Full text: Kurhessischer Kalender (1830-1835)

durch fühlbar gemacht, der dies zahllose Heer von 
Welten aus Nichts hervorrief. ,,Durch den 
Glauben merken wir," sagt die heilige 
Schrift, ,,daß die Welt durch Gottes 
Wort fertig ist, daß alles, was man 
siehet, aus Nichts worden ift." — Der 
uns nächste Fixstern ist die Sonne. Alle Sterne 
am Himmel, mit wenigen Ausnahmen sind Fix 
sterne oder Sonneuwelten. Diese dürfen wir 
nicht nahe an unser Sonnensystem setzen. Der 
nächste Fixstern nach der Sonne ist Sirius. Die 
ser ist nach den Berechnungen der Astronomen 
über 8 Billionen Meilen weit von uns entfernt, 
eine Weite, auf welcher der Lichtstrahl über 
6 Jahre braucht, ehe er diesen Raum zu durch 
laufen vermag. Ueber dem Sirius stehen nun 
wieder andere Fixsterne, die von jenem vielleicht 
eben so weit, wie dieser von uns entfernt sind. 
Wenn sich nun 8 Größen von Fixsternen unter 
scheiden lassen, und wir jedem eine noch einmal 
so weite Entfernung zugestehen: so ist der letzte 
kleinste Stern der achten Größe, der noch bemerkt 
werden kann, 64 Billionen geographische Meilen 
von uns entfernt. So hoch wir hinauf denken, 
so tief müssen wir auch hinunter, und so weit 
an beiden Seiten hinaus denken. Und nun haben 
wir noch die Sterne in der Milchstraße, und 
diejenigen Sternb, welche auch durch die besten 
Fernröhre nur wie ein Nebel erscheinen. Wie 
hoch mögen diese stehen? Wenn nachHerschels 
Berechnung der Lichtstrahl von dem jüngst von ihm 
entdeckten Weltengebiet 1\ Millionen Jahre ge 
braucht hat, um bis zu uns Erdbewohnern zu 
gelangen, so schwindeln wir bei dem Gedanken 
der Allmacht dessen, der dies alles aus Nichts 
erschuf. Und doch ist hier noch nicht die Grenze 
des Himmels, sondern es liegen bis in die uns 
Schwindel erregende Tiefe Weltenh-eere hinter 
Weltenheere. Mit Recht sagt daher unser Hei 
land: ,,Jn meines Vaters Hause sind 
viele Wohnungen." Könnte Herschel 
mit seinem 4osüßigen Fernrohre auf das äußerste 
von ihm entdeckte Weltengebiet sich versetzen, so 
würde er eben so weit in die unendliche Tiefe 
des Weltraums hineinschauen, abermals andere 
Haufen von Sternen auf's Neue erblicken, wo 
von die entferntesten sich wieder nur als bloße 
Nebel darstellen würden, und nirgends eine 
lDie Fortsetzung folgt im 
Grenze finden. Wie unendlich groß muß also der 
Himmel, und wie groß sein Schöpfer seyn? — 
I ch habe die Erde gemacht, spricht Gott, 
und den Menschen darauf geschaffen. 
Ich bin es, deß Hände den Himm el 
ausgebreitet haben, und habe allem 
seinem Heer geboten. 
So weit gehen demnach die Ausspähungen 
und Schlüsse des denkenden Menschen über das 
Schöpfungsgebiet. Der Mensch geht nun noch 
weiter, und legt sich die kühne Frage vor: wo 
ist denn nun der eigentliche Himmel, oder mit 
andern Worten zu sagen, der menschlich gedachte 
Sltz der Gottheit, der Thron des Weltenherr 
schers. Welcher Sterblicher mag dies entschei 
den? Das Wahrscheinlichste, was wir anneh 
men können, und was viele Gelehrte glauben, 
ist wohl dieses: da in unserm Sonnen- und 
Weltengebiete Monde an Planeten, und Planeten 
an Sonnenwelten, und wieder Sonnenwe'ten an 
Sonnenweiten durch die mächtigen und ewigen 
Gesetze der Anziehungs - und Abstoßungökraft in 
einander gereihet worden sind, und schwebend 
im großen Weltraum erhalten werden: so muß 
auch, menschlicher Einsicht nach, eine ungeheure 
Weltkugel gleichsam im Mittelpunkt der großen 
Schöpfung prangen, welche das Ganze zusam 
menhält und verbindet. Hier ist vielleicht der 
Ort, wo sich die Majestät des Unendlichen in 
höherm Glanze offenbaret, wo die Heerschaaren 
der höhern Geister den ewig Anbetungswürdigen 
in tiefster Ehrfurcht, auf eine für uns unbe 
kannte, unbegreifliche Art, verehren. Von hier 
aus gehen die Triebfedern, welche auf Welten 
und Weltenheere der ganzen Schöpfung mit 
mächtiger Kraft wirken, das ganze Weltall len 
ken, und das kleinste, unbedeutendste Geschöpf 
in demselben noch erreichen, beleben, versorgen, 
und nach seiner Fähigkeit erfreuen. ,,Siehe, 
Gott ist hoch droben im Himmel, sagt 
Hiob, und siehet die Sterne droben 
in der Höhe." Wo dieser Mittelpunkt ist, 
wissen wir nicht, weil wir .das Ganze nicht zu 
überschauen vermögen. 
Vielleicht, daß nach dem Traume dieses LeberrS 
Sich unser Geist zu jenen Sonnen schwingt, 
Wo von den Räthseln, die er hier vergebeu- 
Zu lösen strebt, die Zukunft Ausschluß bringt, 
künftigjahrigen Kalender. ] 
Guter Rath an den Landmann, bei wohlfeilen Kornpreisen. 
Aus einem vor einigen Jahren erschienenen Merkchen, in welchem der Verfasser darauf aufmerksam macht, wie nothwendig 
es sei, sich hei wohlfeilen Kornpreisen nicht blos auf den Anbau des Getreides zu beschranken, sondern den Anbau 
anderer Produkte sich angelegen seyn zu lassen, welche als Handelsartikel einen vortheilhaftereu Ertrag gewahren. 
D
	        
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