Litwe ihre Stütze zu rauben, droben im Himmel sei doch
in Herr, größer als König und Kaiser, dem habe er ver—
hrieben Leib und Seele, und deß sei er gewiß, er werde
v wohl machen. Sei eine Kugel für ihn bestimmt, nun
Hfönne er ihr nicht entfliehen; dann aber werde der Herr
uf dem Himmelsthrone sorgen für seine liebe Mutter
ech viel besser, als er's gekonnt. —
Ueber solche und ähnliche Dinge gab's also genug zu
dden. Wozu sollten sie sich auch sagen, daß sie einander
ern hätten? Das wußten sie ja, darüber bedurfte es
fuer Worte. —
Aber es hat Alles seine Zeit. So kam auch für Marie
Sophie und Martin die Zeit, daß sie reden mußten von
srer Liebe.
Es war im Herbste. Ach und der Herbst war so schön.
uusere prächtigen Wälder hatten schon angefangen sich zum
Linterschlafe zu rüsten; die Blätter waren gelb und braun
und wenn der Wind durchzog, dann sank leise ein Blättlein
hach dem andern nieder.
Zum letzten Male wollten die jungen Leute an der Firns⸗
—* zusammen kommen. Martin saß heute nicht unter
er Eiche. Er war höher hinaufgestiegen. Und als nun
lugend die Kameraden herangezogen kamen, da rief er
nen zu, herauf zu kommen zu ihm.
Und wahrhaftig, da oben war's schön! Dadurch, daß
ob Laub schon dünner geworden, war die Aussicht freier.
eshalb hatte Martin seine Kameraden heute hier oben
auf die Spitze der Firnskuppe bestellt. Als sie nun sämtlich
hagekommen, trat er auf das höchste Felsstück und zeigte
uen die ganze schöne Gegend. Vorn in der Mitte liegt
Lassel, d'rüber und d'runer erscheint die Fulda als ein
ad breiteres, bald schmäleres Silberband, welches unter
Söhre herausflatternd, dort unten beim Sandershäuser
erge verschwindet, um bei Münden sich mit der Schwester
Herra zur Weser zu vereinigen. Dann zeigte und nannte
alle Höhen und Thäler, Städte und Dörfer seinen Zu—
Ien und knüpfte an jeden Ort eine kurze Beschreibung
r Erzählung.
he Indlich aber lud er ein zum Sitzen und erzählte nun
nSeschichte der Firuskuppe selbst. Die ist hohl. Es soll
ein feuerspeiender Berg gewesen sein. Das wußten sie
* schon alle; denn sie alle hatten wohl schon an dem
9 welches die Gelehrten Krater nennen, gestanden und
we hineingeworfen. Die sprangen von Fels zu Fels,
. Absatz zu Absatz; immer schwächer wird der Schall
W hört er ganz auf in der grauenvollen Tiefe.
ud doch, hob er an, so tief auch der Krater ist, dennoch
nanmal Einer hinabgestiegen ohne Leiter, ohne Strick,
u⸗ e daterne, blos mit seinen Händen an den Felszacken
ue datend und ebenso wieder herausgekommen.
— — rief Marie Sophie aus, das kann ich nicht
voch en! Was sollte um Gottes Jesus willen eine Christen⸗
twe a bewegen können, hinabzusteigen in dieses offene Grab!
ind 9 erzähle davon nichts, es gruselt mir.
den! Als sie noch sprach, kaim einer hrer Knechte und brachte
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hr die Nachricht, es sei ein Gast in ihres Vaters Hause
aingekommen; deshalb solle sie sofort nach Hause kommen.
Ungern hörte Marie Sophie diese Nachricht. Als aber
as Sticheln und Utzen anfing von wegen des Freiers, der
vohl gekommen sein möchte, schlug sie ein Schnippchen,
ind nach einem freundlichen Blicke auf Martin, drehte sie
ich auf dem Absatz herum und flog hinab dem Dorfe zu.
Dem Martin aber war die Butter vom Brode gefallen.
Marie Sophie war ihm noch nie schöner vorgekommen als
seute, und seine Erzählung sollte eigentlich nur für sie sein.
Nun hatte sie nichts davon hören wollen und war so weg⸗
serannt, als wenn's mit dem Freier gar sehr pressire; aber
im nicht geutzt zu werden, begann er dennoch seine Erzäh—
ung. Aber sie war trübe und wehmüthig. Er erzählte,
vie ein Bursch ein Mädchen geliebt, das ihm aber der Va—
er nicht geben wollte, und wie der Bursch von einer Zigeu⸗
nierin erfahren, hier in der Firnskuppe wachse auf dem
Hrunde der Höhle ein Kräutlein, welches, bei Neumond ge⸗
oflückt und dem Widerstrebenden heimlich beigebracht, jeden
Widerspruch hebe. Der Bursch habe in toller Liebe sich
sinabgewagt, habe aber das Kräutlein nicht gefunden. Der
Vater des Mädchens habe aber gedacht: „ist der Mensch
aus Liebe zu deiner Tochter zu solcher Verwegenheit fähig,
so fängt er am Ende etwas Tolleres noch an⸗ und habe
eine Einwilligung zur Heirath der Liebenden gegeben.
„Treue Liebe, hatte Martin hinzugesetzt (und dies war's,
vas Marie Sophie besonders hören und beherzigen sollte),
iberwindet jedes Hinderniß. Aber es ist Verrücktheit, ein
olches Wagestück zu begehen, wie ich eben erzählte. Unser
Herr Gott kann die Menschenherzen lenken wie Wasser—
zäche, und wenn wir mit kräftigem Gebete zu ihm rufen,
o haben wir keine Zaubersprüche, keine Zauberkräuter und
nichts dergleichen nöthig. Erhöret aber der treue Herr
nicht, nun so soll unser thörichtes Herz nicht murren, nie—
nals widerstreben, sondern in Geduld und Ergebung sich
assen! Denn wie's der Herr macht, so ist's am beßteu!“
Martin's Stimme war weich geworden. Es war ihm
chwer um's Herz, er wußte nicht warum.
Nur langsam gewannen die jungen Leute, von Mar—
in's Wehmuth angesteckt, ihre Munterkeit wieder. Dann
iber wurden sie, wie das so oft geschieht, um so munterer
ind ausgelassener in ihrer Freude und Lust. Martin in
hrer Mitte zogen sie hinab dem Dorfe zu, gefolgt von der
Schafherde. Laut schallte der Gesang, und manche Mutter
chaute stolz hinter dem Fenster, als die jungen Leute vor⸗
iberzogen, wenn sie sah, wie ihr Sohn oder ihre Tochter
röhlich in der Mitte der lustigen Sänger einherging.
Marie Sophie stand auch hinter dem Fenster. Aber ihre
Augen waren voller Thränen. Es war wirklich ein Freier
dagewesen, ein reicher Bauer über Cassel her, aber auch
zin rechter grober Klotz, dem man ansah und anhörte, wie
hm nur gelegen sei an des Mädchens Vermögen; darum
jatte er auch um Mutter und Tochter sich wenig bekümert,
dem Jörg aber ganz absonderlich gefallen.
Der war mit ihm nicht nur in den Ställen gewesen,