Full text: Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1874-1884)

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Anr Spott, und Er hat Recht; die taugen nicht. 
nich hher ich habe in meiner Jugend viel Heuchelei gesehn, 
augeha hab ich's gelernt. Er hat Recht; es taugt nicht! 
altr bhet, Pfuel, bleibe Er berm Gebet alle Tage; ich 
brehibs auch thun. 
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Der Pfarrer E..... in Gießen, welcher 
daß Rgen seines seichten Rationalismus ebenso berüchtigt 
rich r, wie er als ein echtes Gießener Kind, das sich 
inn, At ohne Grund rühmte, „stets die echte Gießner 
*— Nutterfprach' in ihrer veredeltste Gestalt/ zu sprechen, 
da id außerdem als ein ehrlicher Mann in seiner 
ante, Limath einer gewissen Beliebtheit sich erfreute, hatte 
lich It die heikle Aufgabe, den Raubmoͤrder Heß zum 
it daffot zu begleiten. Der Verbrecher rief auf dem 
noc dege unter lauten Betheurungen seiner Unfschuld das 
al bolt zu seiner Befreiung auf, und auf dem Richtplatz 
jden ügekommen, stieß er die Gensdarmen zurück und 
en vollte die Hinrichtung durchaus nicht an sich voll— 
im, hen lassen. Die Lage war eine um so peinlichere, 
uib Heß durch seine ungewöhnliche Körperkraft die 
flich uwendung von Gewalt in ihrem Erfolg sehr zweifel— 
da Ut erscheinen ließ. Da bat der begleitende Richter 
edeneen Pfarrer E.....: „Ach, bitte, reden Sie dem 
n Venschen doch einmal in's Gewiffen.“ E. tritt zu 
den n Verbrecher und redet ihn also an: „Heß, nu 
atel mer aber nur emal, was machst de mer dann 
ful er Sache? Siehst je doch, daß es nit annersch is! 
wer mer der einzige Gefalle un loß dich keppel — — 
auch dieser so eindringlichen seelsorgerlichen 
ahnung widerstand der hartgesottene Böͤsewicht. 
mußte in's Gefängniß zurückgebracht und dort 
vischen vier Wänden enthauptet verden. 
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B. spricht zu dem eintretenden L. „Es hat mir 
cht leid gethan, daß Ihr Töchterchen Ihnen auch 
nder Ruhr Jestoörben ist. Das ist eine gar 
ise Krankheil.—— 
L. „Aber sie muß doch nicht überall so bösartig 
seten. Da habe ich in der Zeitung gelesen, daß in 
ühlheim an der Ruͤhr Druͤlinge geboren sind.“ 
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ug. Hin Landwirth fand seinen Gärtner, den er ver⸗ 
ithn lich dei der Arbeit suchte, enduch unter dem 
uel hatten eines Baumes behaglich ausgestreckt in 
en shem Schlummer. Mit unsanftem Rütteln weckte 
un ihn auf und schrie ihn an: „Du fauler Kerl! Du 
t nicht werth, daß Dich die Sonne bescheint!“ 
un r Gartner autwortete: Das dachte ich auch an 
aten em heißen Tage; darum legte ich mich in den 
J schatten. 
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— kin Plantagenbesitzer gieng durch sein Besitzthum, 
hiteeiheeine Sclaven bei der Arbeit zu besuchen. Auf 
*RGmem Felde arbeiteten zwei Neger neben einander, 
der eine ein Christ, der andre noch ein Heide. 
Sobald der letztere seinen Herrn kommen sah, arbeitete 
ꝛr mit verdoppeltem Eifer. Sobald der Herr aber 
den Rücken gewendet und jenseits des nächsten Hügels 
»erschwunden war, warf er sich den langen Weg 
unter einen Baum mit den Worten: „So, nun ist 
der Herr fort.“ Der christliche Sclave aber arbeitete 
weiter und sagte: „Mein Herr ist noch da!«“ 
Anno 1778 ficl bei Merseburg ein Knabe in einen Teich; 
in alter Invalide sprang nach und zog ihn mit eigener 
rebensgefahr wieder heraus. Der Alte war damit ganz 
ufrieden; einer, der ihm wohlwollte, sagte ihm aber, daß 
ine churfürstliche Verordnung existire, wonach jeder, der 
inen Ertrunkenen rettete, eine Belehnung von 10 Thalern 
u empfangen babe. Er möge sich nur beim Magistrate 
nelden. So I es auch. Nach einiger Zeit erging ein 
Rescript eines hochweisen Magistrats, worin Bittsteller dahin 
yeschieden wurde: 
Daß vorliegender Fall sich zur Prämiirung nicht 
qualificire, maßen der gerettete Knabe noch nicht 
ertrunken gewesen fei. 
Petent aber batte 3 die Resolution 14 gSr. in Con⸗ 
zentionsgelde zu entrichten. 
— 
Kant vergleicht die Frauen mit einer Thurmuhr, einer 
Zchnecke und einem Echo. Die bösen plaudern der ganzen 
Stadt aus, was innen vorgeht, wie eine Thurmuhr; sie 
ragen ihre ganze Habseligkeit auf dem Leibe wie die 
Z„chnecke; sie müssen stets das letzte Wort bebalten wie das 
kcho. Eine brave Frau aber ist pünktlich wie eine Thurm⸗ 
uhr, häuslich wie eine Schnecke und der Wiederhall ibres 
Mannes wie ein Echo. 
Aus der Instructionsstunde. Unteroffizier: Wie machst 
Du also Front? 
Rekrut: Ich lasse den Herrn Stabsofficier auf sechs 
Schritte herankommen, mache links um und lasse ihn mit 
Anstand vorbeimarschiren. 
Gefreiter (der den Unterricht einer Partie Rekruten be⸗ 
zjinnt): Leute! Die Tüchtigkeit des Soldaten besteht nicht 
‚orzugsweise in der Aufrichtigkeit des Gewehrs, nicht in 
der Weisheit des Lederzeugs, nicht in der Sittsamkeit der 
dosen, sondern — im Hinblick auf mir! 
Wer sich nur zu helfen weiß. — Abendliche Wirthshaus⸗ 
cene. — Ja, Herr Wirth, jetzt hab' ich aber nur noch 
Kreuzer im Sack; was koscht' denn's Nachtlogis? — 
Wirth: ja dees kosch't halt 12 Kreuzer. — Hm, “ ischt 'ne 
»öse G'schicht; wie lang schlaft mer denn vor die 12 Kreuzer? 
— Nu halt bis morgen in der Fruh' um en achti; da 
ahrt der Stellwage. — Hm, ja, wissen's was? da muß 
ich vorlieb nehme; da schloof ich halt nur vor 9 Kreuzer, 
und Sie wecke mich um einen Groschen früher. 
Ein Hausvater schalt seine kleinen Buben, weil sie ein⸗ 
nal wieder sehr unartig gegen ihre Mutter gewesen waren, 
ind bemerkte unter Anderen: „ihr werdet eure Mutter ge⸗ 
viß noch todt ärgern.“ Nach einiger Zeit erzäblte er ihnen 
»on seiner eigenen Mutter. „Lebt sie noch?“ fragte darauf 
er eine. „Nein,“ lautete die Antwort; „sie ist längst 
estorben.“ „Ihre Jungen haben sie wohl todt geärgert?“ 
ragte der Kleine, der ein gutes Gedächtniß hatte, weiter.
	        
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