Full text: Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1874-1884)

32 
Bald sind sie ausgewachsene (Fig. 4) haben dann 
eine heller oder dunkler bräunlichgelbe Farbe und 
sind fast 824, Millimeter lang, also etwa von der 
Größe eines kleinen Tabackssamens (die überwinterten 
jüngeren messen meist kaum i/. Millimeter). Immer— 
hin kann man sie also mit einem gewöhnlichen Ver— 
größerungsglase, einer sog. Loupe, recht gut erkennen, 
ja wenn man sich erst geübt hat, schon mit bloßem 
Auge. Leicht wird das Auffinden auf den Anschwel⸗ 
lungen, weil sie auf diesen besser hervortreten. Auf 
den“ dickeren Wurzein sitzen sie bei sehr starkem Be— 
fall übrigens mitunter auch so massenhaft, daß diese 
wie gelb bestäubt aussehen. 
rechnet, daß wenn alle Eier auskämen, ein einziget 
Weibchen sich im Jahre auf 25 bis 30 Millionen 
oermehren könnte. 
Im Nachsommer und Herbst erscheinen auch In 
dividuen mit Flügelstummeln, sog. Nymphen. Sie 
halten sich meist nahe unter der Oberfläche auf und 
erwandlen sich bald in geflügelte Rebläuse 
ähnlich wie bei den Blattlaͤusen) mit langen, im 
Vergleich zum plumpen Körper zarten Flügeln. 
(Fig. 5). Trotzdem daß diese über der Erde leben 
muß man sie doch gerade als die gefährlichsten be— 
zeichnen, denn sie sind es, die das Uebel in die 
Ferne übertragen, während die ungeflügelten Wurzel 
säuse nur durch Wanderungen in oder auf der Erd 
hon einer Wurzel zur andern gelangen können 
Ueber die Lebensweise der geflügelten Rebläuse weifß 
man noch wenig. Sie erheben sich gewöhnlich vor 
Sonnenuntergang in die Luft und werden vom Winde 
oft weit weggeführt; häufig sieht man sie nachher ir 
Spinnengeweben ꝛc. hängen. — Wahrscheinlich leger 
sie ihre Eier an die allerjüngsten Weinblätter oder 
in den Flaum der Knospen, aber es sind nur 3 bit 
4 Eier und zwar von zweierlei Größe. Aus der 
kleinen kommen voraussichtlich Männchen, aut 
den großen Weibchen hervor. Diese Weibche! 
— 
ð 
Sig. 4. 
Ausgewachsene Wurzellaus mit Etern und Jungen. Stark verarößert. 
Die Korpergestalt ist länglich-eiförmig, nach hinten 
etwas verschmaͤlert; am Kopf bemerkt man die beiden 
Fühler, 2 Augen und den sog. Schnabel, der unter 
den Bauch geklappt werden kann wie bei unsern 
Baumwanzen und als Schutzscheide für die drei 
Stechborsten dient. Die 6 Beine zeigen deutlich, 
daß wir es mit einem Insekt und nicht mit einer 
Milbe zu thun haben, welche meist acht Beine besitzen. 
Alle diese unterirdischen Wurzelläuse sind 
Weibchen, die ohne Zuthun eines Männchens, 
also ohne befruchtet zu sein, Eier legen. Aus 
den 30 — 40 anfangs fast schwefelgelben, später etwas 
dunkleren Eiern kommen nach 7 —8 Tagen die gelblich 
gefärbten Jungen hervor, die alsbald wieder neue 
Wurzelanschwellungen durch ihren Stich verursachen, 
sich dreimal häuten und schon nach ungefähr 20 Tagen 
Eier legen. — Dies wiederholt sich oft durch 5 bis 
8 Generationen im Sommer und man hat be— 
Itg. 53. 
Geflügelte Reblauzs. Stark verarößert 
9 
ä 
2 
? 
F
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.