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Zu Haufe ist sie nicht, da war ich schon, wo ist sie
in von Euch?“
„Sie ging durch das Gärtchen nach der Pforte zu; ich
neinte, ihr hättet euch etwa bestellt unter der Linde; denn
sa sah ich Jemanden bei ihr.“
Fort stürzte Martin nach der Linde, und als er hier
liemanden fand, mit banger Ahnung immer in größerer
hast der Firnskuppe entgegen.
„Ach, Gott sei gedankt! rief ihm Lieschen entgegen, er
rhört Gebete! Eile Martin, die Marie Sophie steigt
n die Firnskuppe, um das Wunderkräutlein zu pflücken,
von dem du erzählt!“
„Allmächtiger Gott,“ stieß Martin hervor, „sei uns
‚och gnädig und barmherzig!“ Sein Herz schlug hörbar;
voch in rasenden Sätzen sprang er den steilen Kopf hinan
ind stand an dem grausenhaften Loche. Da hing an einem
felsenzacken Marie Sophiens Tuch, von ihr war nichts
u sehen. Mit letzter Anstrengung und in Todesangst rief
r: „Marie Sophie!“ Er lauschte, — keine Antwort. Er
ückte sich zur finftern Höhle: „Marie Sophie!“ — keine
Intwort. Die Augen wollten ihm aus dem Kopf treten. —
horch! vernahm er nichts? Ja, es war ein schwerer
Zeufzer, der von dem Grunde der Höhle aufstieg!
»Großer Gott!“ rief Martin aus, „jetzt hilf mir; es gilt
icht mehr meiner Liebe, es gilt, eine arme Seele zu retten !a
Lieschen, die eben auch herrannahete, rief er zu: „eile
eim und laß' alle unsere Kameraden kommen und Luken⸗
eile mitbringen, so viel sie können. Marie Sophie ist
inabgestürzt; ich steige hinab, sie zu retten.“
Und schon stieg er in die Firnskuppe.
Lieschen eilte, was sie konnte, um den Auftrag auszu—
ichten. Aber wie sie auch jammerte und bat, es wollte
lufangs Niemand glauben; sie mußte erzählen und wieder
rzählen, und eine Stunde verging, ehe sich die Kameraden
den Lukenseilen auf den Weg machten. Das ganze
orf war alliälig in Alarm gekommen. Eine Laterne
der andern schwebte dem Walde zu. Auch der alte
per Jordan hatte sich aufgemacht, um mit seinem
athe bei der Hand zu sein.
Als er auf der Firnskuppe ankam, schauderte auch er,
und tiefe Wehmuth ergriff sein Herz. Da standen die Bur—
hen und Maodchen, besinnungslos die Einen, laut weinend
e Andern. Auf ihr Rufen in die Tiefe keine Antwort.
„Ach,« rief Lieschen aus, „auch Martin ist hinabge—
urzt! Ich habe gefehen, wie er hinabstieg!“
t dordan ließ sofort die Lukenseile an einander binden
nd in die Tiefe hinablassen.
ae dass das Seil an, Martin, daß wir dich heraufziehen!“
fman hinab. Aber es kam keine Antwort, und das Seil
urde nicht erfaßt.
ꝛr „Wer von euch wagt es nun, sich hinabzulassen und den
e Martin heraufzubringen in seinen Armen?“ fragte
n.
Ich! Ich! Ich!“ riefen alle.
ordan wählte den stärksten und besonnensten der
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zursche aus; dann kniete er mit ihm nieder, entblößete
ein schneeweißes Haupt und betete so inbrünstig für die
Armen da drunten und für den, der sein Leben daran
vagen wollte, sie zu retten, daß Alle um ihn her sich auf
zie Kniee warfen und lautes Schluchzen sich erhob. Vor
Thränen konnte Jordan kaum Amen sagen. Dann stand
ꝛr auf, legte dem treuen Curt die Hand auf's Haupt und
prach: „Der Herr sei mit dir; er thue Befehl seinen
kngeln über dir, daß sie dich auf ihren Händen tragen,
ind du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest!“
Dann wurde ihm das Seil unter den Armen um die
Brust befestigt und er hinabgelassen.
Lautlose Stille trat ein; jetzt hörte man leise Seufzer
uus der Tiefe.
Bald rief Curt: „Ziehet!“
Sorgsam wurde das Seil mit seiner Last heraufgezogen,
ind nach einiger Zeit der bangsten Erwartung kam Curt
um Vorscheine, in seinen Armen Martin haltend.
Lauter Jammer der Kameraden erhob sich, als sie den
Todten sahen. Denn für todt mußte man ihn halten, da
ein Kopf hinten über und seine Arme kraftlos herabhingen.
And wie war er entstellt! Eine tiefe Spalte zog sich quer
iber den Kopf und klaffte weit; die Augen waren halb
Jeschlossen, und vor dem Munde stand blutiger Schaum.
Sanft wurde er niedergelegt in's weiche Moos. Jordan
uchte ihm Wein einzutraͤufeln, den er vorsorglich mitge—
racht hatte; aber es war vergebens. Nur von Zeit zu
Zeit hob ein Athemzug seine Brust, und ein schwerer
Seufzer drang aus seinem Munde.
Als Curt nach kurzer Rast wieder hinabgelassen wurde,
interbrach ängstliche Stille den lauten Jammer und das
unterdrückte Schluchzen an Martins Seite.
Aber siehe, Marie Sophie war nicht todt! Sie hatte
hre Arme fest um Curt's Hals geschlungen, und ihre
Augen waren weit geöffnet. Als man sie niederließ, fiel
Moͤos und Erde aus ihrer Hand und vernehmlich rief
sie: „Martin! Martin!“
Als sie ihn nicht fand, flogen ihre Augen irre im Kreise
der weinenden Kameraden umher. Endlich fanden sie,
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dringender Stimme, mit unsäglichem Schmerze und stürzte
über den Leichnam des Geliebten.
Und siehe! Martin öffnete noch einmal die Augen, seine
Arme umschlangen die Geliebte. Dann hauchte er in
einem langen Seufzer seine Seele aus. Man hob Marie
Sophie auf — auch sie war todt.
Tief erschüttert standen Alle. Da ergriff der alte Jordan
das Wort. Er wollte strafen; aber er konnte nicht. Mit
zitternder Stimme betete er: „Herr, behalte ihnen ihre
Sünde nicht! Herr, führe uns nicht in Versuchung! Ach
Herr, Herr, sei uns gnädig und barmherzig! Amen.“
Dann ließ er Aeste abreißen und zwei Bahren machen.
D'rauf wurden die Verungluͤckten gelegt und neben einander
n's Dorf getragen.
Es war ein jammervoller