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kräftigstett Kräutern. Mädchen und Bursche suchten
um die Wette die gelbe Johannisblume (Arnica),
Sanikel, den steifen Heurich, und wie sie alle heißen,
die für gut gegen allerlei Krankheiten gehalten wurden.
Ueber dem Sammeln war's Mittag geworden; die
mitgebrachten Tücher waren voll Kraͤuter, und alle
zogen, Marie in der Mitte der Mädchen, Valentin
in der Mitte der Burschen, singend dem Bergwerke zu.
Beim Bergwerk war schon eine große Menge aus
den umliegenden Dörfern versammelt, und alle
warteten auf die Bergleute, welche zum Tanze auf—
spielen sollten.
Endlich erklangen die Geigen zum Stimmen, und
die Clarinetten gaben den Ton an. Bald gab's
Leben unter der hier und dort lagernden Menge, und
sobald der erste Walzer aufgespielt wurde, schwenkten
sich die Paare in Frohsinn und lautem Jubel.
Kaum waren einige Tänze getanzt, so war eine
großartige Schlägerei im Gange. Lautes Schreien,
schweres Seufzen der Unterliegenden, Fluchen, Toben
— Alles was Garstiges im Menschenherzen schläft,
war aufgewacht und schäumte über. Wie die Schlägerei
eigentlich entstanden, wußte kein Mensch; nur einer
der Musikanten wollte gesehen haben, wie der schwarze
Stoffel, ein Bäckergeselle von der Schwalm, einem
der Mädchen beim Tanzen ein Bein gestellt habe.
Aber nun war er nirgends zu finden; die im Knäuel
geballten Bursche schlugen mit ihren starken Fäusten
gerade aus, einerlei wen sie trafen und wohin sie
trafen; sie bekamen wieder ihre Püffe und wußten
nicht von wem. Es war zu entsetzlich anzusehen.
Valentin und Marie standen beiseits; sie drückten
sich verstohlen die Hände; sich anzusehn, wagten sie
nicht; aber ihr Händedruck war ihnen mehr als
Musik und Tanz, und darüber hatten sie nicht bemerkt,
wie der Klumpen der rasenden Schläger plötzlich sich
auf sie zuwälzte; wie plötzlich ein Arm herausgriff,
den Valentin packte und hinein in den dichtesten Knäuel
der Kämpfenden schleuderte. Marie stand erstarrt
und wäre vielleicht auch in den Strudel gekommen,
wenn nicht Greben Konrad sie mit einem kräftigen
Ruck zuruͤckgerissen hätte. Ach, Gott, Konrad! Hilf
doch! stammelte das trostlose Mädchen; sie schlagen
ja meinen Valentin todt, und dann kreische ich mir
die Augen aus dem Kopfe!
Dem Konrad that das Mäͤdchen leid; doch seine
kühle Natur fand Zeit zu Utz und Spott. Also
dein Valentin! rief er lachend. Seid ihr soweit
heute erst gekommen? Diesen Morgen trotteltet ihr
neben einander hin, als wenn ihr euch nicht kenntel
und einander nichts anginget; aber wenn's dein
Valentin ist, dann müssen wir 'mal sehen, was sich
thun läßt. den armen Jungen raus zu kriegen.
Behutsam trat er an einen Busch, dem sich der
daufen eben zuwälzte. Aber von Valentin war
nichts zu sehn. Dem Konrad wurde doch auch bange
um ihn. Da auf einmal drang aus der Mitte des
wvüsten Haufens ein Schrei — ein Schrei, oder viel
nehr ein Gebrüll und Geröchel, das Mark und Bein
durchdrang, das Blut erstarren machte und das Haa
auf dem Kopfe bolzenstrack sträubte, ein Schrei se
voll von wüthendem Grimm, so voll von furchtbarem
Schmerz, daß plötzlich aller übrige Lärm verstummte,
ind der Knäuel der Raufenden wie vom Blitz ge
roffen sich auflöste. Und nicht genug damit, ein
eder der Schläger flüchtete, wie wenn er einen Mord
begangen hätte, hinter die nächsten Bäume. Auf der
Wahlstatt aber lagen drei der Kämpfer blutend und
wie todt, und in dem einen derselben erkannte Konrat
insern Valentin. Mit einem Satze sprang er zu—
riß den Ohnmächtigen in die Höhe, legte ihn wie
»einen Sack über die Schulter und verschwand mi
hm im Walde. Hinter einem dichten Busch legtt
er ihn nieder, rüttelte an ihm, rief ihn, riß ihm dit
Weste auf, — kein Lebenszeichen war zu spüren. In
Todesangft lief er zurück, um Wasser und Brannt⸗
wein zu holen, damit die Belebungsversuche zu
erneuern. Aber kaum war er wieder auf den freien
Platz zurückgekehrt, so griff eine starke Hand ihn auß
der Brust und zog ihn in einen Kreis, der sich um
den Obergensdarmen gebildet hatte. Der war
gerade erschienen, als Konrad mit Valentin im Walde
berschwunden war. Die beiden, die neben Valentin
zelegen hatten, waren zwar aufgehoben worden, und
man hatte sie mit Wasser abgewaschen; aber sie waren
aoch wie toͤdt. Der eine von beiden war der rothe
Wiegand, der bei keiner Schlägerei fehlte, der andere
der schwarze Stoffel. Als man ihm den immer
vieder zuckenden linken Arm untersuchte, siehe, do
war der kleine Finger an der Wurzel ratsch ab, und
das Blut strömte aus der schrecklichen Wunde. Man
holte alle Spinnengewebe, die an dem Berghäuscher
ich fanden, zusammen; die Burschen suchten ihren
Zündschwamm aus den Taschen; die Mädchen boter
Tücher dar, und der Feldscheer Wolf von G. legit
unstgerecht den Verband an. Aber die Besinnun⸗
kehrte weder bei Stoffel noch bei Wiegand zurüch
und Wolf meinte, es koönnte eine innerliche Verletzun⸗
eine Erschütterung des Gehirns Siatt gefunder
aben.
Während man so um die Verunglückten beschäftigt
war, hielt der Obergensdarm Verhoͤr. Zuerst notirte
er fich die Anwesenden; dann fragte er nach den
etwa Durchgebrannten, — da wurde Valentin genaunt.
Wo war ber hin? Mehrere hatten ihn auch da
segen gesehen; aͤber wohin er gelommen war, wußie