Landes werden im
dialonissenhause frei gepflegt, wenn sie, einen Armenscheln
sden in Arht die Hettbariit der, Krankheit bescheinigt / die
emeinde sich für die Kosten für Arzt und Arznei (E5 Pfg.
aͤglich) sowie des Begräbnisses verpflichtet. Sieche, Unheilbare,
—
Bemüthsleidende werden wegen Mangel an Raum nicht auf—
zenommen.
Im Erziehungsbause finden verwahrloste Mädchen Auf⸗
nahme, die nicht unheilbar krank, nicht unter 6, nicht über
jZ'Jahre alt sind. Das Kostgeld für Mädchen aus unsexem
ande beträgt 120, aus anderen Landestheilen id0 Mark jährlich.
Hie Erziehung ist christlich; die Mädchen lernen außer den
Schulkenninissen und Handarbeiten, was eine Magd im Haus—
alt verstehen muß.
Den Stand der Kleinkinderlehrerin, die Kinder vor dem
z Jahre spielend zu erziehen, vor dem Bösen zu hüten, zum
Buten anzuleiten, bietet jungen Mädchen eine sehr anständige
Fxistenz. In Trepsa währt die Ausbildung 1 Jahr, ese
die Pension 300 Mark. Gute Elementarkenntnisse, Gesundheit,
Liebe zu Kindern, christlicher Sinn find erforderlich.
In Cassel unterhält das Treysaer Diakonissenhaus Sack
Nr. Todie Mägdeherberge „Marthahaus“. Hier finden
Mädchen, die Dienste suchen, für 20 Pfg. täglich Kost und
dogis; soichen mit guten Zeugnissen werden unentgeltlich Stellen
beforgt. Freundlichst sind die in Cassel dienenden Mädchen ein—
zeladen bei den Schwestern im Marthahause des Sonntags
die freien Nachmittage zu verleben. Mit dem Marthahause
berbunden sind eine Mägde-Erziehungs- und eine Kleinkinder—
schule. Die Schwestern in Cassel sind daneben ständig in der
Privat⸗, der Armen⸗ und Krankenpflege thätig.
In Marburg arbeiten die Schwestern in den Siechen⸗ und
im Jacobshospital, dazu nehmen sie sich in der Stadt der
sranken und Armen sorgfältig an Auch einen blühenden
Jungfrauen-Verein leiten sie. Gleichfalls pflegen Treysaer
Schwestern im Diakonissenhaus zu Arolsen, im Hospital zu
Meerholz, in der Heilanstalt für scrophulöse Kinder zu Sooden,
auch stehen sie dem Frauenstifte zu Jesberg vor.
Gern werden, wenn es nöthig ist, Schwestern zur Kranken⸗
pflege vom Diakonissenhause zu Treysa aus in alle Orte unseres
rLandes gesandt; leider aber kann nur selten den Bitten um
Schwestern zur Privaipflege entsprochen werden, weil die Zahl
der Schwestern so gering ist, die an sie gestellten Forderungen
sedoch fehr zahlreich sind.
Vermögen hat das Diakonissenhaus nicht, durch seine
Arbeit verdient es wenig. Die Gaben seiner Lieben er—
—
Marthahaus. Das Diakonissenhaus u. seine Schwestern
dienen den Hülfsbedürftigen unseres hessischen Landes
und darum ist es jedes guten Hessen Ehrenpflicht,
das hessische Diakonissenhaus zu Treysa zu unterstützen.
Wer mehr über das Diakonissenhaus und die Diakonissensache
erfahren will, der bestelle sich alsbald bei der nächsten Poststation
die „Monatsfschrift für Innere Mission und kirchl. Leben“, welche
feit Anfang dieses Jahres in Treysa erscheint und jährlich nur
1Mark koset. Hebt man sich die einzelnen Nummern sorgrältig
auf, nachdem man sie mit der Familie und den Nachbarn ge—
esen und besprochen hat, und läßt sie am Schlusse des Jahres
ir wenige Groschen vom Buchbinder binden, so hat man einen
tattlichen Band, der auch im folgenden Winter noch einmal
mit Nutzen und Freude gelesen werden kann.