abhängt. Mir kommt immer duö Rauchen unter
allen üblen Gewohnheiten am widernatürlichsten
vor. So wie er versichert, bekommt ihm jetzt
das Rauchen gut, weil er es gewohnt ist, wie
aber bekamen ihm denn die Paar ersten Pfeifen?
B. Nun ja, das erinnere ich mich noch, daß
mir damals übel wurde und ich mich auch habe
erbrechen müssen.
F. Nicht wahr, aber er setzte es doch durch;
indem er fort rauchte, bis ihm nicht mehr übel
wurde, und aufdiese Art können wir uns das Aller
schädlichste, ja nach und nach Gift angewöhnen.
B. Das wäre! doch ich glaube es, ob ich mir
gleich solches nicht so begreiflich machen kann und
mir lieb seyn würde, wenn er mir dieses naher
erklärte.
F. Nachher, jetzt aber antworte er mir nur
auf meineFrage. Da er nun das Rauchen lernte,
was für einen Zweck wollte er denn eigentlich
damit erreichen? Nicht wahr den, welchen alle
Raucher erreichen, nämlich gar keinen. Denke
er sich doch nur einmal, nie einen Menschen
Tabak rauchen gesehen, nur allenfalls etwas
davon gehört zu haben, auf einmal nun aber
erschien ein oder mehrere Menschen, mit einer
Rauchröhre (Tabakspfeife) im Munde, die von
Zeit zu Zeit den Mund öffnen, um dem Rauch
Ausgang zu verschaffen ; würden nicht die Kinder
hinter diesen Leuten herlaufen? Bejahrte Men
schen aber würden fragen: wozu dienet denn
wohl dieses Rauchspeien? Wenn sie denn hörten,
u durchaus nichts, sondern, daß den armen
ernenden stets jämmerlich wird, solches ihnen
Schwindel, Erbrechen und dergleichen verursache,
so würden „diese und auch er, mein lieber B.,
sagen, diese Menschen müssen aber noch sehr
roh und ungesittet seyn, die machen ja ihren
Mund zu einem Schornsteine.
B. Da hat er recht, wer es nicht mehr gesehen
hätte, der müßte lachen und ich gestehe, daß mich
das hier gesagte bewegen könnte, das Rauchen
wieder eingehen zu lassen, wenn ich nur noch
jung uud sich eine so alte Gewohnheit leicht wie
der abzugewöhnen wäre.
F. Ich habe hierbei auch nicht die Absicht, ihn
zu einer so großen Ueberwindung zu veranlassen.
Schmauche er daher nur ferner seine Pfeife mit
Wohlbehagen fort, und tröste er sich mit dem
Gedanken, daß es ihm gut bekommt, die nöthige
Absonderung befördere, der Rauch ihm bestimmt,
wo der Wind herkommt; auch daß solches wohl
nicht so ungesund seyn könne, indem es alte Leute
genug giebt, welche stark rauchen und dergleichen.
Indessen aber wird es immer wahr bleiben, daß
das Tabaksrauchen zu einer der Gesundheit nach-
theiligen Gewohnheit gehört. Sorge er übrigens
nur dafür, daß sein Heinrich die Tabakspfeife l
wieder ablegt, da es noch Zeit ist, und ich hoffe 1
doch, daß er so viel Gewalt über seine Kinder
haben wird, besonders in Sachen, die zu ihrem
Besten dienen.
B. Das hat nichts zu bedeuten! Was ich haben
will, müssen sie thun, ohne zu foagen, ob eS gut
oder böse für sie ist, und was er mir anrathet,
habe ich noch immer befolgt, weil ich Zutrauen l
zu ihm habe.
F. Das ist wahr und immer auch wird es mich
freuen, wenn er glaubt, daß ich es gut mit ihm
meine. Durch das Tabaksrauchen haben sich
schon gar manche junge Leute verdorben, und
wenn wir alle die Schlachtopfer vor uns sahen,
welche dadurch früher dem Grabe zugeführt wor
den sind, so würden wir darüber erstaunen und
gewiß mancher dann seine Tabakspfeife von sich
sch'eudern Weis er denn auch, daß der Tabak
eine Giftpflanze ist?
B. Nein, das weis ich nicht, kann es auch
nicht wohl glauben.
F. Wer nur einigermaßen Kenntnisse in der
Kräuterkunde hat, wird an dem Geruch und Ge
schmack, noch mehr aber an der Wirkung, dieses
wahrnebmen, daß solcher zu den Giftpflanzen und
in die Klasse der Arzneimittel gehört. So ist
auch solcher wirk ich, besonders zum äußerlichen
Gebrauch, ein kräftiges Arzneimittel, und es
ist ihm ja wohl genug bekannt, wie die Schäfer
denselben in unserer Gegend, bei räutigen Scha
fen, gar nicht entbehren können.
B. O ja, das weis ich, aber —
F. Aber nicht wahr, das will er fragen, wie
es wohl gekommen seyn muß, da weder Geruch
noch Gescbmack, besonders zu Anfang, von dem
Tabak angenehm ist, daß das Rauchen bei uns
Deutschen so sehr eingerissen ist.
V. Das möchte ich wohl wissen.
F. Gerade das ist es, was auch schon oft
meine Neugierde gereizt hat. Fremde Völker
konnten wohl, durch den Rauch eine Insekten- .
plage von sich abzuhalten, andere auch wohl durch
sonstige Beschwerden, so wie durch ScorbUt zum
Kauen veranlaßt worden seyn. Früher wurde
auch wohl, aber doch nur in einzelnen Fällen,
bei Heilung der venerischen Krankheiten, das
Rauchen zur Beförderung der Salvation, von
Aerzten angeordnet, aber zu jener Zeit waren
diese Krankheiten doch selten; auch scheint das
Rauchen älter, als diese Krankheit zu seyn,
und jetzt weis man solche auch ohne Speichelfluß