Full text: Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1874-1884)

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hor einer großen Versammlung von Christen, und 
iachdem er zum Schluß der Erzählung gelangt 
var, sprach er, zum Vorsitzenden der Versammlung 
ewendet: „Dieser Jakob, von dem ich Ihnen er— 
ählte, bin ich.“ 
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Von der Salieyl-Säure. 
(Für unsre Haus fraueu). 
Nicht wahr, gehört hast Du, lieber Leser oder 
iche Leserin, auch schon von der Salichl-Säure? 
denn wenn es auch noch immer wahr bleibt, daß 
mter allen Petern der Welt keine mehr Spektakel 
nachen, als der Trom- und der Sal-Peter, so schien 
s. doch beinahe, als ob alle Peter sollten in Schalten 
Lstellt werden von einer — Säure, der Salicyl— 
Zäure. Da wurden die wunderbaren Wirkungen der 
alichl-Säure so mächtig gepriesen, als wenn man 
nit ihr Alles curiren önnie, faules Fleisch und 
anzige Butter, böse Zähne und rheumatische Glieder, 
diphleritis und Diarchöe, Gehauenes und Ge— 
tochenes, Verbrauntes und Erfrorenes, äußere und 
anere Schäden. Wenn so in die Posaune ge— 
toßen wird, da ist's keinem vernünfligen Meuschen 
u verdenken, wenn er kopfscheu wird und denkt: 
Run, ich merke schon, woher der Wind weht. Das 
st wieder eins von den allbekannten Schwindelmitteln, 
i denen es nur auf den Einen Erfolg abgesehen 
sh nämlich den leichlgläubigen Leuten daßs Gad dus 
ꝛr Tasche zu bugsiren.“ Allerdings ist der Erfinder 
venigstens der gegenwärtigen billigern Herstellungs— 
Nethode — bereits ein reicher Mann geworden. 
ber — man darf das Kind doch nicht mit dem 
—— 
euen Mittel, und was daran unzweifelhaft ist, das 
vill ich Dir sagen und hoffe damit, wenn Du Ge— 
—— von meinem Rathe machst, Deinen aufrichtigen 
ank zu erwerben. 
Die Salicyl⸗Säure — ein weißes, geruch⸗ und 
den gleich anzugebenden gewöhnlichen Lösungen) 
uuch geschmack- und völlig gefahrloses Pulver, das 
A pro Gramm à 10 Pfennig in jeder Apotheke 
uen kannst, ist in der That ein ganz ausgezeich— 
es Mittel gegen alle Fäulniß (anuseptisch⸗ 
unen es die Mediciner) sowohl beim Koch⸗ oder 
—— ch, wie bei hohlen Zähnen, eiternden Wunden 
Krebsschäden ꝛc. Ein Beispiel aus eigener Er— 
— Meiner Frau wird eine — bereits stark 
u siechende — Kalbsleber gebracht, die gegen anderes 
nsh für den Mittag umzutauschen weder ein dienst⸗ 
* Geist, noch Zeit vorhanden ist. Sie legt die 
* eine gute halbe Stunde in eine wässerige 
dh ug der Salicyl-Säure, wäscht sie dann mit lauem, 
n mit kaltem Wasser ab. — und siehe! beim 
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Benusse am Mittag konnte auch das feinste Geruchs— 
oder Geschmacksorgan nicht das geringste Ordnungs- 
widrige mehr wahrnehmen. Die Leber schmeckte so 
frisch, wie uns nur je eine geschmeckt hat. 
Ich rathe also allen Hausfrauen, die Salichl⸗Säure 
stets vorräthig zu halten, und zwar in doppelter Lösung: 
1) 3 Gramm (also für 30 Pf.) in einer Wein— 
flasche voll lauwarmen Wassers tüchtig um— 
geschüttelt. Wenn beim Erkalten wieder weißes Pulver 
sich niederschlägt, so stelle man die Flasche in warmes 
Wasser ein. 
Diese Lösung brauche man ebensowohl zum Er—⸗ 
halten frischer und zum Wiederfrischmachen bereits 
ibelriechenden Fleisches oder ranziger Butter in der 
oben angegebenen und ähnlicher Weise — Einlegen, 
Bestreichen, Durchkneten, — wie als Mundwasser, 
bei Zahnweh, zum Heilen von Wunden, Brandschäden 
und dergl. 
2) 6 Gramm Salicyl-Säure (also für 60 Pf.) 
in 1/, Liter reinem Weingeist oder Cognac aufgelöst. 
Diese Lösung gebrauche man, indem man auf 
Fingemachtes ein bis an den Rand des Gefäßes 
toßendes, mit ihr durchsättigtes Filtrirpapier legt 
ind noch einen Theelöffel voll darauf gießt. 
Zur Erhaltung von Fruchtsäften setze man 
zleich auf 2 Pfunde! / Gramm Salicyl-Säure zu. 
Um das Gerinnen der Milch 36 Stunden länger 
aufzuhalten, setze man 0,04 bis 0,08 Procent trockner 
Salicyl⸗Säure zu. 
Und noch ein Rezept gegen den bitterbösen Feind, 
der häufig so rasch hereinbricht, daß er zum Herbei— 
rufen eines Arztes gar nicht Zeit läßt, die Diph— 
eritis, das,rechtzeitig angewandt, den besten 
rfolg hat: 2 Gramm Salicyl-Säure in Spiritus 
uufgelöst, so viel nöthig ist zum Auflösen, 200 Gramm 
»estillirtes Wasser, davon 3stündlich einen Theelöffel 
oll innerlich, stündlich damit zu gurgeln (Schwäm̃chen 
zur Entfernung der Beläge damit zu traänken). Auch 
vorsorglich bei den noch gesunden Kindern nützlich 
inzuwenden durch Einnehmen und Gurgeln. 
Aus dem Kuhländchen *). 
1. Nach dem Winter kommt der Sommer, 
Freu dich, du lieber Bauersmann! F 
GBerkeil dir dein' Egge und schärf dir den Pflug, 
Der Winter, der war dir gestrenge genug. 
2. Spann an deine Pferd' und deine Oechselein 
Und fahre frisch fröhlich in den Acker nein. 
Die Peitsche, die schwinge die Kreuz und die Quer 
Und singe dem Höchsten ein Liedlein zur Ehr. 
*) Das Kuhländchen liegt in Mähren, unweit Troppau. Dies 
ried haben die Bauern jener Gegend bereits vor 300 Jahren gesungen
	        
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