der dortig:» Legend »rach den Ihnen wohlbe-
lrnnten allgemeinen Grundsätzen." — ,, Virto-
ftnal" rief ich unwillkührlich auS und ging
schweigend zurück..
Die Trompete rief, der Mond beleuchtete
«ns den Vlutweg. Die ersten Strahlen der
Norgensonne zeigten- mir in weiter Ferne das
Lhal von Villarcajo und brrs vergoldete Kreuz
seines Thurmes; noch wenige Schritte, und
das Feuern, der Avantgarde überzeugte mich,
daß ich wirklich feindlich gegen den stillen Ort
des Friedens zog, den ich so wehmüthig, so
segnend verließ. — Da- tönte die Sturmglocke
im Thale, die Feuer flatterten auf den Höhen,
und meine Reuter trabten in wildem Jauchzen
den seilen Berg hinab, das Fußvolk kletterte
einen näheren Fußsteig hinunter. Immer ging
eS nach Villarcajo bin; daö Feuer wurde hef
iger, auch die Tirailleurs auf den Flügeln
waren in den Oliven-Anpflanzungen engagirt.
Ein Trupp Spanier brach hinter einem Meier-
hofe hervor, nahe genug, um das Gebrüll:
„Viva la Santa religio! Viva Ferdinando sep-
timo!“ deutlich zu hören. — Die erste döcas
drvn stürzte sich auf diese Masse, sprengte sie
auseinander und Alles jagt in wilder Carriere
nach.
Am' Bilde de- heiligen Stephan lag der
Pfarrer, einen Lanzenstich durch die Brust, ein
Crucifix in der Hand, den Blick nach oben. ■—
,,Öctt vergebe Dir!" sagte er sinster, als ich
vom Pferde sprang und auf ihn zu eilte; ,.Gott
vergebe Dir, Du hast mir blutig gelohnt! —
Doch", setzte er heiterer hinzu, „Sie sind
unschuldig, ich vergebe Ihnen gern, und auch
dem, dessen Lanze mich traf." — Ich rief
tinen Chirurguö, ihn zu verbinden; er wollte
ks nicht dulden. ,. Gönnen Sie mir nicht den
^'renvollen Tod, der Ihrer nicht wartet, den
Tod für das Vaterland’?" sprach er zürnend;
,, wollen Sie mich lieber meinen Henkern über-
"kfern, auf der Esplanade von Burgvs mich
^ schimpfliche Trophäe aufgeknüpft sehen? Ich
hrelt Sie für menschlicher! " — Er schwieg.
der Chirurgus' nun auch versicherte, die
Grunde sey tödtlich, Rettung-unmöglich, so
.^üng ich mit meinen Bitten nicht weiter in
hv; wohl aber sprach ich: „Mann des ftties
. Wie konnten Sie an die Spitze dieser
-vcenschen sich stellen und zum Blutrichter wer-
J*: [' ~ ,, Lassen Sie mich nur" — so ant-
er> mild lächelnd — ,, lassen Sie mich
ur ln meine Kirche tragen und dort sterben,
hersagen Sie mir diese Bitte nicht, eS ist ja
An ?^e für diese Welt — dort sollen Sie -
"fahren!" — Ich ließ ihn auf einer
^^ß^durch meine Leute fortbringen, sie thäte»
tS irtüiy, ber chrwurdtge'blutende Grero popn
Allen Ehrfurcht »:.7»
Der Zug ging vorwärts; Überall flohen die
Spanier; Villarcajo war genommen und nur
noch cii.zelne Schüsse fielen aus den Häusern,
als wir einrückten. Schon brannte es an meh
reren Orten, schon schlug die Flamme über der
Wohnung deS Pfarrers zusammen, als wir
über den Platz zur Kirche kamen, und unwill-
kührlich rief ich: „Vittorina!" — „Bald sind
wir bei ihr!" sprach der Greis, und zeigte
nach der offenen Kirche; „dorthin, dorthin!
vor den Altar, auf jenen frisch gesenkten Stein
setzt mich nieder, meine Kinder!" sagte er,
„da laßt mich ruhig sterben!"— Ich trat
vor den Altar, meine Blicke fielen auf den
Stein zu seinen Füßen, und mit großer Schrift
stand — o daß ich es lesen mußte! — „Vittv-
rina de Corrego y Fernando Almasas" darauf
gegraben.—„Dahin, dahin!" rief der Pfarrer,
immer nach dem Stein zeigend, den seine Sehn,
sucht nicht rasch genug ereilen konnte, und:
„Gottlob!" seufzte er, da man ihn hinsetzte,
ihn mir dem Rücken an den Altar lehnte;
„Gottlob! bald bin ich bei Dir!"
//Junger Mann!" sagte er, indem er meirre
Hand feierlich ergriff; ,, Gott gab mir ein
Zeichen; durch die hier Ruhende sprach der
Herr zu mir, ich habe seine Stimme gehört
und seine Befehle treulich befolgt! — Doch
setzen Sie sich neben mich " — fuhr er fort —
„nur leise kann ich noch reden, und ich wünschte
doch so gern. Sie möchten es wissen, warum
ich starb; Ihre Thränen möchten auf dieses
Grab, auf meine Leiche fließen ! " — Ich setzte
mich, er hub mit schwacher Stimme an : „Acht
Tage nach Ihrem Abmarsch kam ein Detasche-
ment Franzosen in unser Dorf; auch zu mir
kamen mehrere in's Quartier, sahen Virtorina,
und, Hände und Füße dem Greise gebunden,
Fernando gemißhandelt und geknebelt, entehrten
sie vor unserm Angesicht den Engel der Unschuld
und eilten triumphirend über ihre Schandthat
davon. — Sckweigend stieg die Entehrte vom
Lager ihrer Schande, entledigte mich meiner
Fesseln, eilte zu Fernando, nahm einen ver--
borgenen Dolch von seiner Brust, stieß ihn in
ihr Herz, noch ehe ich zu ihr eilen konnte,,
und unter dem Ausruf: „Heilige Jungfrau,
nimm mich Sündhafte gnädig auf!'' verschied
sie. Fernando, seiner Bande entledigt, zog
den blutigen Dolch aus dem Busen der Mär
tyrin, ich nahm das Crucifix in meine Rechte,
so stürzten wir auf-die Straße,. Rache der
heiligen Jungfrau schwörend. Dem ersten Fran
zosen,, der uns begegnete, .stieß Fernando den
Dolch in's Herz. Die Sturmglocke tönte.