schwinden auch sie. Wir haben daher, wie gesagt,
nicht nöthig, anzunehmen, daß die Sonne ein
wirkliches Feuer sey. Der in ungeheurer Menge
in der Atmosphäre der Sonne entwickelte Licht-
stoff verbindet sich schnell und leicht mit dem
Wärmestoffe, der nicht von der Sonne zu uns
kommt; sondern in der Erde, in der Luft, und
in andern Körpern scho-n vorhanden ist. Die
Sonnenstrahlen entwickeln nur den Wärmestoff
in ven Körpern der Erde, und so wird für uns
die Wärme fühlbar. Daher kann man sagen,
daß die Sonne leuchtet, und zugleich auch wärmt.
Läge in dem Lichtstoff bloß der Grund dsr Wärme,
so müßte es in den heißesten Sommertagen, so
gleich nach dem Untergang der Sonne und der'
Entziehung ihrer Strahlen aus unserer At
mosphäre, so wie Dunkelheit darnach erfolgt,
auch Eiskalte entstehen, welches doch nicht der
Fall ist. Von der Natur der Sonnenstrahlen
läßt sich übrigens wenig mit Gewißheit sagen.
Indeß will'der große Astronom Hersche! bei sei
nen wichtigen Beobachtungen und Versuchen mit
dern Sonnenlichte, die merkwürdige Entdeckung
gemacht haben, daß die leuchtenden Strahlen
der Sonne gänzlich von denen verschieden sind,
welche erwärmen oder Wärme erregen, bestä
tigt sich diese Entdeckung durch wiederholte Ver
suche wirklich, so muß dies nothwendig neue
Aufschlüsse über die Natur und Beschaffenheit
der noch im Dunkel gehüllten Materie des Lichts
und der Wärme geben.
Derjenige, der mit der Natur und ihren Wer
ken und Kräften bekannt ist, weiß bei allen Er
scheinungen in der Welt etwas zu denken, und
er denkt mehr, als er mit den äußern Sinnen
empfindet. Daher fragen wir: ist die Sonne,
dieser glanzvolle Körper, auch bewohnt? Wir
dürfen daran nicht zweifeln. Sollten bloß die
dunkeln Weltkörper, die Planeten, bewohnbar
seyn, und die Sonne, die Quelle des Lichts,
der Wärme und des Gedeihens jener dunkeln
Körper, sollte als eine todte Masse im Weltraum
leer da stehn? — Sollte sie bloß da seyn, um
sich um sich selbst zu walzen, und jene dunkeln
Kugeln zu erleuchten ? Sollte das -der Weisheit '
Gottes angemessen seyn? Nein, wahrscheinlich
sind auf dieser ungeheuern Kugel auch Millionen
lebender und empfindender Geschöpfe, von man
nigfaltigen Abstufungen. Nur dann, wenn die
Sonne, wie alleHimmelskörper, mit Geschöpfen
und vernünftigen Wesen, wie unsere Erde bewohnt
ist, nur dann hat sie eine, der Weisheit des
Schöpfers, würdige Bestimmung. Der Allweise
und Allgütige kann keine leeren Welten bauen.
sondern da, wo Licht und Wärme ist, da sind
auch Geschöpfe, die des Lichts und der Warme
bedürfen, da sind auch Wesen, die der Allmacht
und der Güte Gottes sich erfreuen. Die Zweifel
an der Bewohnbarkeit der Sonne scheinen haupt
sächlich durch die Vorstellung veranlaßt worden
zu seyn, daß die Sonne ein brennender und
glühender Körper sey, auf welchem alle Pflanzen
und Geschöpfe vom Feuer verzehrt werden müßten.
Da aber das Licht der Sonne vielleicht nur ein
Ueberzug über einen dunkeln Körper, vielleicht
nur das für die Sonne, was die Luft für die
Erde ist; so fällt jene Vorstellung von selbst weg.
„Gott hat vom Anfange seine Werke
wohl geordnet, und erhält sie für
und für in solcher Ordnung, daß sie
ihr Werk immerdar ausrichten.
Sey mir gegrüßt zu meines Gottes Ehre,
Du seiner Schöpfung Königin!
Steig auf und geuß aus deinem Flammenmeere,
Erstaunen vor dir hink
Daß alle Welt anbetend niederfalle
Vor dem, der dich so schön gemacht;
Der Menschen schuf, und väterlich für alle
Mir seiner Allmacht wacht.
Daß überall bis zur entferntsten Zone
Die staunend deine Größe sieht,
Zufriedenheit und Lieb' und Eintracht wohne,
Die jetzt -den Erdkreis flieht.
Un.d so sey du, was du ihm stets gewesen.
Dem Erdenvolke Gottesblick!
Dem Lande Frucht, dem Kranken froh Genesen,
Dem Armen Trost und Glückt —
Auch mir, wenn ich in Unmuth aufwärts blicke,
Weil Gottes Weg' ich nicht versteh,
Geuß Heiterkeit ins kranke Herz, und schicke
Mir Kraft, daß ich's besteh.
Und lehre mich, in Freudigkeit hienieden
Mich jeder schönen Tugend weihn!
Doll Duldsamkeit, bereit zum sel'geu Frieden,
Und mild, wie du, zu seyn.
7. Größe des 'Schöpfungsgebiets.
Nun wollen wir jenen unermeßlichen Raum,
in welchem das zahllose Heer von Welten nach
ewigen Gesetzen sich-bewegt, noch einmal mit
unsern Gedanken zu fassen suchen. Können wir
auch d-ie Gränze der Schöpfung mit unsern Be
rechnungen nicht erreichen, und ist die Zahl der
Weiten so unendlich, wie der Weltraum selbst,
so wird uns doch die Größe unsers Gottes da