meine Kinder versammelten sich um mich her,
Di?;- fanden mit Fernando den Tod an meiner
Seite, aber Gort iriumphirte, wir siegten,
und Gott sey gepriesen!" — hier richtete er
sich feierlich und furchtbar auf, — „ Gott sey
gepriesen, SiebenzeLn hat diese Hand gemordet
zum Sühnopfer für die —! ' Krampfhaft fuhr
seine Hand nach dem Grabe und bleich und
todt sank er auf den kalten Stein.
Ruhe und Friede seiner Asche! — Ruhe und
Frieden Vittorinen! Gott aber die Vergeltung l —
(GeseÜsch. von Gubitz.) A. von Tromlitz.
Der Nachtwächter.
„ Mitternacht war vorüber, der Regen stürzt-
in Strömen nieder, ich floh zu einem kleinen
Wachthause und trat in einen Nachtwächter-
Klubb. Man muß mit einem Unbekannten von
seinem Handwerk reden, wenn man ihn gesprächig
machen will. „Ihr Leute liebt doch auch hübsche
Weiber und Mädchen", sagte ich, „warum
ist es denn noch Keinem von Euch eingefal
len, den Weibern die Stunden zu sagen?" —
Ein lautes Gelächter war die Antwort."— Das
ist nichts, Ihr werdet doch eine Ursach wissen?"
•— Hier rückte der Aelteste unter ihnen seine
Mütze. „Es ist ja eine alte Geschichte, daß
die Weiber sich nichts sagen lassen! " — „ Gut,
Alter, ich höre schon, Ihr habt Erfahrung.
Aber Ihr dort, guter Freund, seyd Ihr auch
dieser Meinung?" — „Ich mag mit den Wei
bern nichts zu schaffen haben. Grwiß'hätte ich
das Horn noch nicht abgesetzt, so würde schon
aus jedem Fenster ein Weiberkopf schauen und
rufen: daß der Hecht nicht blau, und die Glocke
nicht zehen sey." — „Euer Witz ist belesen,
mein Freund, schade, daß Euch Geliert nicht
gekannt hat." — Der Dritte nahm unaufge
fordert das Wort: „Wer wollte die lieben
Weiber aus ihrer Ruhe stören! Laßt ste schlafen,
so ist der Mann doch vor einer Gardinen-Pre
digt oder vor etwas noch Schlimmerem sicher." —
„Fürwahr, Ihr Leute genießt eines großen
Vorzuges, daß Ihr vor dieser unerbaulichcn
Art von Predigten sicher seyd."
Der Vierte hatte bisher nur den Kopf geschüt-
t-elt. „Wollen Sie auch meine Meinung wissen?"
sagte er jetzt. Ich glaube, es sey den Herren
so viel zu sagen, daß man an die Weiber nicht
denkenkann; deshalbhabeichmichaufeinigekleine
Sprüchelchen befleißigt. Wenn ich um zehen
Uhr an den Weinkellern und Kaffeehäusern vor
über gehe, und höre, wie die Kannengießer den
Staat regieren, während in ihrer Wirthschaft
Alles darunter und darüber geht, so stimme ich
meinen Spruch an, daß es besser sey, zu Hause
die zehen Gebote zu befolgen, als auser dem
Hause sich um die ehemaligen zehen Kreise des
heilgen römischen Reiches zu bekümmern. Um
eilf Uhr habe ich schon manchen feinen Herrn
ertappt, der in ein Haus schlich, in welches
er nicht gehörte; da trete ich denn hin und
singe von den eilf Jüngern, die ihrem Meister
treu blieben, und daß es eben so große Sünde
sey, seine Frau, als seinen Meister zu ver
rathen. — Wenn es Mitternacht ist, stelle
ich mich vor das Fenster, wo ein einsames
Studir-Lämpchen flimmert, und erinnere den
Gelehrten, daß die Nacht zum Schlaf gemacht
sey, und daß der liebe Gott die Sonne nicht
würde haben untergehen lassen, wenn er nicht
gewollt hätte, daß wir auch zu Bette gehen
sollten. — Um ein Uhr bin ich den Gaunern
und Dieben, die im Finstern herumschleichen,,
auf den Fersen, und schärfe ihnen in's Gewissen, |
daß ein Auge wacht, welches durch die finsterste
Nacht sieht. — Wenn ich um Zwei durch die
Straßen gehe, so schallt mir zuweilen noch
Jubel und Gesang entgegen; da trete ich dicht
unter das Fenster und singe mit lauter Stimme:
daß es zwei Wege zum Glücke gebe, einen
guten und einen dösen, und daß diejenigen auf
dem falschen Wege sind, die noch um zwei Uhr
um den Punschnapf sitzen.'— Um drei Uhr
ist Alles still und todt, nur ein Paar Spiest
Häuser sind noch erleuchtet. Wenn ich dann
bedenke, daß dort die Ruhe und das Glüa
mancher Familie auf ewig gemordet wird, fl
stoße ich noch einmal so laut in's Horn, und
singe von den drei Männern im Feuerofen. und
von den Bösewichtern, die für ihre Missethat
in dre Hölle fahren werden. — Um vier Uhr
führt mich der Weg vor der Thür des träget
Handwerkers vorüber, der den gestrigen Rausck
noch verträumt, während die emsige Hausfrau
schon die Spindel lustig dreht, singe ihm den
goldenen Spruch von der Morgenstunde vor,
und wandere flugs und fröhlich nach Hause.^,
„Seyd ihr verheiratyet, guter Freund'
fragte ich den verschmitzten Apvlogen des schonen
Geschlechts. — „Ja wohl, Herr, und zwa
mit einem recht schmucken Weibchen."—
lange?'s - „ Seit vier Wochen." - „Nr"
das hätte ich errathen können." — Ich
der Gesellschaft einen Thaler hin, um aus^'
Gesundheit des schmucken Weibchens zu tnrue /
und ging meines Weges."
(Grsellsch. von GusiH.