zu heilen. Die Ursache wird also wohl hier, wie
bei mehreren bösen Gewohnheiten, in derNach-
ahmungösucht, wozu der Deutsche sosehr geneigt
ist, zu finden seyn. Ehrenvoll ist aber wohl solche
für eine aufgeklärte Nation auf keine Weise«
B. In mehreren Ländern sollen ja sogar auch
Weiber rauchen? Dieses will mir aber noch
weniger, als bei Mannsleuten gefallen.
F. Ja, im Hannoverschen und vielleicht in
noch mehreren andern Ländern, wird von Weibs
leuten geraucht, aber doch wohl nirgends bei
gebildeten christlichen Frauen hat bis jetzt
die Tabakspfeife Eingang gefunden, und unsere
Achtung muß sich auch in dieser Hinsicht gegen
dieses Geschlecht vermehren.
B. Was wollten aber unsere Kaufleute an
fangen, wenn das Labaksrauchen aufhörte, und
der Tabak aus dem Handel verschwände?
F. Er glaubt also, denn könnte der Handel
nicht bestehen.
B. Ja, das meine ich.
F. Freilich würde diesem, durch diesen Artikel
Abbruch geschehen, aber sollen wir denn auf
Kosten unserer Gesundheit den Handel beför
dern? In der Apotheke müßte derselbe doch im
mer als Arzneimittel zu haben seyn. Er raucht
wahrscheinlich wohlfeilen Tabak, aber wenn er
das Geld, welches er in den z8 Jahren dafür
ausgegeben hat, noch zusammen hätte, so möchte
er doch wohl, bei dem jetzigen Preise, ein hübsches
Stückchen Land ankaufen können, oder sich
solches zu einem sonst nützlichen Zwecke anwen
den lassen.
B. Freilich wohl und wenn man solchen selber
zieht, so kostet er doch Land und Mühe, und
beides kann man besser anwenden. Ich rauche
mehrst Brotteröder, doch mitunter auch, wenn
ich mir etwas zu gut thun will, ein Packetchen
Brieftabak, doch immer von der wohlfeilsten
Sorte. Letzthin stopfte ich einmal mitunserm Herrn
Pfarrer und der sagte, es wäre viergilischer.
F. Virginischer will er sagen. Der mehrste
Tabak und der beste kommt ausser Land, das
Geld dafür geht fort und kommt nicht wieder,
daher muß ein Ort, wo viel Geld ausgegeben
wird, was ausser Land geht, vorzugsweise arm
werden.
B. Freilich muß dieses wohl wahr seyn; es
giebt aber auch ausser Tabak, noch mehrere an
dere Sachen, die wir, wenn wir wollten, ent
behren könnten, und die viel Geld kosten.
F. Ja wohl, zum Beispiel Zucker, Kaffee und
-st eine jede Art von Gewürzen; doch über alle
ese Gegenstände hier zu sprechen, würde uns
zu weit führen und der heutige Abend, ob er
gleich lang ist, würde doch zu kurz werden ^da
her wollen wir es nur bei dem Tabake lassen,
und schließlich nur noch den wiederholten ernst
lichen Rath, seinen Heinrich genau zu beobach
ten; desgleichen auch auf jeinen Peter, den
nun auch bald die Lüsternheit zur Tabakspfeife
anwandeln könnte, ein wachsames Auge zu
haben, und nöthigenfalls lasse er diese Bursche
die väterliche Gewalt fühlen. Wäre ich indessen
in einem Lande Gewalthaber, so würde ich, ob
mich gleich bei jeder Sleuerauflage ein geheimer
Fieberschauer anwandelt, dennoch daselbst eine
Luxussteuer einführen, wo die Tabakspfeife,
falsche Haarlocken, da wo noch eigene Haare am
Kopfe, wenn auch nicht von beliebiger Farbe,
vorhanden sind; auch vorzüglich die Korsets,
(Schnürbrüste) und alle solche Gegenstände,
welche die Gesundheit und die freie Verrichtung
des Körpers beeinträchtigen, oben anstehn sollten.
B. Ja die Leute mit den krummen Haaren
sehen aus wie Pudelköpfe, aber die Schnürbrüste
brauchen doch wohl nur Leute, welche verwachsen
sind?,
F. O nein, auch völlig Gesunde schnüren sich
der Gestalt ein, daß sie wie Wespen, in der
Mitte dünne, unken und oben aber dick sind,
und dann erst verwachsen.
B. Ach lieber Gott. —
F. Doch weiter von der bemerkten Steuer;
diese sollte nun zu nichts anders, a s zu einer
Armenkasse, für arme Kranke auf dem platten
Lande, für welche noch nicht hinreichend gesorgt
ist, verwendet werden; wobei es mir eine große
Freude gewähren würde, wenn daraus auch
armen Bruch-Patienten, die keins Bruchbänder
bezahlen können, und sich so selbst überlassen,
bei ihrer schweren Arbeit, in beständiger Lebens
gefahr schweben, ihrem Zustande angemessene,
bequeme Bänder angeschaft werden könnten.
B. Auf jeden Fall will ich dafür sorgen, daß
meine Jungen, so lange ich noch lebe, keinen
Tabak rauchen sollen, daher auch keine Luxus
steuer zu bezahlen brauchen. Ich aber, da ich
nun wohl bis zu meinem Lebensende fortrauchen
werde, will meinen Antheil Steuer dem armen
P., den er kürzlich an einem eingeklemmten Bruch
operirt hat, durch eine Metze Korn überschicken.
Die brave Hausfrau anwesend, erwiederte hier
auf, ja er soll solche haben, und ich werde auch
noch etwas zu kochen überschicken.
F. Bravo und nun Gott befohlen, es ist Zeit,
daß die Spinner, also auch die Faullenzer nach
Hause gehen.