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Sollten Exemplare dieses Käfers in Deutschland
gefunden werden, so ist es Pflicht eines Jeden, hier—
von sofort der nächsten Behörde Anzeige zu machen,
damit die allgemeine Aufmerksamkeit auf dies Vor—
lommniß gelenkt und die nöthigen Vertilgungsversuche
gemeinsam am zweckmäßigsten in Angriff genommen
werden können.
Um jeden Irrthum in Bezug auf die Erkennung
des Käfers zu verhüten, folgt hier noch zum Schluß
die genaue Beschreibung desselben:
Der Kartoffelkäfer, wissenschaftlich Chrysomela
Doryphora) decemlineata benannt, ist durchschnitt⸗
lich 1 Centim. lang, von ovalem Umriß, halbkreis—⸗
förmig gewölbtem Rücken, unbehaartem etwas glän—
jendem Körper und von rothgelber Grundfarbe. Von
schwarzer Färbung sind die fünf verdickten Endglieder
der Fühlhörner, am Kopf die Augen und ein herz—
förmiger Stirnfleck, am Halsschilde außer dem Vorder—
und Hinterrande elf Fleckchen, deren mittelstes größer
und von der Form einer römischen V ist, auf der
Bauchseite zahlreiche in Querreihen angeordnete Punkte
und Flecke, an den Beinen die Knie und die vier—
gliedrigen Füße. Die lichtgelb gefärbten Flügeldecken
zeigen zusammengenommen elf schwarze Längsstreifen,
deren mittelster die Naht einnimmt, von den übrigen
iind der dritte und vierte jederseits nach hinten mit
einander verbunden, der dem Außenrand zunächst
oerlaufende ist der schmalste. Die im Zustand der
Ruhe unter den Flügeldecken zusammengeschlagenen
äutigen Flügel sind von lebhaft rosenrother Färbung.
Die rothgelben Eier sitzen zu zehn bis zwölf an
der Unterseite der Kartoffelblaͤtter. Die aus den
Liern ausschlüpfenden Larven sind zuerst dunkler, mehr
blutroth gefärbt, mit zunehmendem Wachsthum werden
iie allmählig lichter, mehr rothgelb; hat die Larve
ihre volle Größe von durchschnittlich 12 Millimeter
erreicht, so ist sie bei der Ansicht von oben fast von
birnförmigem Umriß, abweichend von dem hartschaligen
Käfer weichhäutig, mehr fleischig, der Hauptsache nach
von orangegelber Färbung, nur der Kopf, der Hinter—
rand des ersten Leibesringes, die Beine und zwei
Längsreihen rundlicher, warzenförmiger Erhabenheiten
zu jeder Seite des bauchigen Hinterkörpers sind schwarz.
Eine im Auftrage des Königlichen Ministerii bearbeitete
Broschüre über den Kartoffelkäfer mit Abbildung in Farben—
ruck und einer Karte der Verbreitung des Kaͤfers in den
Bereinigten Staaten von Nord-Amerika, erschien soeben im
VBerlage von E. Schotte &C Voigt in Berlin Wi., Pols
damerstr. 4110 und wird gegen Fraucoeinsendung von söPf.
Lin Briefmarken) franco uünter Band zugesandt.
Die Neblaus. (Phylloxera vastatrix.)
Bekanntlich leidet schon seit mehreren Jahren ein
großer Theil der Weinberge in Frankreich dadurch,
daß ein winziges Thierchen, die Reb- oder Wurzel—
laus die Wurzeln zerstört. Bei der immer weiteren
Ausbreitung des Uebels liegt die Gefahr sehr nahe,
daß auch unsere deutschen Weinberge davon ergriffen
werden, und ist deshalb von Reichswegen eine Com—
mission eingesetzt worden, welche die nöthigen An—
stalten zur Verhütung des Schadens treffsen soll.
Selbstverständlich kann die Commission wenig thun,
wenn sie nicht von den einzelnen Weinbauern aufs
kräftigste unterstützt wird; denn diese, die fast jeden
Tag im Weinberge beschäftigt sind, werden am ehesten
solche Stöcke bemerken, die durch ihr Aussehen auf
das Vorhandensein der Reblaus schließen lassen.
1. Erscheinungen der Krankheit.
Ist ein Weinstock befallen, so bemerkt man meist
erst im Nachsommer oder Herbst, oft erst im 2. Jahre
die Folgen. Es zeigen sich dann mitten in einem
sonst gesunden Weinberge einzelne rundliche Stellen,
an denen die Blätter der Stöcke früher (oft schon
m Juni und Juli) gelb werden, als an den übrigen,
ich an den Rändern umrollen und von unten an
bfallen. — Im nächsten Frühjahre treiben solche
Stöcke später aus, machen kürzere Triebe und bringen
venig Trauben. Ist die Stelle schon 2 oder 3 Jahre
angegriffen, so sieht man in der Mitte einige fast
Jjanz todte Reben ohne Blätter, rund herum schwäch⸗
iche Stöcke mit wenigen Blättern und ohne Früchte,
veiterhin einen Kreis von Stöcken mit vertrockneten,
leckigen Blättern, und endlich in der äußersten Um—
zrenzung einen Gürtel von anscheinend ganz gesunden
Reben, die aber doch schon befallen sind. Mit Recht
jat man in Frankreich die Ausbreitung der Reblaus
daher mit der eines Tropfens Oel auf einem Stück
bapier verglichen.
Untersucht man die im äußersten Umkreis stehenden,
cheinbar noch gesunden Stöcke an ihren Wurzeln,
so findet man meist gar bald an den Enden der
feinen Faserwurzeln, oft auch schon vor dem
Ende, eigenthümlich länglichrunde oder spindel⸗