Full text: Kurhessischer Kalender (1830-1835)

schwinden auch sie. Wir haben daher, wie gesagt, 
nicht nöthig, anzunehmen, daß die Sonne ein 
wirkliches Feuer sey. Der in ungeheurer Menge 
in der Atmosphäre der Sonne entwickelte Licht- 
stoff verbindet sich schnell und leicht mit dem 
Wärmestoffe, der nicht von der Sonne zu uns 
kommt; sondern in der Erde, in der Luft, und 
in andern Körpern scho-n vorhanden ist. Die 
Sonnenstrahlen entwickeln nur den Wärmestoff 
in ven Körpern der Erde, und so wird für uns 
die Wärme fühlbar. Daher kann man sagen, 
daß die Sonne leuchtet, und zugleich auch wärmt. 
Läge in dem Lichtstoff bloß der Grund dsr Wärme, 
so müßte es in den heißesten Sommertagen, so 
gleich nach dem Untergang der Sonne und der' 
Entziehung ihrer Strahlen aus unserer At 
mosphäre, so wie Dunkelheit darnach erfolgt, 
auch Eiskalte entstehen, welches doch nicht der 
Fall ist. Von der Natur der Sonnenstrahlen 
läßt sich übrigens wenig mit Gewißheit sagen. 
Indeß will'der große Astronom Hersche! bei sei 
nen wichtigen Beobachtungen und Versuchen mit 
dern Sonnenlichte, die merkwürdige Entdeckung 
gemacht haben, daß die leuchtenden Strahlen 
der Sonne gänzlich von denen verschieden sind, 
welche erwärmen oder Wärme erregen, bestä 
tigt sich diese Entdeckung durch wiederholte Ver 
suche wirklich, so muß dies nothwendig neue 
Aufschlüsse über die Natur und Beschaffenheit 
der noch im Dunkel gehüllten Materie des Lichts 
und der Wärme geben. 
Derjenige, der mit der Natur und ihren Wer 
ken und Kräften bekannt ist, weiß bei allen Er 
scheinungen in der Welt etwas zu denken, und 
er denkt mehr, als er mit den äußern Sinnen 
empfindet. Daher fragen wir: ist die Sonne, 
dieser glanzvolle Körper, auch bewohnt? Wir 
dürfen daran nicht zweifeln. Sollten bloß die 
dunkeln Weltkörper, die Planeten, bewohnbar 
seyn, und die Sonne, die Quelle des Lichts, 
der Wärme und des Gedeihens jener dunkeln 
Körper, sollte als eine todte Masse im Weltraum 
leer da stehn? — Sollte sie bloß da seyn, um 
sich um sich selbst zu walzen, und jene dunkeln 
Kugeln zu erleuchten ? Sollte das -der Weisheit ' 
Gottes angemessen seyn? Nein, wahrscheinlich 
sind auf dieser ungeheuern Kugel auch Millionen 
lebender und empfindender Geschöpfe, von man 
nigfaltigen Abstufungen. Nur dann, wenn die 
Sonne, wie alleHimmelskörper, mit Geschöpfen 
und vernünftigen Wesen, wie unsere Erde bewohnt 
ist, nur dann hat sie eine, der Weisheit des 
Schöpfers, würdige Bestimmung. Der Allweise 
und Allgütige kann keine leeren Welten bauen. 
sondern da, wo Licht und Wärme ist, da sind 
auch Geschöpfe, die des Lichts und der Warme 
bedürfen, da sind auch Wesen, die der Allmacht 
und der Güte Gottes sich erfreuen. Die Zweifel 
an der Bewohnbarkeit der Sonne scheinen haupt 
sächlich durch die Vorstellung veranlaßt worden 
zu seyn, daß die Sonne ein brennender und 
glühender Körper sey, auf welchem alle Pflanzen 
und Geschöpfe vom Feuer verzehrt werden müßten. 
Da aber das Licht der Sonne vielleicht nur ein 
Ueberzug über einen dunkeln Körper, vielleicht 
nur das für die Sonne, was die Luft für die 
Erde ist; so fällt jene Vorstellung von selbst weg. 
„Gott hat vom Anfange seine Werke 
wohl geordnet, und erhält sie für 
und für in solcher Ordnung, daß sie 
ihr Werk immerdar ausrichten. 
Sey mir gegrüßt zu meines Gottes Ehre, 
Du seiner Schöpfung Königin! 
Steig auf und geuß aus deinem Flammenmeere, 
Erstaunen vor dir hink 
Daß alle Welt anbetend niederfalle 
Vor dem, der dich so schön gemacht; 
Der Menschen schuf, und väterlich für alle 
Mir seiner Allmacht wacht. 
Daß überall bis zur entferntsten Zone 
Die staunend deine Größe sieht, 
Zufriedenheit und Lieb' und Eintracht wohne, 
Die jetzt -den Erdkreis flieht. 
Un.d so sey du, was du ihm stets gewesen. 
Dem Erdenvolke Gottesblick! 
Dem Lande Frucht, dem Kranken froh Genesen, 
Dem Armen Trost und Glückt — 
Auch mir, wenn ich in Unmuth aufwärts blicke, 
Weil Gottes Weg' ich nicht versteh, 
Geuß Heiterkeit ins kranke Herz, und schicke 
Mir Kraft, daß ich's besteh. 
Und lehre mich, in Freudigkeit hienieden 
Mich jeder schönen Tugend weihn! 
Doll Duldsamkeit, bereit zum sel'geu Frieden, 
Und mild, wie du, zu seyn. 
7. Größe des 'Schöpfungsgebiets. 
Nun wollen wir jenen unermeßlichen Raum, 
in welchem das zahllose Heer von Welten nach 
ewigen Gesetzen sich-bewegt, noch einmal mit 
unsern Gedanken zu fassen suchen. Können wir 
auch d-ie Gränze der Schöpfung mit unsern Be 
rechnungen nicht erreichen, und ist die Zahl der 
Weiten so unendlich, wie der Weltraum selbst, 
so wird uns doch die Größe unsers Gottes da
	        
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